Elf Jahre ist es mittlerweile her, da verließ Top-Talent Hakan Çalhanoğlu den Karlsruher SC und wechselte zum Hamburger SV. Schon damals wurde ihm eine große Karriere vorhergesagt. Dass er einmal für den zehnfachen Betrag wechseln und für den Award des "Weltfußballers des Jahres" nominiert sein würde, davon wusste allerdings wohl kaum jemand zu träumen.
Aus Baden nach Europa
Wer diesem Jungen zuschauen konnte, als er seine ersten Profischritte für den KSC in der 2. Bundesliga tat, der merkte bereits sein großes Talent. Ein Wechsel zu einem höherklassigen Verein, schien somit schnell unvermeidbar, bitter für Blau-Weiß war er trotzdem. Nach nur einer halben Saison 2. Bundesliga wechselte er für 2,5 Millionen Euro zum damaligen Bundesliga-Dino Hamburger SV. Per Leihe blieb er noch ein weiteres Jahr beim KSC. Die Bilanz: 17 Tore und 12 Vorlagen in 36 Spielen und der direkte Wiederaufstieg aus der 3. Liga.

In der Bundesliga benötigte Çalhanoğlu dann kaum Eingewöhnungszeit. Mit 11 Toren und 4 Vorlagen gehörte er zu den Glanzlichtern eines schwachen Hamburger SV. Nach nur einem Jahr zog es ihn nach unschönem Wechseldrama und Vorwürfen, er habe einen Wechsel erzwingen wollen, weiter zum Ligakonkurrenten und Champions League-Teilnehmer Bayer 04 Leverkusen - für knapp 15 Millionen Euro. Innerhalb zwei Jahren aus der dritten Liga in die Champions League - ein Aufstieg wie aus dem Märchen.
Erfolg in Italien
Ein Märchen, das in Leverkusen noch nicht zu Ende geschrieben war. 2017 zog es Çalhanoğlu ins Ausland, genauer nach Italien zum AC Milan. Die Ablöse: 23 Millionen Euro - beinahe 10 Mal die Summe, für die er nur 5 Jahre zuvor aus Karlsruhe nach Hamburg ging. Trotz guter Saison fand er dort nicht die großen Erfolge. Seit seinem ablösefreien Wechsel zum verhassten Stadtrivalen Inter Mailand, der ihm von Seiten der Milan-Anhänger große Abneigung einbrachte, konnte Çalhanoğlu seinen Trophäenschrank befüllen.

Mit Inter spielte er bisher jedes Jahr in der Champions League, stand 2023 sogar im Finale, welches allerdings 0:1 gegen Manchester City verloren ging. Zudem gewann er mit Inter 2 Mal in Folge den italienischen Pokal, 3 Mal in Folge den italienischen Supercup und konnte den "Nerazurri" (die schwarz-blauen) mit 13 Toren und 3 Vorlagen in der vergangenen Saison zum italienischen Meistertitel verhelfen.
Nominierung für den Ballon d'Or 2024
Trotz des Gewinns der italienischen Meisterschaft kommt die Nominierung Çalhanoğlus für den Weltfußballer des Jahres doch überraschend. Beeinflusst wurde dies sicherlich durch die guten Leistungen der türkischen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft 2024, bei der Çalhanoğlu sein Team als Kapitän bis ins Viertelfinale führte. Das schlechte Abschneiden Inter Mailands in der Champions League, dem wichtigsten europäischen Vereinswettbewerb, schmälert die Çalhanoğlus Chancen jedoch enorm.

Der Ballon d'Or, französisch für "goldener Ball", wird seit 1956 von einer französischen Fußballzeitung vergeben. Eine Jury aus Sportjournalisten verschiedener Länder stimmt über den Award, der als wichtigste individuelle Auszeichnung im Fußball gilt, ab. Da zum ersten Mal seit 2003 weder Lionel Messi, noch Cristiano Ronaldo, die 13 der letzten 15 Verleihungen unter sich ausmachten, nominiert sind, ist der Ausgang der Wahl offen wie lange nicht.

Als Favoriten auf den Titel gelten Vinícius Júnior und Jude Bellingham, die mit ihren Leistungen maßgeblich an Real Madrids Champions League-Gewinn beteiligt waren. Aus deutscher Sicht sind vier Spieler nominiert, denen eher geringe Chancen zugewiesen werden. Toni Kroos und Antonio Rüdiger gewannen mit Real Madrid die Champions League, wo sie gegen Mats Hummels Dortmunder gewannen. Florian Wirtz verlor mit Bayer Leverkusen ein einziges Pflichtspiel in der vergangenen Saison. Der Award wird am 28. Oktober vergeben.