ka-news.de sprach mit dem Direktor des Badischen Landesmuseums (BLM), Eckart Köhne, wie aufwändig so eine umfassende "Transformation" tatsächlich ist - und warum Köhne ab Mai auch Direktor der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden ist.
ka-news.de: Die Generalsanierung steht an, wann geht's los und wann können die Besucher dann wieder ins Schloss zurück? Umreißen Sie gerne mal das Procedere!
Eckart Köhne: Der letzte Öffnungstag ist der 28. September 2025, dann wird das Schloss für einige Jahre geschlossen. Für die Sanierung sind sechs bis sieben Jahre anberaumt, allein für den baulichen Teil. Es kostet auch geraume Zeit, die Objekte alle abzubauen/auszuräumen, es sind 13.000 bis 15.000 Exponate an der Zahl!
Viele haben wir teilweise seit Jahrzehnten nicht mehr richtig "angerührt" - es muss alles verpackt werden, restauratorisch begutachtet werden. Anschließend wird der Westflügel zu einem Depot umgebaut, da kommen dann sämtliche Exponate hinein.

Seit 1966 (dem Wiederaufbau) wurde im Inneren des Schlosses keine grundlegenden baulichen Sanierungen durchgeführt, dementsprechend veraltet ist die Gebäudetechnik. Wir reden ja heute über ganz andere Voraussetzungen.
Nehmen wir den Brandschutz: Da hat sich über die Jahre viel verändert, aus gutem Grund, das Gebäude soll ja sicher sein. Wir erleben aktuell, dass die Sommer immer wärmer und heißer werden, wir mussten das zweite Obergeschoss bei teilweise über 30 Grad auch schon mal schließen. Das war weder für die Aufsicht noch die Besucher gut und zumutbar.
Ein weiteres und wichtiges Anliegen ist natürlich die fehlende Barrierefreiheit im Schloss – diese wird behoben, wofür wir sehr dankbar sind. Wenn man über Klimatisierung beziehungsweise Kühlung redet, das sind natürlich wirklich einschneidende Sanierungsmaßnahmen. Die Decken müssen beispielsweise auch den Brandschutzvorgaben entsprechen - wir gehen da wirklich an die Substanz des Gebäudes. Es ist ein wichtiger Schritt in die Zukunft!

Die dringend notwendige Sanierung des Karlsruher Schlosses durch das Amt Karlsruhe, Vermögen und Bau Baden-Württemberg, ermöglicht nicht nur den Erhalt dieses einzigartigen Gebäudes, sondern schafft auch die Grundlage für ein modernes Museumserlebnis.
Natürlich bleiben wir präsent – an unseren anderen Standorten wie dem Museum beim Markt in Karlsruhe, in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden und über unsere digitalen Angebote. Doch mein Appell an unsere Gäste lautet in diesem Jahr vor allem: Nutzen Sie die Gelegenheit, unsere Sammlungsausstellungen im Rahmen von vielfältigen Veranstaltungen im Museumssommer noch einmal live zu erleben!

