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Polizeigewalt beim KSC-Derby? Das ist bekannt

Karlsruhe

Polizeigewalt beim Derby? KSC und Polizei treffen sich nach Wildpark-Eklat

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    Das Spiel zwischen dem KSC und Kaiserslautern ist ein Hochrisikospiel. Die Polizei zeigt entsprechende Präsenz.
    Das Spiel zwischen dem KSC und Kaiserslautern ist ein Hochrisikospiel. Die Polizei zeigt entsprechende Präsenz. Foto: Michaela Anderer

    Das Südwestderby zwischen dem KSC und Kaiserslautern wird von DFB und Behörden als "Hochrisikospiel" behandelt. Dementsprechend groß war der Polizeieinsatz vor dem Spiel. Doch der Polizeieinsatz geriet laut Fans und Verein außer Kontrolle. 

    Die Entwicklungen rund um den Polizeieinsatz am 4. Mai gibt es hier im Überblick.

    14. Mai, 9.12 Uhr: Gespräch zwischen KSC und Polizei

    10 Tage nach dem Vorfall im Wildpark haben sich die Polizei und der KSC zu einem gemeinsamen Gespräch getroffen. Das gaben sie in einer gemeinsamen Pressemitteilung bekannt. Vertreter der Stadt Karlsruhe seien ebenfalls anwesend gewesen. 

    "Ziel war es hierbei, derartige Ereignisse künftig zu vermeiden und vor diesem Hintergrund die kooperative Zusammenarbeit auszuweiten, um gemeinsam für die Sicherheit innerhalb und rund um das Fußballstadion zu sorgen. Nach der Saison wird es weiteren Austausch geben, um die kommende Spielzeit gemeinsam und bestmöglich vorzubereiten", heißt es darin wortwörtlich.

    Details zu dem Gespräch nannten beide Parteien nicht. 

    13. Mai, 8.41 Uhr: Supporters geben Statement ab

    In einer ausführlichen Stellungnahme äußern sich die Supporters Karlsruhe 1986 e.V., der offizielle Fan-Dachverband des KSC, kritisch zur aktuellen sicherheits- und polizeilichen Entwicklung bei Heimspielen.

    In ihrer Pressemitteilung erinnern sie an das bewährte "3-Säulen-Modell" – bestehend aus Verein, Fanprojekt und Supporters –, das jahrzehntelang einen respektvollen Dialog mit allen Akteuren, auch der Polizei, ermöglichte. Dieses Modell habe maßgeblich zur Deeskalation und Vertrauensbildung beigetragen – bis es, laut Supporters, seit der Neubesetzung der polizeilichen Einsatzleitung im Sommer 2021 zunehmend erodiert sei.

    "Der regelmäßige Dialog wurde eingestellt, die Kommunikation mit dem “3-Säulen-Modell” ist quasi nicht mehr vorhanden, Einsatztaktiken erscheinen zunehmend unberechenbar, intransparent und pauschalisierend – mit spürbaren Konsequenzen rund um die Spieltage des KSC sowohl für Heim- als auch für Gästefans", heißt es in der Mitteilung vom 13. Mai.

    Das Spiel zwischen dem KSC und Kaiserslautern ist ein Hochrisikospiel. Die Polizei zeigt entsprechende Präsenz.
    Das Spiel zwischen dem KSC und Kaiserslautern ist ein Hochrisikospiel. Die Polizei zeigt entsprechende Präsenz. Foto: Thomas Riedel

    Besonders der Vorfall beim Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern am 4. Mai 2025 sei Beleg für diese problematische Entwicklung. Dies dürfe nicht als Einzelfall abgetan werden. Die Supporters begrüßen ausdrücklich die deutliche Reaktion des KSC und das Engagement der Fanhilfe Karlsruhe. Gemeinsam fordern sie eine lückenlose Aufklärung, eine Rückkehr zum Dialog sowie eine respektvolle, transparente Sicherheitsstrategie.

