Die Spritpreise an Tankstellen schwanken täglich – oft mehrfach. Das Bundesland Baden-Württemberg will dem ein Ende setzen – nach dem Vorbild von zum Beispiel Österreich. Aber warum warnt der ADAC vor einer Spritpreisbremse?
Kommt die Spritbreisbremse? Das fordert Baden-Württemberg
An deutschen Tankstellen ändern sich die Spritpreise im Schnitt über 20 Mal täglich. Zu diesem Ergebnis kam eine Untersuchung des Bundeskartellamts Anfang des Jahres 2025, wie unter anderem Die Zeit berichtete. Dabei sei ein grobes Muster zu erkennen: Nach einer Spitze im morgendlichen Berufsverkehr geht der Preis wellenförmig nach unten. Am Abend seien Benzin und Diesel in der Regel am günstigsten. Der ADAC stellte einen durchschnittlichen Preisunterschied von etwa 13 Cent zwischen dem Tageshoch und dem Tagestief fest.
Die Landesregierung in Baden-Württemberg brachte laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa) am Freitag, 17. Oktober 2025, eine Initiative in den Bundesrat ein, über die nun zunächst in den Ausschüssen der Länderkammer beraten wird. Mit dem Vorstoß soll die Bundesregierung aufgefordert werden, „geeignete Maßnahmen zu prüfen, um die Kraftstoffpreise für Verbraucherinnen und Verbraucher wieder transparenter zu machen.“ Baden-Württemberg will damit dem Auf und Ab beim Spritpreis einen Riegel vorschieben und verweist auf das österreichische Modell: Im Nachbarland dürfen Tankstellen-Betreiber nur einmal täglich um 12.00 Uhr die Preise erhöhen – Preissenkungen sind jederzeit erlaubt. Diese seit 2011 existierende Regelung habe sich als zweckmäßig und zufriedenstellend erwiesen, heißt es aus dem österreichischen Wirtschaftsministerium laut dpa.
Der baden-württembergische Verbraucherschutzminister Peter Hauk (CDU) verteidigte den Vorstoß laut dpa mit deutlichen Worten: „Es besteht die Gefahr, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher systematisch hinters Licht geführt werden.“ Häufig gälten die Preise an der Zapfsäule „nur noch für wenige Minuten“, was es nahezu unmöglich mache, gezielt günstig zu tanken.
Die ständig wechselnden Preise untergraben laut Hauk auch die Wirkung der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe. Diese wurde 2013 ins Leben gerufen, um für mehr Übersicht und Vergleichbarkeit zu sorgen – doch diese Transparenz laufe nun vermehrt ins Leere, so Hauk – zulasten der Verbraucher.
Der Tankstellen-Interessenverband unterstützt den Vorschlag ausdrücklich. „Wir finden das richtig und gut“, sagte Sprecher Herbert Rabl gegenüber der Rheinischen Post. Selbst die Betreiber seien häufig überrascht, wenn der Spritpreis plötzlich steige. Oft müssten sie den Unmut der Kunden auffangen, obwohl die Preispolitik von den Mineralölkonzernen gesteuert werde. „Deshalb begrüßen wir das als Beruhigung und Stabilisierung für den Verbraucher“, so Rabl weiter.
Spritpreise nur noch einmal täglich erhöhen? ADAC warnt vor Folgen für Autofahrer
Beim ADAC sieht man die geplante Preisregulierung hingegen kritisch – sie könnte sich sogar nachteilig für Verbraucher auswirken. „Wenn die Konzerne nur einmal am Tag die Preise anheben dürfen, besteht die Gefahr, dass die Erhöhung von vornherein stärker ausfällt als in einem flexiblen Modell wie bei uns“, warnte Christian Laberer, Kraftstoffmarktexperte des ADAC gegenüber der dpa. „Das kann durchaus dazu führen, dass die Tagesdurchschnittspreise durch eine solche Regulierung steigen. Das wäre aus Verbrauchersicht kontraproduktiv.“
Auch beim Vergleich mit Österreich sieht Laberer Vorteile im aktuellen deutschen System. Wer hierzulande die Faustregel befolge, nicht morgens, sondern abends zu tanken, fahre in der Regel günstiger als im streng regulierten Modell des Nachbarlands. Zudem kritisiert er den Zeitpunkt der dort zulässigen täglichen Preiserhöhung: Wenn kurz vor Mittag die Preise am niedrigsten seien, sei es für Arbeitnehmer schwierig zu tanken, so seine Einschätzung.
Ob die Spritpreisbremse kommt, bleibt abzuwarten. Wie die Tagesschau berichtete, hieß es aus Kreisen des Bundesrates, da man sich bereits 2012 für ein solches Vorgehen ausgesprochen habe, werde die Länderkammer voraussichtlich auch diesmal zustimmen. Denn der Ruf nach einer Preisregulierung ist nicht neu: Schon 2012 forderte der Bundesrat eine Prüfung des österreichischen Modells – damals lag die Zahl der täglichen Preisänderungen allerdings noch bei vier bis fünf, berichtete die dpa.
Übrigens: Nicht nur beim Tanken, sondern auch in der Werkstatt warten teils hohe Kosten auf Autofahrer: Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat neue Zahlen vorgelegt, nach denen die Kosten für den Werkstattbesuch in Deutschland so hoch sind wie noch nie. Der Stundensatz für Werkstätten lag demnach erstmals über 200 Euro.
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