Dass mit Skorpionen und ihren gefährlichen Giftstacheln nicht zu spaßen ist, weiß jedes Kind. Glücklicherweise sind die Tiere hierzulande nicht heimisch und gelangen nach Angaben des Wildtierschutzes Deutschland höchstens als blinde Passagiere im Reisegepäck in unsere Breitengrade. Allerdings leben in Deutschland zahlreiche sogenannte Pseudoskorpione. Dabei handelt es sich um nur wenige Millimeter große Spinnentiere, die mit bloßem Auge kaum erkennbar sind. Je nach Art dringen sie sogar in Wohngebäude ein. Doch stellen Pseudoskorpione für uns Menschen eine ähnliche Gefahr dar wie ihre großen, giftigen Verwandten?
Was sind Pseudoskorpione und wo kommen sie vor?
Pseudoskorpione zählen laut dem Rote-Liste-Zentrum (RLZ) wie die echten Skorpione zur Klasse der Spinnentiere, sind jedoch nicht direkt mit ihnen verwandt. Ihren Namen haben die Pseudoskorpione der optischen Ähnlichkeit zwischen den beiden Gliederfüßer-Arten zu verdanken. Insbesondere ihre Pedipalpen – die Scheren-ähnlichen Greifzangen am Kopf der Tiere – erinnern in ihrer Form an die von Skorpionen. Allerdings besitzen die Pseudoskorpione keinen Giftstachel am Hinterteil.
Trotz ihrer geringen Körpergröße bewegen sich einige Vertreter der Spinnentiere in vergleichsweise großen Verbreitungsgebieten, indem sie sich an Fluginsekten und andere Tiere heften und diese als Transportmittel nutzen. So können sie dem RLZ zufolge weite Strecken zurücklegen, ohne dafür selbst Energie aufwenden zu müssen. Weltweit sind laut dem Sammlungsportal der Universität Hamburg mehr als 3300 Arten von Pseudoskorpionen bekannt. Der Großteil von ihnen kommt in tropischen und subtropischen Regionen vor.
Doch auch in Deutschland sind nach Angaben des RLZ 50 Arten und Unterarten von Pseudoskorpionen heimisch. Die meisten davon leben in Bodennähe in Wäldern, wo sie sich vor allem zwischen Laub, unter loser Baumrinde oder in Moospolstern aufhalten. Es gibt jedoch auch Arten, die andere Lebensräume vorziehen. Der Bücherskorpion beispielsweise fühlt sich in trockenen Umgebungen wie Viehställen, Vogelnestern oder Bienenstöcken am wohlsten. Und auch in Wohnhäusern findet der Bücherskorpion optimale Bedingungen vor.
Übrigens: Vor allem im Herbst suchen viele Insekten und Spinnen Unterschlupf in Häusern und Wohnungen – was nicht allen menschlichen Bewohnern gefällt. Doch mit ein paar einfachen Tipps und Tricks lassen sich Spinnen und andere ungebetene Gäste fernhalten.
Sind Pseudoskorpione für den Menschen gefährlich?
Pseudoskorpione ernähren sich nach Angaben des Naturschutzbunds NABU ebenso wie echte Skorpione räuberisch, machen also aktiv Jagd auf ihre Beute. Allerdings fehlt ihnen der typische Giftstachel, den Skorpione nutzen, um ihre Opfer zu töten. Doch auch die winzigen Spinnentiere sind mit giftproduzierenden Drüsen ausgestattet. Diese sitzen an den Pedipalpen, mit denen sie kleinere Insekten und andere Gliedertiere wie Milben oder Springschwänze festhalten und erlegen.
Für Menschen ist das Gift der Pseudoskorpione allerdings nicht gefährlich. Ganz im Gegensatz zu den echten Skorpionen, deren Stich laut der Giftzentrale Bonn insbesondere bei Kindern unangenehme bis gesundheitsgefährdende Beschwerden im Körper auslösen kann. Einige wenige Arten sind sogar in der Lage, Menschen mit einem Stich tödlich zu vergiften.
Wie der NABU betont, besteht bei den winzigen Pseudoskorpionen jedoch kein Grund zur Sorge, selbst wenn sich das eine oder andere Exemplar in die eigene Wohnung verirren sollte. Die kleinen Eindringlinge gelten auch nicht als Schädlinge, die man zwingend wieder loswerden sollte, erklärt der Ökologische Schädlingsbekämpfer-Verein. Ganz im Gegenteil: So trägt etwa der Bücherskorpion im Haus sogar auf natürliche Weise zur Schädlingsbekämpfung bei, da auf seinem Speiseplan unter anderem Milben, Bettwanzen sowie Bücher- und Staubläuse stehen.
Darüber hinaus könnte sich der Bücherskorpion sogar für die Medizin als überaus nützlich erweisen. Denn wie eine Forschergruppe rund um den Biochemiker Tim Lüddecke von der Universität Gießen in Untersuchungen herausfand, wirken Bestandteile des Bücherskorpion-Gifts antibiotisch gegen gefährliche multiresistente Krankenhauskeime, die viele Todesfälle unter Patienten fordern. Teilweise erwies sich das Gift der Pseudoskorpione zudem als wirksam gegen Krebszellen, wie Lüddecke in einem Beitrag des MDR berichtete. Derzeit wird der Wirkstoff in weiterführenden Studien erforscht und getestet.
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