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Karlsruher erfindet Watrify: App zeigt 182.000 kostenlose Wasserquellen in Europa

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Durstig auf Tour? Neue Karlsruher App „Watrify“ zeigt den Weg zum nächsten Trinkbrunnen

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    Wenn dich unterwegs der Durst packt, sind Trinkwasserbrunnen eine tolle Sache. Doch wo findet man die? Eine Trinkwasserkarte gibt Aufschluss.
    Wenn dich unterwegs der Durst packt, sind Trinkwasserbrunnen eine tolle Sache. Doch wo findet man die? Eine Trinkwasserkarte gibt Aufschluss. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

    Was als persönliche Lösung für ein alltägliches Problem begann, hat sich zu einem europaweiten Projekt mit gesellschaftlichem Mehrwert entwickelt: Der Karlsruher Jan Schuhmacher hat mit „Watrify“ eine digitale Trinkwasserkarte geschaffen, die Menschen hilft, kostenlose Wasserquellen zu finden.

    Zugang zu Trinkwasser sollte kein Luxus sein

    Die Idee entstand unterwegs: Auf Radtouren durch den Schwarzwald oder im Van fehlte ihm oft der Zugang zu Trinkwasser. Also baute er eine Karte für sich. Als Freunde begeistert reagierten, machte er die Karte öffentlich und entwickelte eine App.

    Die Motivation dahinter ist klar: Der Zugang zu sauberem Trinkwasser sollte kein Luxus sein, sondern ein selbstverständlicher Teil öffentlicher Infrastruktur. Schuhmacher investiert viel Freizeit in die Weiterentwicklung von „Watrify“ – nicht aus kommerziellem Interesse, sondern aus Überzeugung.

    Watrify-App aus Karlsruhe zeigt europaweit Trinkbrunnen auf.
    Watrify-App aus Karlsruhe zeigt europaweit Trinkbrunnen auf. Foto: Jan Schuhmacher

    Die App sei bewusst minimalistisch gehalten, verzichtet auf Werbung und Nutzerkonten und funktioniert datenschutzfreundlich. Standortdaten werden nur temporär verwendet, wenn Nutzer gezielt nach Quellen in der Nähe suchen – ohne Speicherung oder Tracking. „Das macht die Anwendung besonders niedrigschwellig und vertrauenswürdig“, so Schuhmacher.

    Eine Plattform für alle – unabhängig von Stadtgrenzen oder Zielgruppen

    „Watrify“ richtet sich nicht an eine bestimmte Zielgruppe, sondern an alle, die unterwegs Durst haben. Die Daten stammen aus verschiedenen Quellen: OpenStreetMap, offenen Datenportalen des Bundes, kommunalen Meldungen und zunehmend auch von Nutzerinnen und Nutzern selbst.

    An Spitzentagen werden bis zu 40 neue Quellen gemeldet, die vor ihrer Freigabe alle manuell geprüft werden. So entsteht eine zentrale, verlässliche Übersicht – unabhängig von Stadtgrenzen oder lokalen Plattformen.

    Watrify-App aus Karlsruhe zeigt europaweit Trinkbrunnen auf.
    Watrify-App aus Karlsruhe zeigt europaweit Trinkbrunnen auf. Foto: Jan Schuhmacher

    Aktuell sind über 182.000 Trinkwasserstellen in Zentraleuropa verzeichnet, rund 75 davon im Großraum Karlsruhe. Über Bewertungen, Fotos und Kommentare lässt sich nachvollziehen, ob eine Quelle funktioniert.

    Fällt eine dauerhaft negativ auf, wird sie entfernt. Die Qualität der Daten entsteht also nicht durch Algorithmen, sondern durch aktives menschliches Mitwirken – ein Prinzip, das sich bewährt hat und die Karte lebendig hält. Laut eigenen Angaben hat „Watrify“ inzwischen rund 20.000 Nutzerinnen und Nutzer pro Monat.

    Technische Eigenleistung und wachsendes Netzwerk

    Obwohl Schuhmacher kein Entwickler oder Designer ist, hat er die App komplett selbst aufgebaut – von der Datenstruktur über das Design bis hin zur Programmierung. Die technische Lernkurve war steil, doch genau dadurch konnte er „Watrify“ so gestalten, wie er es sich vorgestellt hat: schlank, funktional und nutzerfreundlich.

    Jan Schuhmacher ist der Kopf hinter der „Watrify-App“
    Jan Schuhmacher ist der Kopf hinter der „Watrify-App“ Foto: Jan Schuhmacher

    Die Basis steht und wird kontinuierlich erweitert. Parallel arbeitet er an einer iOS-Version und plant, die Plattform mehrsprachig zugänglich zu machen, da immer mehr internationale Nutzer auf „Watrify“ stoßen.

    Auch auf kommunaler Ebene wächst das Interesse. Einige Städte liefern ihre Daten bereits direkt an die Plattform, Umweltverbände melden sich mit Kooperationsanfragen.

    Trinkwasserbrunnen als solche oft nicht erkennbar

    Die Pflege solcher Partnerschaften ist zeitintensiv, doch Schuhmacher sieht darin großes Potenzial, um die Karte weiter auszubauen und noch relevanter zu machen. Besonders erfreulich: „Manche Kommunen beginnen, ihre Trinkwasserstellen sichtbarer zu kennzeichnen“ – ein Schritt, den Schuhmacher ausdrücklich begrüßt.

    Watrify-App aus Karlsruhe zeigt europaweit Trinkbrunnen auf.
    Watrify-App aus Karlsruhe zeigt europaweit Trinkbrunnen auf. Foto: Jan Schuhmacher

    Denn oft sind Brunnen vorhanden, aber kaum als solche erkennbar. Mit Blick auf heiße Sommer wird freier Zugang zu Wasser zum Gesundheits- und Nachhaltigkeitsthema – auch in Karlsruhe.

    Wie Karlsruhe das Projekt stärken kann

    Die Karlsruher Stadtgesellschaft kann „Watrify“ unterstützen, indem sie öffentliche Trinkbrunnen aktiv nutzt, neue Quellen einträgt und bestehende bewertet. Auch das Teilen der App im Freundeskreis oder über soziale Medien hilft, die Reichweite zu erhöhen.

    Schuhmacher wünscht sich zudem mehr Engagement seitens der Politik: etwa durch den Ausbau von Trinkwasserstellen im öffentlichen Raum und eine bessere Sichtbarkeit vorhandener Quellen. „Denn was nützt der beste Brunnen, wenn niemand weiß, dass man dort trinken kann?“

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