Es war für die Fans und sicher auch für die Verantwortlichen des Karlsruher SC ein Schlag in die Magengrube. Der Neubau Wildparkstadions wird sich verzögern, spekuliert wurde sogar auf eine Fertigstellung im Sommer 2023. Ein Datum, welches für die Stadt Karlsruhe inakzeptabel sei, wie Oberbürgermeister Frank Mentrup vor rund zwei Wochen klarstellte. Doch wann soll den nun die neue KSC-Heimat fertiggestellt und in Betrieb sein? 

Die Nordtribüne hat ihr Dach bekommen. Hier soll in den nächsten Wochen der Gästebereich fertiggestellt werden.
Die Nordtribüne hat ihr Dach bekommen. Hier soll in den nächsten Wochen der Gästebereich fertiggestellt werden. | Bild: Thomas Riedel

"Aktuell laufen wie angekündigt die Gespräche und wir haben eine erste Vereinbarung getroffen, wie es in den nächsten Wochen weitergeht", sagt Frank Nenninger, technischer Geschäftsführer der Karlsruher Schieneninfrastrukturgesellschaft (Kasig), während eines Gesprächs mit ka-news.de auf dem Rasen des neuen Stadions. "Von einer generellen Einigung sind wir aber noch ein Stück entfernt", so Nenninger weiter.

Im Gespräch mit ka-news.de-Redakteur Carsten Kitter (links): Frank Nenninger (Geschäftsführer der Kasig), Werner Merkel (Betriebsleiter ...
Im Gespräch mit ka-news.de-Redakteur Carsten Kitter (links): Frank Nenninger (Geschäftsführer der Kasig), Werner Merkel (Betriebsleiter Eibs) und Florian Kaute (Pressesprecher Eibs) (v.links n. rechts). | Bild: Thomas Riedel

OB Frank Mentrup hatte bereits verkündet im März eine endgültige Einigung zwischen Kasig und Totalunternehmer (TU) Zech-Hochbau finden zu wollen. Sollte dies nicht geling, sehe man sich mit der beauftragten Baufirma vor Gericht wieder.

Blick von der Haupttribüne auf die Nordtribüne: "Hier laufen die Arbeiten recht gut", so Frank Nenninger.
Blick von der Haupttribüne auf die Nordtribüne: "Hier laufen die Arbeiten recht gut", so Frank Nenninger. | Bild: Thomas Riedel

Bei perfekten äußeren Bedingungen - wie es beim Fußball oft heißt - ist ka-news.de am Dienstag auf der Stadionbaustelle im Wildpark unterwegs. Der Rundgang beginnt, auf der noch im Bau befindlichen Nordtribüne. "In dem Teil der Baustelle läuft es ganz gut. Es wurde ein neuer Kran aufgestellt und das Dach wurde eingehoben", erklärt Nenninger. Hier soll in den nächsten Wochen möglichst bald der Gästebereich fertiggestellt werden und möglichst in Betrieb gehen. Heißt: Der bisherige Stehplatzbereich in der Kurve wird erweitert und Sitzplätze kommen hinzu.

Frank Nenninger (ganz rechts) erklärt, welche Arbeiten auf der Nordtribüne als nächstes anstehen.
Frank Nenninger (ganz rechts) erklärt, welche Arbeiten auf der Nordtribüne als nächstes anstehen. | Bild: Thomas Riedel

Noch im März soll der Flutlichtmast vor dem Gästeblock abgebaut werden. Außerdem sollen in Richtung Haupttribüne weiter Fertigbetonteile eingehoben und montiert werden und das Dach weiter komplettiert werden. 

Sorgenkind Haupttribüne: Obwohl sie in den letzten Wochen in die Höhe wuchs sind sich Stadt und Zech-Hochbau uneinig wie welche ...
Sorgenkind Haupttribüne: Obwohl sie in den letzten Wochen in die Höhe wuchs sind sich Stadt und Zech-Hochbau uneinig wie welche Vertragsinhalte interpretiert werden sollen. | Bild: Thomas Riedel

Sorgenvoller blickt man da schon auf die West- beziehungsweise Haupttribüne. Von einer fertigen "Herz und Hirn des Stadion", wie es OB Mentrup beschrieb, ist man aktuell noch recht weit entfernt. Auch wenn die Tribüne in den letzten Wochen sukzessive in die Höhe wuchs. "Hier wird schon gearbeitet, es ist kein Stillstand, aber es muss wieder Druck drauf", erklärt Nenninger. 