    Das vollständige Statement gibt es hier zum Nachlesen: supporters-karlsruhe.de

    8. Mai: Fanclub "Blau-Weiss statt Braun" kritisiert Polizeieinsatz im Stadion scharf

    Der Fanclub "Blau-Weiss statt Braun" (BWSB) hat sich in einer Stellungnahme  vom 8. Mai, besorgt über den Polizeieinsatz im Karlsruher Wildparkstadion gezeigt. Der Verein fordert eine unabhängige und transparente Aufarbeitung des Vorfalls und appelliert an die Politik, insbesondere an Innenminister Thomas Strobl (CDU), ihrer Verantwortung nachzukommen.

    Der KSC-Fanclub "Balu-Weiss statt Braun" fordert Innenminister Strobel auf, seiner Verantwortung nachzukommen.
    Der KSC-Fanclub "Balu-Weiss statt Braun" fordert Innenminister Strobel auf, seiner Verantwortung nachzukommen. Foto: Bernd Weißbrod/dpa

    Von der Polizei erwartet BWSB ein deeskalierendes und rechtsstaatliches Vorgehen. "Wenn Polizeiaktionen selbst zur Eskalation beitragen, wird das Vertrauen in demokratische Strukturen massiv beschädigt", heißt es in der Mitteilung. Der Fanclub bekräftigt sein Engagement für eine gewaltfreie Fankultur und setzt sich für einen offenen Dialog zwischen Fans, Vereinen und Behörden ein.

    6. Mai, 14.20 Uhr: "Das war eine neue Dimension der Polizeigewalt"

    In einem Beitrag von Baden TV äußert sich ein Vertreter der Karlsruher Fan-Hilfe zu dem Polizeieinsatz. Er kritisiert, dass sowohl die Politik als auch die Polizei stets von einer "neuen Dimension der Fangewalt" sprechen. Allerdings sei es klar, dass es weder im alten noch im neuen Stadion jemals einen vergleichbaren Polizeieinsatz gegeben habe: "Es handelt sich um eine neue Dimension der Polizeigewalt", so der Sprecher.

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    Foto: Thomas Riedel

    In Absprache mit dem KSC bereitet die Fan-Hilfe nun die Aufarbeitung des Polizeieinsatzes vor: "Wir befinden uns noch in der Findungsphase. Aber klar ist, dass wir diesen Einsatz so nicht hinnehmen werden", erklärt der Sprecher der Fan-Hilfe. Noch am Sonntag hatte die Fan-Hilfe dazu aufgerufen, dass sich Betroffene mit ihren Erlebnissen, Fotos und Videos bei ihnen melden können. Dies tun die Fans auch, so der Sprecher. Die Zahl der eingegangenen Meldungen liege bereits im zweistelligen Bereich, verrät er gegenüber Baden TV.

    17.12 Uhr: KSC konnte keine Mängel feststellen

    Der Sicherheitsbeauftragte des KSC sei laut einer Mitteilung des Vereins gegen 12 Uhr auf Mängel bei der Einlasskontrolle hingewiesen worden. Der Veranstaltungsleiter und der Bereichsleiter des Sicherheitsdienstes haben keine Mängel feststellen können. Man habe dennoch den Sicherheitsdienst angewiesen, die Kontrollen intensiv durchzuführen.

    Geschäftsführer Michael Becker sagt zudem laut Mitteilung: "Wir können die Situation vor Ort sehr gut beurteilen. Es waren mehrere Verantwortliche Augenzeugen des Vorfalls." Diese können bestätigen, "dass es zu keinem Zeitpunkt Handlungen der Fans gegeben hat, welche die unverhältnismäßige und gewalttätige Aktion der Polizei auch nur annähernd gerechtfertigt hätte."

    Die Polizei war mit einem großen Aufgebot an Einsatzkräften beim Südwestderby vor Ort.
    Die Polizei war mit einem großen Aufgebot an Einsatzkräften beim Südwestderby vor Ort. Foto: Thomas Riedel

    Eine weitere Eskalation habe durch das Eingreifen von KSC-Verantwortlichen und Anhängern der aktiven Fanszene verhindert werden können. Mehrere verletzte Personen haben sich in die Behandlung der Sanitäter begeben. Man bedaure, "dass Kinder und Familien die Situation als Augenzeugen miterleben mussten". Der Verein habe die Polizei gebeten, die aufgezeichneten Kamerabilder zur Verfügung zu stellen. Zudem wolle man ein klärendes Gespräch mit der Polizeipräsidentin und dem zuständigen Einsatzleiter führen.

