Ein Aushängeschild für den Ausbau erneuerbarer Energien in Karlsruhe ist der Energieberg am Nordrand des Karlsruher Rheinhafens im Karlsruher Stadtteil Knielingen. Aus Wind- und Sonnenenergie sowie Deponiegas werden hier pro Jahr rund zehn Millionen Kilowattstunden elektrische Energie erzeugt, was, laut der Stadt Karlsruhe, ausreiche um einen Stadtteil in der Größe von Knielingen mit Ökostrom zu versorgen.
Die Idee dafür hatte Landwirt Thomas Müllerschön aus Maxau, der 1998 das erste Windrad auf der Mülldeponie West errichtete und die Windmühlenberg GmbH gründete. Für sein vorbildliches ökologisches und soziales Engagement erhielt der ehemalige stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende, der lange Zeit im Karlsruher Gemeinderat aktiv war, 2010 sogar das Bundesverdienstkreuz.

Mix aus Bio-, Wind- und Solarenergie
Seit dem Jahr 2003 stehen drei Windräder auf dem ehemaligen Müllberg. Außerdem befindet sich seit 2005 eine der größten Photovoltaikanlagen der Region am Südhang des Berges, gebaut von den Karlsruher Stadtwerken. "Die Photovoltaikanlage hat eine jährliche Stromproduktion von 400.000 Kilowattstunden und besteht aus 7.200 einzelnen Modulen, was der Größe eines Fußballfeldes entspricht", sagt Markus Schneider, Leiter der Unternehmenskommunikation der Stadtwerke Karlsruhe.
Die dritte Energiequelle ist das, durch die Zersetzung des Mülls entstehende Deponiegas. Dieses wird in Blockheizkraftwerken CO2-frei in Strom und Wärme umgewandelt. Seit 2016 sind die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) Abnehmer für das Deponiegas, deren Betriebshofs West sich in der in unmittelbarer Nähe des Müllberges befindet.
"Wir können den Eigenbedarf des VBK-Betriebshofs an Strom zu 75 Prozent sowie dessen Wärmebedarf zu 55 Prozent aus dieser regenerativen Quelle decken", erklärte die VBK in der Pressemeldung. Der Strom kann jedoch nicht nur für die Versorgung des Betriebshofs, sondern auch für die Versorgung der Fahrleitung des Stadtbahnbetriebs genutzt werden.

Der Berg schrumpft
Da seit der Schließung der Deponie West vor zwölf Jahren, kein neuer Müll mehr gelagert wird, gibt es immer weniger Deponiegas. Die Folge: Der Berg hat sich in den letzten Jahren um rund zwei Zentimeter gesenkt. Schon heute hat sich eines der Windräder um wenige Grad geneigt, diese gewisse Schieflage sei allerdings eingeplant, informierte Thomas Müllerschön. Umfallen können die Windräder durch die Absenkung im Boden nicht. "Die Windräder haben ein dafür konstruiertes Fundament, das aussieht wie ein umgedrehter Teller. Auch können sie bei geringer Schrägstellung nachjustiert werden", erklärt Schneider.
An der Solaranlage erkennt man ebenfalls, dass der Berg schrumpft. "Es gibt durch die Senkung des Bodens auch Schäden an den Modulen", bestätigt Schneider. "Da sich die Bewegung des Energiebergs allerdings sehr langsam vollzieht und die Aufständerung der Module stabil ist, hält sich dies im Rahmen", so Schneider weiter.
Initiative "Schüler auf den Energieberg"
Im Sonnenpavillon auf dem Gipfel des Energiebergs kann man sich bei diversen Veranstaltungen über diese umweltfreundlichen Technologien informieren. "Der Sonnenpavillon ist speziell für Führungen als Anlaufpunkt gedacht und wird bei den zahlreichen Veranstaltungen, wie der Initiative "Schüler auf dem Energieberg" genutzt", erklärt Schneider.
Die Initiative "Schüler auf dem Energieberg" ist ein Gemeinschaftsprojekt der Karlsruher Versorgungs-, Verkehrs- und Hafen GmbH (KVVH) und der Windmühlenberg GmbH. Bei den Veranstaltungen informieren Referenten im Sonnenpavillon Schulklassen über den Klimaschutz in Karlsruhe durch erneuerbare Energien.