"Angriff der Klonkrieger" spielt etwa zehn Jahre nach der ersten Episode. Aus dem pausbäckigen Wunderkind Anakin Skywalker (Hayden Christensen) ist ein stattlicher aber hitzköpfiger und ungeduldiger Jüngling geworden. Unter der Anleitung des weisen Lehrmeisters Obi-Wan Kenobi (Ewan McGregor) steht er kurz vor den letzten Weihen zum Jedi-Ritter. Die Republik liegt nach wie vor im Clinch mit der gierigen Handelsföderation, die gewaltige Armeen mobil macht, gegen deren schiere Größe die wenigen Jedi machtlos scheinen.
Von tristen Technokratenwelten zu bonbonfarbenen Palästen
Ewan McGregor in der Rolle des Obi-Wan (Foto: pr) |
Der Konflikt spitzt sich zu, als ein Anschlag auf die Senatorin Amidala (Natalie Portman) verübt wird. Anakin wird ihr als Leibwächter zur Seite gestellt und die beiden entdecken ihre Gefühle füreinander. Derweil stößt Obi Wan bei seinen Ermittlungen auf einen mysteriösen Kopfgeldjäger und eine riesige Armee von Klonkriegern, die ein obskurer Auftraggeber für die Republik herstellen ließ. Es wird immer offensichtlicher, dass eine finstere Kraft hinter all dem steckt, die den Ausbruch eines Krieges zu provozieren versucht. Jedi-Großmeister Yoda (Frank Oz) zweifelt, ob nur die der dunklen Seite der Macht verfallenen Sith-Lords die Urheber allen Übels sein können.
Wie erwartet geizt Lucas bei der Umsetzung seiner Story nicht mit Schauwerten. Von Anfang an wird der Zuschauer mit optischen und akustischen Effekten allererster Güte bedient. Nach der Exposition folgt eine - auch visuell - an Ridley Scotts "Blade Runner" erinnernde Detektivgeschichte, die den bei "Star Wars" üblichen Genre-Mix aus Western und Eastern, Historienfilm, Kostümfilm, Kriegsfilm und einigen anderen mehr ergänzt. Im weiteren Verlauf der Handlung wechseln die Schauplätze häufig. Der Zuschauer reist von tristen Technokratenwelten zu bonbonfarbenen, prachtvollen Palästen und vom Wasserplaneten Kamino führt uns Lucas auf den altvertrauten Wüstenplaneten Tatooine. Verschiedene Handlungsstränge entfalten sich parallel zueinander, bis alles auf den unvermeidlichen Showdown zusteuert. Diese bewährte Rezeptur ist dem "Star Wars"-Kundigen bestens vertraut.
Das ein oder andere Eigentor
Prachtvolle Weltraumbauten (Foto: pr) |
Lucas entwickelt seine Geschichte dramturgisch geschickt, zumindest bis zur ersten Hälfte. Etwa in der Mitte des Filmes kommt es zu einem dramatischen Einschnitt: Der junge Skywalker vollführt seinen ersten Schritt auf die dunkle Seite der Macht. Darsteller Hayden Christensen gelingt es, obwohl teils etwas hölzern agierend, überraschend viel von seinem inneren Konflikt zu zeigen, der ihn schließlich zu Darth Vader werden lässt. Leider folgen in der zweiten Hälfte einige Eigentore von George Lucas. Schlimm die Sequenz in einer Roboterfabrik. Anakin, Amidala und die beiden Droiden R2D2 und C3PO (Anthony Daniels) geraten gegen ihren Willen auf die Fließbänder der riesigen Fertigungshallen. Was sich im folgenden abspielt, ist eine Mischung aus einem Jump And Run-Spiel, Zeichentrickfilm und Charlie Chaplins "Moderne Zeiten". So etwas kann nicht gut gehen.
Hier greift der Zuschauer unbewusst zu einem Joypad, um den Akteuren bei ihrem verzweifelten Hüpfen und Springen zwischen Hämmern, Walzen und Stampfen zu helfen. Die Slapstick-Szenen der Roboter wirken aufgesetzt, als habe man nachträglich entschieden, dass der Film noch etwas Humor benötigt. Falls Lucas hier versucht hat, die Vermarktung seiner Filme durch Videospiele ironisch zu beleuchten, so geht der Schuss nach hinten los. Er gibt seine Protagonisten lediglich der Lächerlichkeit Preis und nimmt dem Publikum jenseits des Kindesalters die Möglichkeit, mit ihnen zu fiebern. Zwar handelt es sich bei den "Star Wars"-Filmen um Märchen, aber auch ein Märchen funktioniert nur in gewissen Grenzen.
Zwiespältiger Gesamteindruck
Anakin jagt die Entführer seiner Mutter (Foto: pr) |
Passagen wie diese hinterlassen einen zwiespältigen Gesamteindruck. Schließlich will der Ballettbesucher nicht während der Vorstellung urplötzlich ein Abdriften in volkstümlichen Tanz schauen müssen. Fans der ersten Stunde werden sich nach Harrison Ford alias Han Solo sehnen, der es in der alten Trilogie schaffte, nur durch ein schiefes Grinsen Humor und Ironie zu erzeugen. Es ist eine Diskrepanz zwischen den aktionsgeladenen, dynamischen Sequenzen und den Szenen, die eher vom Dialog getragen werden, festzustellen. Die Liebesgeschichte zwischen Anakin und Amidala wirkt zwischen all dem Getöse etwas deplaziert.
Beinahe drängt sich der Verdacht auf, hier wurden zwei verschiedene Filme zusammengeschnitten. Die Romanze wird nicht zu sehr ausgebreitet, findet jedoch in einem visuell und musikalisch recht kitschig aufbereiteten Rahmen statt. Aber das ist eben der Preis der Wunderwelt der digitalen Möglichkeiten. Jahrelanges Nachbearbeiten und Hinzufügen zahlreicher Effekte muss ja zwangsläufig dazu führen, das Spiel der menschlichen Handlungsträger aus dem Blickwinkel zu verlieren.
Insgesamt erwartet den Kinobesucher ein spannender, dramatischer Film der mit seiner opulenten Bilderflut beeindruckt und technisch neue Maßstäbe setzt. Auch Fans der alten Generation kommen auf ihre Kosten, die schon immer mal ein Duell zwischen Jedi-Rittern und Kopfgeldjägern oder einfach nur viele Jedis auf einmal kämpfen sehen wollten. Wer nicht hinterfragt, warum die Helden einen Sturz aus 200 Metern Höhe überleben, wer also noch wie ein Kind staunen kann, kommt auf seine Kosten.
Neben der bezaubernden Amidala (Natalie Portman) ist auch R2-D2 wieder mit von der Partie (Foto: pr) |
Was bleibt ist der Eindruck eines visuellen Overkills, als wolle George Lucas sein Publikum erschlagen und damit den nachhaltigsten Eindruck, der möglich ist, zu hinterlassen. Ob er dies aus Absicht tut oder aus Verzweiflung angesichts der gewachsenen Konkurrenz wie "Harry Potter" (ka-news berichtete), "Der Herr der Ringe" (ka-news berichtete) oder "Spiderman" (ka-news berichtete) sei dahingestellt. Auch wenn es abgedroschen klingt: Weniger ist manchmal wirklich mehr. "Star Wars: Episode II - Angriff der Klonkrieger" ist in Karlsruhe in der Schauburg, im Filmpalast und im Universum zu sehen. (oliloh)