Rundgang KSC-Baustelle am 8. März
Bild: Thomas Riedel

Wo es den konkret an Druck fehle und wo die Differenzen zwischen Stadt und Zech-Hochbau lägen, wollen wir wissen. "Da geht es um Termine und Vertragsinhalte, die wir unterschiedlich auffassen", meint Nenninger. "Es sind Themen die man unterschiedlich lesen kann, aber letztendlich schuldet uns Zech ein komplettes Stadion und im Moment verlieren wir zu viel Zeit Fertig, aus."

Rundgang KSC-Baustelle am 8. März
Bild: Thomas Riedel

Werner Merkel, Betriebsleiter des städtischen Eigenbetriebs "Fußballstadion im Wildpark" (Eibs), fügt an: "Wir wollen bis Mitte des Jahres Verbindlichkeit in Sachen Kosten und Zeit herstellen und dem Gemeinderat eine entsprechende Ergänzungsvereinbarung vorlegen, damit wir und der KSC eine gewisse Planungssicherheit haben." Auch der KSC sei über die nächsten Schritte informiert und involviert.

Werner Merkel (links) erklärt den Standpunkt der Stadt im Streit mit Zech-Hochbau, dort schweigt man.
Werner Merkel (links) erklärt den Standpunkt der Stadt im Streit mit Zech-Hochbau, dort schweigt man. Ein Vertreter von Zech hat den Termin im Stadion am Abend zuvor abgesagt. | Bild: Thomas Riedel

Merkel erklärt weiter, dass die Stadt lediglich für die Bauüberwachung zuständig sei. Planung und Ausschreibung sei Sache des TU. Hier wünscht sich die Stadt mehr Transparenz, bekommt diese aber nicht gewährt. Die Gespräche dazu würden bereits seit Oktober 2021 laufen. "Wir erwarten, dass der TU jetzt auf unseren Vorschlag reagiert, damit sich unsere Gremien damit befassen können", so Merkel. 

Ein Arbeiter arbeitet hinter der Haupttribüne an einer Stütze.
Ein Arbeiter arbeitet hinter der Haupttribüne an einer Stütze. | Bild: Thomas Riedel

Einen Termin für ein weiteres Gespräch zwischen Stadt und Zech gebe es aktuell nicht. Zech selbst schweigt zum schwellenden Streit weiter. Bereits vor zwei Wochen hieß es von dem Unternehmen gegenüber ka-news.de, dass man sich zu den aktuell laufenden Gesprächen nicht äußern möchte. Der Termin im Stadion - bei dem eigentlich auch ein Vertreter von Zech dabei sein sollte - wurde am Abend vorher kurzfristig von diesem abgesagt.

Blick vom Balkon des Business Clubs auf die Nordtribüne.
Blick vom Balkon des Business Clubs auf die Nordtribüne. | Bild: Thomas Riedel

"Die Angaben von Zech zur Fertigstellung ändern sich ständig und wir hoffen nun, dass wir eine Verbindlichkeit finden und sich unser Partner partnerschaftlich verhält", meint der Eibs-Chef. Garantien gebe es aktuell keine, so auch nicht ob das von der Stadt veranschlagte Budget von 121 Millionen Euro (zusätzlich 22 Millionen als Risikopuffer) eingehalten werden könne. 

Im Erdgeschoss der Haupttribüne ist es recht dunkel. Grauer Beton dominiert hier, einzelne Räume sind bereits jetzt beschriftet.
Im Erdgeschoss der Haupttribüne ist es recht dunkel. Grauer Beton dominiert hier, einzelne Räume sind bereits jetzt beschriftet. | Bild: Thomas Riedel

"Unsere Risikobewertung muss sich mit dem von Zech in Einklang bringen lassen, damit wir nicht noch zusätzliche Risiken übernehmen. Wir könnten es aber besser bewerten, wenn wir Einsicht in die Planung hätten, diese haben wir aktuell aber nicht", sagt Merkel. Dass es funktionieren kann, zeige das Beispiel der Arena in Mainz. "Auch hier war Zech (damals als BAM-Sports) der Totalunternehmer und es gut geklappt. So was wünschen wir uns für Karlsruhe auch."

Die Haupttribüne von hinten gesehen.
Die Haupttribüne von hinten gesehen. | Bild: Thomas Riedel

Warum man sich bei Zech nicht bewegt, wisse Merkel nicht. Kasig-Chef Frank Nenninger fügt vielsagend an: "Bauen kann ein dreckiges Geschäft sein. Es gibt Unternehmen die wollen Geld verdienen indem sie bauen und es gibt Unternehmen die wollen Geld verdienen indem sie nicht bauen. Da heißt es dann: 'Wenn ihr dies und jenes wollt, dann  bezahlt dafür', obwohl im Vertrag vorher eigentlich alles geregelt wurde. Doch als Kommune können wir nicht einfach Steuergelder ausgeben und alles sofort mitbezahlen. Es ist eine Art Erpressung."

