Das Festival entwickelte sich in Karlsruhe aus den Lesbisch-Schwulen Filmtagen, die 1994 gegründet wurden. Seit 2015 wird das Filmfestival vom gemeinnützigen Verein Pride Pictures getragen. Inzwischen eines der größten Queer-Filmfestivals in Deutschland, zeigt das einwöchige Festival traditionell Ende Oktober aktuelle von der Festival-Jury ausgewählte internationale Spielfilme, dokumentarische Filme und inzwischen legendäre Kurzfilmprogramme.

Dafür arbeitet das Team ein Jahr lang an der Sichtung hunderter Filme, der Außendarstellung und Vernetzung, der Festivalprogrammierung, Einladung und Unterbringung internationaler Gäste, der Erstellung deutscher Untertitel, der Übersetzung der Filme und Planung der Festivalwoche. Man versteht sich als vielfältiges Team queerer Menschen, die queere Geschichten lieben und die Chance nutzen, diese auf die Kinoleinwand zu bringen.
Das Programm bietet vielfältige Blickwinkel, relevante Themen und Diskussionsstoff und spannt den Bogen von einfühlsamen Liebesdramen über das Hinterfragen von Geschlechteridentitäten bis hin zu humorvollen und manchmal auch absurden Stoffen. Die PP-Crew arbeitet ehrenamtlich dafür, dass queere Geschichten einen Raum in der Öffentlichkeit finden, gesehen und gehört werden.
ka-news.de: Hallo Herr Stockert. Warum sind die PP so wichtig (für Karlsruhe)?
Andreas Stockert: Pride Pictures e.V. hat mit dem Queer Film Festival Karlsruhe das Ziel, eine Lücke im Karlsruher Filmfestival- und Kulturkalender zu füllen! Ein zentraler Beweggrund für das Queer Film Festival Karlsruhe ist unter anderem die aktuelle gesellschaftliche Entwicklung. Es ist wichtig, dass alternative Perspektiven gezeigt werden. Rechtspopulist*innen auf der ganzen Welt möchten alternative Lebensweisen und -welten verschwinden lassen und an den Rand drängen. Selbst in Europa sind queere Menschen für Teile der Gesellschaft wieder scheinbar legitime Ziele von Aggression und Hass geworden.

Wir möchten mit unserem Festival dazu beitragen, dass alternative Perspektiven nicht verschwinden, sondern als lebendige und gleichberechtigte Sicht- und Lebensweisen in der Gegenwart existieren. Wir plädieren mit unserem Festival für Vielfalt und Akzeptanz.
Durch die Präsenz dieser Vielfalt auf der Kinoleinwand verschaffen wir dieser eine Sichtbarkeit in Karlsruhe. Das Festival bietet zusammen mit den anderen Filmfestivals der Stadt ein Forum für eine gesellschaftlich engagierte, diskussionswürdige und anspruchsvolle Filmkultur. Das Festival regt zum Miteinander reden, austauschen, diskutieren ein. Ein wichtiger Gesichtspunkt in der heutigen Zeit, in der vorwiegend polarisiert wird. Außerdem zeigen wir einfach hervorragende aktuelle Filme.
Wie ist die queere Szene in der Fächerstadt aufgestellt?
Die queere Szene ist in Karlsruhe inzwischen immer besser aufgestellt. Die Vernetzung wird immer besser und seit queerKastle gegründet wurde - mit dem Ziel der Vernetzung aller queeren Gruppierungen und Vereine und der Schaffung eines queeren Zentrums in Karlsruhe - besteht eine sehr gute Zusammenarbeit der queeren Szene und Aktivist*innen.

Wie ist der Kontakt zu anderen Filmfestivals in Karlsruhe (beispielsweise den Independent Days)?
Der Kontakt zu den anderen Filmfestivals der Stadt wie Independent Days, dokKa, Stummfilmfestival anderen kulturellen Institutionen und zur Kinemathek und Schauburg Karlsruhe ist sehr gut. Wir unterstützen uns in den Sozialen Medien und tauschen uns regelmäßig aus.

Ein Fazit zum 30. Jubiläum?
Wie immer viel Arbeit das ganze Jahr, um das Festival mit 15 Ehrenamtlichen zu organisieren und die Programme zu kuratieren. Und das Ganze mit 20 Prozent weniger Förderung. Aber es hat sich zum 30. Jubiläum besonders gelohnt, weil wir ein hervorragendes und vielfältiges Filmprogramm mit drei Kurzfilmprogrammen präsentieren, wieder ein Podium mit außergewöhnlich spannenden Gäst*innen veranstalten, mit der Schauburg ein weiteres Kino im Boot haben und mit einem komplett neuen Erscheinungsbild in diesem Jahr unsere 30 stolz feiern können. Unser Motto: Unity in Diversity!
Die Festival-Fete in der Alten Hackerei kommt ja unter dem Motto/Dresscode: "Come As You Like! Glitzer, Glamour und Fummel geht immer!" daher - erwartet ihr Spaß und ein volles Haus?
Unsere Festivalparty ist inzwischen eine DER queeren Partys in Karlsruhe. Das liegt an der Musik, der Atmosphäre und dem sehr gemischten Publikum. Wir freuen uns auf beste Partylaune und coole Beats. DJ LeFrick und DJ Joerkin Joe werden uns richtig einheizen. Full House ist eigentlich Ehrensache.

Tipp: Party und Podiumsdiskussion
Zwei Tipps noch für die lange Festival-Woche: Am Samstag, 21. Oktober, steigt in der Alten Hackerei ab 22 Uhr die große Jubiläums-Eröffnungs-Party, Fördermitglieder und Festivalpass-Inhaber haben freien Eintritt! Darüber hinaus findet am Mittwoch, 25. Oktober, ab 18 Uhr in der Insel (Karlstraße 49b) eine Podiumsdiskussion unter dem Motto "Vielfalt durch Veränderung" statt. Der Eintritt ist frei!

Übrigens: Wer Teil von PP werden will, kann sich bei den Organisatoren/Machern unter info@pridepictures.de melden! Zudem kann man Fördermitglied/Sponsor werden. Das komplette Festival-Programm gibt's ausführlich auf der PP-Website.
Termin: 21. bis 29. Oktober 2023, Schauburg/Kinemathek, Karlsruhe