Der Automarkt verändert sich und damit auch die dazugehörige Infrastruktur. Autofahrer in Deutschland sind Änderungen gewohnt, gehen sie aber wie im Beispiel von E 10 nicht immer direkt voll mit. Gepflogenheiten entwickeln sich aber nicht nur an der Zapfsäule weiter, auch in den Tankstellen selbst ist offenbar reichlich Bewegung. Warum die Spritpreise derart schwanken, wissen viele Pächter selbst nicht. Wieso jedoch die angebotenen Lebensmittel vergleichsweise teuer sind, wiederum schon – das betont der Tankstellen-Interessenverband. Sein Vorwurf an große Mineralölkonzerne: Durch deren „kartellrechtlich zweifelhaften Eskapaden“ sind Verbraucher wie Pächter im Nachteil.
Warum schwanken die Preise an der Tankstelle?
Eben noch 1,61 Euro, nur Momente später 1,63 Euro: Sprünge auf den Anzeigetafeln vieler Tankstellen in Deutschland sind Recherchen des ADAC nach im Tagesverlauf durchschnittlich noch größer – bis zu sieben Cent. Allen voran sei der Markt einer der Haupttreiber des Preises von Benzin und Diesel. Hinzukomme der Wettbewerb der Tankstellenbetreibenden. Auch wenn das Auto einen normalen, gleichmäßigen Verbrauch hat, unterliegen Autofahrer den preislichen Schwankungen.
Abgesehen vom gestiegenen CO₂-Preis, der das Tanken 2025 grundsätzlich verteuern könnte, stecken nach Ansicht des Tankstellen-Interessenverbands (TIV) offenbar noch ganz andere Mechanismen dahinter. Geschäftsführer Jochen Wilhelm sprach in der Bundespressekonferenz Anfang Juni von „Verwirrungspreisen“, monierte dpa-Angaben zufolge Kartellrechtsverstöße der Mineralölkonzerne. „Die Preise purzeln täglich mehrfach“, sagte er und seien längst vom über teils Tage stabilen Ölpreis auf dem Weltmarkt entkoppelt.
Angesprochen auf eine Auswertung von rund 14.000 Tankstellen im Land durch das Vergleichsportal benzinpreis.de – allein vom 12. bis zum 18. Mai meldeten 11.000 Tankstellen wohl Preise, die teils nicht mal eine Viertelstunde galten – beteuerte der Verbandschef: „Die Pächter schauten aus dem Fenster und wunderten sich ebenso wie die Autofahrer über die Preissprünge der Mineralölkonzerne.“ Der TIV zählt Verbandsangaben nach fast 700 Mitglieder, welche meist als Pächter etwa 1000 Tankstellen führen.
Übrigens: Schon mal etwas von XTL und HVO gehört? Diese neuen Dieselarten gibt es nicht an allen Tankstellen.
Verband schlägt Alarm: Ist darum die Tankstelle teuer?
Doch damit ist für den TIV momentan nicht Schluss – im Gegenteil. Wilhelm sprach von einer „doppelten Wettbewerbsverzerrung“. Dass Artikelpreise im Shop der Tankstellen hoch sind, geht seinen Aussagen nach auf „verschwiegene Zwischenprovisionen“ der Konzerne zurück, die so die Einkaufspreise nach oben trieben „und mehrfach am Shop verdienen“ würden. So würden die großen Mineralölgesellschaften Pächter in die Pflicht nehmen, Artikel von vorgegebenen Lieferanten zu beziehen – allerdings zu offenbar überhöhten Preisen. Das unternehmerische Risiko jedoch bleibe allein beim Pächter, so der TIV.
Zuletzt hatte sich der Verband eigenen Angaben nach mit einer Verbandsklage gegen Aral positioniert und so „einen für ‚Aral‘ zentralen Punkt aus dem ‚Aral‘-Vertrag [ge]kegelt“. Mit einer weiteren Klage gehe es jetzt gegen den Mineralölkonzern Shell und dessen „fragwürdige Einkaufskonditionen“. So setze Shell für seine Pächter voraus, 90 Prozent der Shop-Produkte vom Tochterunternehmen Carissa einzukaufen und das mit einem Einkaufspreis, der zwischen 70 und 110 Prozent über dem Marktniveau liege. Wilhelm betonte dabei, dass Pächter großer Mineralölkonzerne rund 60 Prozent ihres Rohertrags durch die Produkte erzielen würden. „Schon heute und in der Zukunft noch mehr geht es um einen ‚Shop mit Tankstelle‘ und nicht mehr um eine ‚Tankstelle mit Shop‘“, so der TIV in Berlin.
Eine Sprecherin von Shell wies den Vorwurf als nicht nachvollziehbar von sich, berichtet die dpa weiter. Nicht nur sei die Datenbasis, auf der der Vorwurf basiere, „unklar“. Zudem müsse bei „jeglichen Vergleichen auch berücksichtigt werden, welche Leistungen, z.B. komplexe Logistik und kleinteilige Warenwirtschaft, man für das bezahlte Entgelt erhält“.
Übrigens: Wer den Autotank im Urlaub füllen möchte, sollte einen Blick auf die durchschnittlichen Preise werfen – denn diese liegen im Vergleich zu Deutschland oft darunter.
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