"Sicherheitsarbeit auf dem Fahrrad ist nicht neu. Unsere Fahrradstaffel soll in der Hinsicht dennoch neue Impulse setzten, nicht nur für die Polizei, sondern auch für die Stadt Karlsruhe", sagt Martin Plate, Leiter der Karlsruher Verkehrspolizeiinspektion.
Besonders in finanziell schwierigen Zeiten wolle man Ressourcen gezielt für Schwerpunkte einsetzten. Und die Fahrradstaffel für mehr Sicherheit im Radverkehr sei einer davon, so die Verkehrspolizei.
Was bringt die neue Staffel?
"Der Radverkehr hat für die Stadt Karlsruhe eine lange Tradition und wird Tag für Tag mehr. Wir erleben die Mobilitätswende", sagt Polizeipräsidentin Caren Denner. Bei mehr Verkehrsteilnehmern müsse allerdings auch die Polizei genauer hinschauen. "Deshalb führen wir heute offiziell unsere Fahrradstaffel ein", erklärt Denner.

Polizisten auf Fahrrädern gab es in Karlsruhe auch vorher schon. Das Besondere an der Fahrradstaffel: "Sichtbare Präsenz", meint die Polizeipräsidentin. Es sei etwas anderes, einen vereinzelten Streifenpolizisten zufällig auf dem Rad anzutreffen - oder regelmäßig, gleich mehreren Beamten, auf den Radwegen zu begegnen. "Gebündelt, als Radstaffel hat das einen anderen Effekt", so Denner.
"Von anderen Städten gelernt"
Das habe man von anderen Großstädten gelernt. "Die sichtbare Präsenz von Fahrradpolizisten hatte einen Rückgang von schweren Radunfällen und Fehlverhalten zur Folge", so Denner. Außerdem sei die Radstaffel eine umweltfreundliche Alternative zum Streifenwagen.

"Es ist ein Beitrag zur Mobilitätswende. Zudem kommen wir so an Orte, an die Autos nicht gelangen - und fallen auf", ergänzt die Polizeipräsidentin. Mit ihren Pedelecs und ansehnlicher Ausstattung können die Polizeibeamten so schnell eingreifen.
Auf dem Rad: ein Perspektivwechsel
Außerdem bringe die verstärkte Arbeit auf dem Rad einen Perspektivwechsel mit sich, meint Bürgermeister Albert Käuflein. "Sind Polizeibeamte oder Ordnungsamtangestellte selbst mit dem Rad unterwegs, so nehmen sie den Verkehr - und etwaige Verstöße - anders wahr."

"Wir haben aus dem ADFC-Fahrradklimatest gelernt, dass beispielsweise das Thema Falschparken auf Radwegen als sehr problematisch empfunden wird", meint der Bürgermeister. Er selbst habe diese Erfahrung gemacht - und auf der Problematik läge ein besonderer Schwerpunkt der neuen Zusammenarbeit zwischen Polizei und Stadt.

Dadurch ergebe sich nicht nur ein Mehrwert durch Überwachung, sondern auch bei der Ahndung von Fehlverhalten, meint der Bürgermeister. "Deshalb der Appell an das Einhalten der Regeln."
Wie groß ist die Staffel?
Die Fahrradstaffel setzt sich aus insgesamt zehn Beamten des Polizeipräsidiums zusammen, sechs davon entstammen der Verkehrspolizeiinspektion. Die Polizisten werden hauptsächlich im Stadtgebiet Karlsruhe unterwegs sein.

Dem gesamten Zuständigkeitsbereich des Karlsruher Präsidiums stehen darüber hinaus 102 Räder zur Verfügung. Diese werden von radfahrenden Polizisten außerhalb der Fahrradstaffel genutzt.
Wann ist die Staffel im Einsatz?
Vorwiegend werden die regelmäßigen Fahrten der Fahrradstaffel zwischen April und November stattfinden, erklärt die Polizei. "Das wird fürs Erste unsere Haupteinsatzzeit sein - welche wir gegebenenfalls ausweiten und anpassen werden", so der Leiter der Verkehrspolizei Karlsruhe.

Dafür sollen nun Erfahrungswerte gesammelt werden. Auch dafür werden die Polizisten ab heute jede Woche im Einsatz sein und "regelmäßige Präsenz" zeigen, sagt Plate. Primär werde die Fahrradstaffel im Stadtgebiet - und gegebenenfalls an Unfallschwerpunkten unterwegs sein.
Wie kommt man zur Staffel?
Die Ausrüstung der Polizisten ist beschränkt. Eine Box mit Verpflegung, Weste, Helm und die übliche Ausrüstung eines Streifenpolizisten müssen auch bei der Fahrradstaffel genügen. Verkehrsabsperrungen haben auf dem Rad leider keinen Platz. Deshalb muss zur Not die eigene Person und das Pedelec als Absperrung herhalten.

Für Philipp Müller, eigentlicher Motorradpolizist, ist die Arbeit bei der Fahrradstaffel eine Umstellung: "Ich bin seit 2015 im Karlsruher Präsidium und seit 2022 bei der Motorradstaffel der Verkehrspolizei". Nun sei die Radstaffel angegliedert worden - und bilde einen neuen Bereich.
"Auf dem Weg hierher haben die Menschen ganz schön Augen gemacht. Man kennt uns natürlich so nicht", meint Müller. In der Tat, der Anblick von fast einem Dutzend Polizisten auf Rädern ist für das Karlsruher Stadtbild Neuland. Den Effekt hat Müller bereits erprobt: "Mit einem Kollegen habe ich vorhin eine Runde durch den Citypark gedreht - dort ist man unsere Präsenz so weniger gewohnt."

Als intern gefragt wurde, wer Interesse an einem Beitritt zur Fahrradstaffel hat, habe er sich direkt gemeldet, meint der Verkehrspolizist. "Mir gefällt der sportliche Aspekt - auch wenn die Pedelecs ein wenig nachhelfen."
Wird der Ordnungsdienst erweitert?
Die Fahrradstaffel der Polizei und die Angestellten beim Ordnungsamt ergänzen sich in der Ausübung ihrer Pflichten, erklärt Bürgermeister Käuflein. Was mehr Personal innerhalb des Ordnungsdienstes angeht, müsse die Stadt allerdings Zurückhaltung zeigen.

"Beim KOD (Kommunaler Ordnungsdienst) sind derzeit nicht alle Stellen besetzt, weil kein Personal gefunden wird", so Käuflein. Zusätzliche Stellen kämen also kaum infrage - auch aus finanzieller Sicht. "Wir haben derzeit mit starken Haushaltsdefiziten zu ringen, da ist an Personalmehrung nicht zu denken", erklärt der Bürgermeister.

Ute Donisi vom Ordnungsamt Karlsruhe: In der Verkehrsüberwachung seien derzeit vier Stellen unbesetzt - beim KOD ganze sechs. Die Ausschreibungsverfahren laufen. "Es gibt viele interessante Stellen bei uns, aber die Zahl der qualifizierten Bewerber nimmt stetig ab", so Donisi. Das Gehaltsgefüge im öffentlichen Dienst könne mit dem freien Markt nicht mithalten.