Das Baufeld hinter der Haupttribüne.
Das Baufeld hinter der Haupttribüne. | Bild: Thomas Riedel

Während des Gesprächs wird im Hintergrund gehämmert, gebohrt und es piepst rund um die neue Haupttribüne, die mittlerweile vier Stockwerke hoch ist. Während des Rundgangs über die Baustelle wird deutlich: Je weiter man nach oben kommt, desto geringer sind die Fortschritte.

Erstes Obergeschoss: Der Business Club soll später mal für Feste oder Feiern gemietet werden können.
Erstes Obergeschoss: Der Business Club soll später mal für Feste oder Feiern gemietet werden können. | Bild: Thomas Riedel

Im Untergeschoss ist der Rohbau abgeschlossen. Hier wird später die gesamte Gebäudetechnik rund um Strom, Abwasser, Klimaanlagen, Fernwärme und Photovoltaik zusammenlaufen. Auch die Leitungen für die Sprinkleranlagen sind montiert. "Hier wird nach und nach die gesamte Technik einziehen, ansonsten passiert hier nicht viel", erklärt Eibs-Pressensprecher Florian Kaute. 

Florian Kaute, Pressesprecher der Eibs.
Florian Kaute, Pressesprecher der Eibs. | Bild: Thomas Riedel

Weiter geht es im Erdgeschoss. Hier werden später Christian Eichner und seine Mannschaft den Großteil der ihrer Zeit verbringen, denn hier sollen später die Kabinen entstehen. Auch Presseraum und Mixed-Zone sollen hier ihre Heimat finden. "Alles was für Spieltag und Training benötigt wird, wird sich dann hier abspielen", so Kaute. Auch KSC-Fanshop und KSC-Gaststätte sollen hier ihre Heimat finden. Dazu sind bereits die Scheiben eingebaut. 

Außenbereich Loge: Hier soll später der Außenbereich der Logen entstehen.
Außenbereich Loge: Hier soll später der Außenbereich der Logen entstehen. | Bild: Thomas Riedel

Eine Etage weiter oben, entsteht dann der Business Club. "Es wird ein großer Raum, den man später für Feste und Feiern mieten kann", meint Kaute. Auch hier ist der Rohbau schon weit vorangeschritten und im Stadioninneren sind die beiden Balkone dieser Etage begehbar. Bereits von hier hat man einen tollen Blick auf das Spielfeld und das restliche Stadion.

Logengeschoss Nummer zwei: Die neue Haupttribüne wird später zwei Logenetagen haben.
Logengeschoss Nummer zwei: Die neue Haupttribüne wird später zwei Logenetagen haben. Auf der höheren Etage sind auch die Presseplätze untergebracht. | Bild: Thomas Riedel

Im zweiten und dritten Obergeschoss werden später die Logen des KSC sein. Hier sieht es noch deutlich mehr nach Rohbau aus und ein Wald von Stützsprießen erschwert das Gehen. Insgesamt werden auf der Haupttribüne 4.000 Menschen Platz haben und damit nur einen geringen Teil der Gesamtkapazität ausmachen.

Die Decke der neuen KSC-Geschäftsstelle entsteht gerade. Dabei genießen die Arbeiter einen Blick über das Stadion und Karlsruhe.
Die Decke der neuen KSC-Geschäftsstelle entsteht gerade. Dabei genießen die Arbeiter einen Blick über das Stadion und Karlsruhe. | Bild: Thomas Riedel

Im vierten Obergeschoss wird dann die KSC-Geschäftsstelle sein. Hier sind die Arbeiter aktuell mit schalen und betonieren beschäftigt, können dabei aber einen tollen Blick auf die Fächerstadt werfen.

Frank Nenninger (links) im Gespräch mit Carsten Kitter auf der obersten Decke der neuen KSC-Haupttribüne.
Frank Nenninger (links) im Gespräch mit Carsten Kitter auf der obersten Decke der neuen KSC-Haupttribüne. | Bild: Thomas Riedel

"Im Mai 2022 sollte laut Vertrag eigentlich alles fertig sein, doch wir sind im Moment noch im Rohbau, aber es wächst und gedeiht langsam", sagt Kasig-Geschäftsführer Frank Nenninger abschließend.

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