"Wir brauchen mehr Menschen am Start; wir brauchen mehr neue Ideen." Mit Neugier habe sie nach Karlsruhe geblickt, erklärt Theresia Bauer (Grüne), Wissenschaftsministerin des Landes Baden-Württemberg bei ihrem Besuch im Malzwerk. Die Ministerin ist an diesem Donnerstag in die Fächerstadt gekommen, um zwei Karlsruher Projekte mit einem Preisgeld von jeweils 36.000 Euro auszuzeichnen. Die Projekte sind an sich grundverschieden, haben aber eines gemeinsam: Beide Geschäftsideen setzen auf "Share Economy".
Karlsruher Projekt bringt Einzelhändler und Startups zusammen
Das Prinzip "Teilen statt besitzen" ist grundsätzlich kein neues Geschäftsmodell. Seit Jahren nennt sich Karlsruhe dank "Stadtmobil" stolz "Carsharing-Hauptstadt". Dass dieser Ansatz auch in anderen Branchen funktioniert, wollen zwei Karlsruher Projekte beweisen. Eines von ihnen trägt den Namen "store2be", das im vergangenen Sommer an den Start ging. "store2be" versteht sich dabei als eine Art "Online-Marktplatz", wie Mitbegründer Sven Wissebach erklärt.
Die Idee: Flächeninhaber wie etwa Einzelhändler, Kinos, Fitnessstudios oder Shoppingcenter können frei verfügbare Laden- und Aktionsflächen jungen Startups oder jungen Marken temporär zur Verfügung stellen - und das in bislang 20 Städten deutschlandweit. "store2be" trete hier als Vermittler auf, so Wissebach weiter. Über die Website können Interessenten die verfügbaren Flächen samt Preis aufrufen und in Kontakt mit den Einzelhändlern treten.
Für die Einzelhändler sei die Vermittlung kostenlos. "Die Interessenten zahlen eine Vermittlungsprovision von 15 Prozent", meint Wissebach im Gespräch mit ka-news, "diese ist im angezeigten Preis bereits inbegriffen." Das nächste Ziel: Künftig sollen auch Gesuche von Interessenten bei "store2be" einsehbar sein.

"Suche Wald oder Wiese für freies Camping"
Vermitteln will auch das Karlsruher Projekt "Sharewood-Forest". Von einem wissenschaftlichen Mitarbeiter des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) ins Leben gerufen, wendet sich "Sharewood-Forest" ebenfalls an Grundstücksbesitzer. "Es gibt viele Ressourcen, die Privatleuten zur Verfügung stehen, aber ungenutzt sind", erklärt Gründer Florian Hawlitschek. Das Prinzip der "Share Economy" will er auf Campingausflüge anwenden.
Denn einfach so ein Zelt aufzuschlagen sei in Deutschland durch ein Wildcampingverbot untersagt. "Man braucht hierfür die Erlaubnis des Grundstücksbesitzers", erklärt Hawlitschek. "Sharewood-Forest" will hier künftig als Plattform zur Vermittlung privater Grundstücke für wildes und naturnahes Zelten dienen. Einzelne Details müsste man hier noch klären, so der "Sharewood"-Gründer. Im Sommer dieses Jahres soll eine Pilotphase starten.
Grüne wollen "Share Economy" weiter fördern
Beim Land ist man von den Ideen der beiden Karlsruher Projekte überzeugt. Unter insgesamt 60 Bewerbern, die sich bei der Landesinitiative "shareBW" beworben haben, wurden "store2be" und "Sharewood-Forest" als zwei von fünf Projekten ausgezeichnet.
Und auch die Karlsruher Grünen glauben an das Prinzip der "Share Economy". In einem Antrag fordern sie die Stadtverwaltung daher auf, zu prüfen, wie sich die Stadt für Projekte wie "store2be" oder das Projekt "GartenPaten" einsetzen könnte. Auf der einen Seite stelle sich die Frage, was die Kommune beitragen kann, um "Share Economy" zu unterstützen - und wie die Stadt wiederum "Share Economy" verstärkt nutzen könne, so die Grünen in ihrer Anfrage.
"Im Rahmen der Existenzgründungsförderung erhalten auch junge Unternehmen aus diesem Bereich Unterstützung", antwortet die Stadtverwaltung in ihrer Stellungnahme. Entsprechende Branchennetzwerke und Förderberatungen mit spezifischen Fachkenntnissen stünden den Gründern bereits bei der Etablierungsphase zur Verfügung. Für eine darüber hinausgehende Unterstützung für "Share Economy"-Unternehmen sieht die Stadt aber keinen Grund: "Bei den Vermittlungsangeboten existieren bereits funktionierende Portale. Die Stadt Karlsruhe beschränkt sich daher auf die Bekanntmachung dieser Angebote."
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