Die Ausstellung "Unrecht & Profit" untersucht die NS-Zeit als prägende Phase für die Entwicklung der Sammlungen. Es war uns ein Anliegen, diese Schau noch vor der Schließung zu zeigen. Die Aufarbeitung und die Provenienzforschung dazu bleiben ein fortlaufender Prozess. Es wird dazu zudem eine Begleitpublikation geben. "Das BLM ist eben auch kein Ort des Widerstands gewesen", so Köhne freimütig.
Auf was dürfen sich etwaige Gäste nach der "Transformation" freuen?
Köhne: Das/ein Museum verändert sich ja immer auch mit der Gesellschaft, es muss ein(e) öffentliche Einrichtung/offener Ort sein. Künftig werden bei uns die Foyers etwas größer, man soll und kann des Weiteren auch ohne Ticket ins Café gehen können. Zudem werden wir die Angebote ein bisschen diversifizieren.
Im Moment ist es ja so: Wir haben zirka 8.000 Quadratmeter Schausammlung, diese werden wohl leicht schrumpfen, es wird überdies eine große Expothek geben - wir haben das erprobt und werden dieses erfolgreiche Konzept auch weiter ausbauen. Es sollen zudem stärker Generationen/Familien angesprochen werden, die Schausammlung selbst wird wahrscheinlich einen anderen Charakter bekommen.
Vielleicht ein kurzes Schlaglicht zu den Entwicklungen in Baden-Baden, Herr Köhne
Die Vorgängerin Çağla Ilk hatte einen befristeten Vertrag, dieser läuft Ende April aus. Dieser Vertrag wird auch nicht verlängert. Frau Schulenburg und ich leiten dann ab Mai die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden und sind dort für das Programm verantwortlich. Wir haben eine Ausstellungsfläche, auf der wir Objekte unserer Sammlung zeigen können, verknüpft mit modernen zeitgenössischen künstlerischen Positionen. So werden wir Ausstellungsprojekte zu verschiedenen Themen realisieren.
Das eigentliche Problem für einige war, dass dies eine Überraschung war, in Baden-Baden gab es jetzt lange eben Zeitgenössische Kunst. Uns dann mit der Arbeit zu beauftragen, bedeutet natürlich auch einen Wechsel in der Programmatik dort, das hat durchaus für Diskussionsstoff gesorgt. Dieser Wechsel ist in dem Haus aber schon immer so gewesen.
Finale Frage: Was war bedeutend/erfolgreich bei Euch in den letzten Jahren?
Köhne: Wir hatten eigentlich ausschließlich schöne Projekte: Da war das spannende Reichenau-Projekt, die grandiose 80er-Ausstellung, die großen archäologischen Schauen, Ramses, Etrusker, Mykene, Revolution für Anfänger. Der Hotzenplotz wäre sicher auch schön gewesen, aber da hat uns leider Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Zum Schluss nochmal ein Appell an unsere interessierten Gäste: Nutzt die Chance noch bis Ende September, dann ist wirklich zu! Der September kommt schneller, als man denkt (lächelt). Wir merken zudem auch, dass der Turm immer noch sehr beliebt ist, der lohnende 23-minütige Film 'Ich, Karl Wilhelm' läuft da immer noch!
Auch wenn man sich nochmal (die) badische Geschichte oder mittelalterliche Altäre anschauen will, oder wenn jemand speziell Archäologie mag - das kann man sich alles noch mal ansehen. Wenn man die Baumaßnahmen plus Einrichtungszeit und vorher die Abbauzeit betrachtet - wir müssen sehen, wie sich das Ganze entwickelt. Es ist klar, dass das lange und viele Jahre dauern wird!
Die Zahlen zum Badischen Landesmuseum
Wie beliebt das Badische Landesmuseum mit seinen Sammlungen und Angeboten ist, belegen die Zahlen des vergangenen Jahres. Mit insgesamt 295.337 Besucherinnen und Besuchern in allen Außenstellen und Zweigmuseen wurde das Vorjahresergebnis von 261.208 noch übertroffen. Bis zur temporären Schließung können sich Besucher auf folgende Ausstellungen freuen.
Ausstellungen 2025 im Überblick
Bis 27. April 2025
"Spolia – Vom Gedächtnis der Dinge" - Skulpturen von Myriam Schahabian Studiopräsentation Schloss Karlsruhe
Bis 28. September 2025
"Kann das weg? Von Abfällen und Einfällen" Volontär*innen-Ausstellung Schloss Karlsruhe
Bis 30. November 2025
"Hoch die Tassen! Kulturgeschichte mundgerecht" Keramikmuseum Staufen
12. April bis 28. September 2025
"Unrecht & Profit – Das Badische Landesmuseum im Nationalsozialismus" Schloss Karlsruhe
4. Juli bis 28. September 2025
"Unvergängliche Augenblicke" – Fotografien von Uli Deck Studiopräsentation Schloss Karlsruhe
2. August bis 28. September 2025
Der Museumssommer "Noch einmal Baden in Kultur" Veranstaltungen und Events Schloss Karlsruhe