    15 Uhr: Fans seien teilweise wenig bis gar nicht kontrolliert worden

    Auf Nachfrage der ka-news.de-Redaktion teilte ein Sprecher der Polizei mit, dass keine verbotenen Gegenstände sichergestellt wurden. Auf die Frage, warum die Zugangskontrollen durch den Sicherheitsdienst als "unzureichend" eingestuft wurden, erklärte der Polizeisprecher: "Fans wurden wenig bis gar nicht kontrolliert."

    Das Spiel zwischen dem KSC und Kaiserslautern ist ein Hochrisikospiel. Die Polizei zeigt entsprechende Präsenz.
    Das Spiel zwischen dem KSC und Kaiserslautern ist ein Hochrisikospiel. Die Polizei zeigt entsprechende Präsenz. Foto: Thomas Riedel

    Dieser Umstand sei umgehend dem Sicherheitsbeauftragten des KSC mitgeteilt worden. Der Verein habe jedoch trotz ausreichender Frist nicht angemessen auf die Bedenken der Polizei reagiert. Erst daraufhin habe die Polizei eingegriffen und eigene Kontrollen durchgeführt.

    14.30 Uhr: Polizei spricht von unzureichenden Einlasskontrolle

    In einer Pressemitteilung vom 5. Mai, äußert sich die Polizei nun zu dem Vorfall. Hier wird der Sachverhalt wie folgt geschildert: Gegen 12 Uhr stellten Beamte bei der Überwachung der Einlasskontrollen Sicherheitsmängel fest. Trotz Aufforderungen zur Nachbesserung kamen mehrere KSC-Fans unzureichend kontrolliert ins Stadion, was den Verdacht auf verbotene Gegenstände aufwarf. Etwa 100 Fans versammelten sich vor den Einsatzkräften und erschwerten die Kontrollen, was zu einem Konflikt führte. Einige Fans vermummten sich und warfen Gegenstände auf die Polizei, weshalb Schlagstöcke eingesetzt wurden. Mehrere Fans konnten sich dennoch unkontrolliert Zugang zum Stadion verschaffen.

    Das Spiel zwischen dem KSC und Kaiserslautern ist ein Hochrisikospiel. Die Polizei zeigt entsprechende Präsenz.
    Das Spiel zwischen dem KSC und Kaiserslautern ist ein Hochrisikospiel. Die Polizei zeigt entsprechende Präsenz. Foto: Thomas Riedel

    Die Polizei nahm mehrere Personen fest, die nun mit Strafverfahren wegen Beleidigung, Körperverletzung und tätlichem Angriff rechnen müssen. Entgegen vorheriger Berichterstattung wurde kein Pfefferspray eingesetzt, und es gab keine Verletzten unter den Beamten oder den Fans. Auch Frauen und Kinder seien wohl nicht vom Polizeieinsatz betroffen gewesen. Das polizeiliche Konzept für den An- und Abreiseverkehr verlief ruhig, und die Fans beider Vereine verließen das Stadion ohne weitere Zwischenfälle.

    14.20 Uhr: Führte der Protest der Fans gegen die polizeilichen Einlasskontrollen zur Eskalation?

    Ein Fan schildert den Ablauf der Eskalation gegenüber der BNN wie folgt: Zu Beginn kontrollierten Polizisten die Fans, die über den Eingang zur Südtribüne ins Stadion wollten. Als sich KSC-Fans aus Protest mit dem Rücken zu den Polizisten zwischen die Einlasskontrollen und die weiteren Polizeikräfte stellten, eskalierte die Situation kurz darauf.

