Herr Weiß, Sie sind 18 Jahre alt - können aber schon zwei Zweitligaeinsätze vorweisen. Das gelang nur ganz, ganz wenigen. Grund genug, hoch zufrieden zu sein?

Auf jeden Fall. Ich empfinde es auch als Privileg, dass ich diese Chancen bekommen habe. Und es war immer ein cooles Gefühl. In Düsseldorf, vor einer tollen Kulisse, das war wieder ein besonderer Moment. Aber wenn man so viel Arbeit reingesteckt hat wie ich, dann ist das eine schöne Belohnung dafür.

Sie reden von einem „coolen Gefühl“, nicht davon, dass Sie nervös waren. Waren das nichts in Sachen Nervosität?

Bei meinem ersten Einsatz in Heidenheim in der Saison zuvor. Da war ich vor dem Anpfiff schon richtig nervös. Doch dieses Spiel hat mir sehr gut geholfen. Aber: Sobald die Partie angepfiffen wird, ist es ein Spiel wie jedes andere.

KSC-Test gegen ATSV Mutschelbach, 14. Februar 2023
Bild: Mia

Das habe ich realisiert und verinnerlicht. Das hat mir ebenso geholfen wie meine Fähigkeit, während des Spiels nur auf die Aktualität konzentriert zu sein. Alles andere wird ausgeblendet. Als in Heidenheim abgepfiffen wurde, da konnte ich es noch nicht realisieren, da war die Familie da.

Arbeiten Sie mit Psychologen zusammen?

Im Verein gibt es einen Psychologen, da nimmt man über die Jahre immer etwas mit. Aber speziell arbeite ich mit keinem Psychologen. Meine Eltern helfen mir viel. Mein Vater war Zweitliga-Handballer. Er weiß viel darüber, wie das im Profibereich abläuft. Er hat gute Tipps.

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Glauben Sie, dass Sie, durch die Einsätze, das Training, näher an Stammkeeper Marius Gersbeck ran gerückt sind?

Ich hoffe es.

KSC Training in Estepona
Bild: Mia

Er ist im Moment natürlich noch die klare Nummer eins. Ihr Verhältnis zu ihm?

Er hat mir sehr viel geholfen, ich habe mit 16 Jahren erstmals bei den Profitorhütern mittrainiert, da war ich schon nervös. Da hat mir Gersi geholfen, er hat mich immer unterstützt, hat mir tolle Tipps gegeben. Er hilft mir auf und neben dem Platz.

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Sie sprechen von einem guten Verhältnis. Aber ihr Ziel ist es, Gersbeck aus der ersten Elf zu verdrängen. Eine komische Sache…

Das ist die Kunst, die man in einem Torwartteam schaffen muss. Bei uns gelingt das. Klar, es ist immer ein Konkurrenzkampf und ich würde lügen, würde ich sagen: Ich will nicht im Tor stehen. Natürlich will ich vor Gersi kommen.

Max Weiß KSC vs Schaffhausen
Max Weiß KSC vs Schaffhausen | Bild: Mia

Nochmals: Es ist eine Kunst unter solchen Voraussetzungen sich gut zu verstehen. Aber: Das klappt bei uns, wir gehen respektvoll, ehrlich und freundschaftlich miteinander um. Und: Er hilft mir.

Bei einem KSC Torwarttalent kommen Erinnerungen auf. Jeder denkt dabei sofort an - Oliver Kahn, den einst besten Torhüter der Welt, der auch im Wildpark ausgebildet wurde. Ist er Ihr Vorbild?

In etlichen Facetten auf jeden Fall. Die Verrücktheit, die Härte auf dem Platz, dieses alles dafür tun, um das Tor zu verteidigen. Da absolut. Das finde ich richtig geil, da schaue ich einiges ab. Aber heutzutage nur ein Vorbild aus früheren Jahren zu haben - schwierig.

Saisonfinale KSC gegen Heidenheim
Bild: Mia

Das Torwartspiel hat sich verändert. Es gehören mehr Faktoren dazu, auch das Fußballerische. Da schaue ich dann auf Keeper wie Marc-André ter Stegen oder Ederson von Man City. Das sind perfekte Tor-Allrounder. Die können alles auf der Linie und mit dem Fuß.

Hatten Sie Kontakt zu Oliver Kahn?

Leider noch nie.

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Sie sind schon jetzt grösser als der Titan… Kahn ist 188 Zentimeter – Sie 190.

(lacht): Das kann er mir schon mal nicht wegnehmen.

Sie haben inzwischen eine Wohnung in Karlsruhe. Leben Sie dort allein?

Seit vergangenen Juni wohne ich alleine in einer Wohnung. Da ich schon zuvor früh selbständig war - Fahrten mit dem Zug zum Training, Schule - habe ich mich schnell daran gewöhnt. Ich bin gut organisiert, ich bekomme das gestemmt. Ich koche auch, so oft es geht - ich mag nicht nur Fast Food, gehe selten essen. Ich gebe beim Kochen mein Bestes und frage meine Mutter.

Zum Saisonauftakt stand Kai Eisele für den verletzten Gersbeck im Tor. Waren Sie sauer? Enttäuscht? War das gerecht?

Enttäuscht bin ich immer, wenn ich nicht spiele. Natürlich habe ich mir da einen Einsatz erhofft. Ich hatte ein gutes Gefühl. Der Trainer hat die Entscheidung für die Erfahrung getroffen.

Zu Saisonbeginn ist es nachzuvollziehen, sich gegen den 18-Jährigen zu entscheiden. Aber - ich habe gehofft, dass meine Leistung reicht. Es hat mich damals motiviert, dass ich mich noch mehr reinhänge.

Ihr Vertrag beim KSC läuft bis 2026. Ihre exakten Ziele in diesem Zeitraum? Nummer eins werden? Sonst gibt es einen Vereinswechsel? Haben Sie einen Karriereplan?

Eine Karriere im Fußball zu planen - sehr schwierig, denn es kann immer alles passieren. Man denke daran, wie schnell es für mich ging, dass ich in Düsseldorf im Tor stand. Ich habe keine Deadline an der es heißt: Wenn ich jetzt nicht spiele - dann verlasse ich den Club.

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Aber klar: Das oberste Ziel ist – spielen! Diese Saison konnte ich noch 16 Spiele in der U 19 Bundesliga absolvieren, kommende Spielrunde bin ich da nicht mehr spielberechtigt.

Was machen Sie neben dem Fußball?

Ich spiele gerne Basketball und ich lese sehr viel. Zudem fahre ich oft zur Familie, zur Freundin.