    Das Spiel zwischen dem KSC und Kaiserslautern ist ein Hochrisikospiel. Die Polizei zeigt entsprechende Präsenz.
    Das Spiel zwischen dem KSC und Kaiserslautern ist ein Hochrisikospiel. Die Polizei zeigt entsprechende Präsenz. Foto: Thomas Riedel

    Nach etwa zehn Minuten hätten die Polizisten ihre Helme aufgesetzt und begonnen, die Fans aus dem Eingangsbereich zu drängen. Dabei seien Schlagstöcke und Pfefferspray zum Einsatz gekommen, berichtet der Zeuge. Zudem habe die Polizei auch Fanbetreuer und Mitarbeiter des Ordnungsdienstes aus dem Bereich geräumt, so der Zeuge weiter.

    12.30 Uhr: Nach Polizeieinsatz blieb die Kurve stumm

    Laut einem Bericht der Badischen Neuesten Nachrichten (BNN) war für den Auftakt des Südwestderbys eine Choreografie der aktiven Karlsruher Fanszene geplant. Doch als Protest gegen den Polizeieinsatz wurde die Choreografie spontan abgesagt – trotz mehr als sechs Wochen Vorbereitungszeit. Einzig die Gästefans des 1. FC Kaiserslautern präsentierten eine Choreografie.

    Lediglich die Fans des FCK zeigten ihre Choreografie. Aus Protest gegen den Polizeieinsatz ließen die KSC-Anhänger die von ihnen einstudierte Aktion ausfallen.
    Lediglich die Fans des FCK zeigten ihre Choreografie. Aus Protest gegen den Polizeieinsatz ließen die KSC-Anhänger die von ihnen einstudierte Aktion ausfallen. Foto: Michaela Anderer

    5. Mai, 9 Uhr: Polizei will sich in Pressemitteilung zu dem Einsatz äußern

    Auf mehrfach telefonische Anfrage von ka-news.de zum Ablauf und den Hintergründen des Polizeieinsatzes an der Südtribüne des BBBank Wildparks teilte die Karlsruher Polizei der Redaktion mit, dass sie sich in einer Pressemitteilung zu den Vorfällen äußern werde. Diese soll im Laufe des heutigen Vormittags veröffentlicht werden.

    Polizeifahrzeuge vor dem BBBank Wildpark.
    Polizeifahrzeuge vor dem BBBank Wildpark. Foto: Thomas Riedel

    4. Mai, 23 Uhr: KSC und Fanhilfe verurteilen den Polizeieinsatz

    Unmittelbar vor Spielbeginn kam es zu einem Polizeieinsatz gegenüber der aktiven Fanszene des KSC im Bereich der Südtribüne. "Der Grund der polizeilichen Maßnahmen war für den KSC als Veranstalter nicht ersichtlich", schreibt der Verein in einer Mitteilung. " Der KSC distanziert sich von Gewalt jeglicher Art und verurteilt den heutigen unverhältnismäßigen Polizeieinsatz. Der KSC wünscht allen Verletzten eine schnelle Genesung und wird den Vorfall kritisch aufarbeiten."

    Die Polizei war mit einem großen Aufgebot an Einsatzkräften beim Südwestderby vor Ort.
    Die Polizei war mit einem großen Aufgebot an Einsatzkräften beim Südwestderby vor Ort. Foto: Thomas Riedel

    Die Fanhilfe Karlsruhe kritisiert den Polizeieinsatz in einem Statement auf ihrer Facebook-Seite. Die Karlsruhe Polizei habe eine "Eskalation am Einlass bewusst herbeigeführt." Die Eingangskontrolle sei zum ersten Mal von der Polizei überwacht worden. Eine "ruhige Situation" sei "blitzschnell in Polizeigewalt" umgeschlagen. Die Polizei habe Fans "körperlich hart angegangen", außerdem habe sie Schlagstöcke und Pfefferspray eingesetzt.

    Die Fanhilfe Karlsruhe rät den KSC-Fans, sich Notizen zu ihren Beobachtungen zu machen und bei Verletzungen einen Arzt aufzusuchen. Für weitere Anliegen kann man sich über die "gewohnten Kanäle" bei der Fanhilfe melden.

    Ein Statement der Karlsruher Polizei zu den Vorkommnissen steht bis dato noch aus und wird dementsprechend ergänzt.

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