Positive Signale für den Bebauungsplan hatte es bereits gegeben: Der Gemeinderat hatte in seiner Sitzung Ende März mit einer klaren Mehrheit für die Aufstellung des entsprechenden Bebauungsplans "Untermühlsiedlung" gestimmt. Bei der Gemeinderatssitzung am Dienstag brachten die Stadträte das notwendige Verfahren zu einem Abschluss: Einstimmig segneten sie den Bebauungsplan "Südwestliche Untermühlsiedlung" ab.
Sieben Verwaltungsstandorte werden zentralisiert
Die Karlsruher SPD sieht in der geplanten Ansiedlung des Drogeriekonzerns einen "Meilenstein für den Wirtschaftsstandort Karlsruhe", erklärte Stadtrat David Hermanns. "Die Mitarbeiter dürfte es erfreuen, dass sie endlich wieder unter einem Dach arbeiten können." Aber nicht nur für die Angestellten, sondern auch für Karlsruhes Bürger sei dieser Dienstag ein guter Tag: "dm ist ein nicht zu unterschätzender Gewerbesteuerzahler."
Dass dm statt sieben Standorten künftig eine Firmenzentrale plant, freut auch die Karlsruher Grünen. "Wir sind davon überzeugt, dass dies ein Vorzeigeobjekt wird", erklärte Stadtrat Johannes Honné im Namen seiner Fraktion, "es ist gut, dass dm in Karlsruhe bleibt und die zersplitterten Standorte an einer Stelle zusammengefügt werden."
Dieser positiven Haltung schlossen sich die Karlsruher FDP und die CDU-Fraktion an. Und auch die Kult-Fraktion fand wohlmeinende Worte. Stadtrat Lüppo Cramer freute sich, dass dm die südwestliche Untermühlsiedlung als Standort für den Neubau gewählt hatte. "Ich hätte nicht erwartet, dass man für diesen Platz überhaupt noch jemanden findet", so der KAL-Stadtrat.
Droht der Untermühlsiedlung ein Verkehrschaos?
Weniger positiv hatten zuvor die Anwohner der Untermühl- und Dornwaldsiedlung die Neubau-Pläne des Drogeriekonzerns aufgenommen. Vor allem sorgten sie sich, künftig durch den Bau des Verwaltungsgebäudes deutlich mehr Verkehr und Lärm vor der eigenen Haustür zu haben.
Eine Befürchtung: Durch die geplante Verkleinerung des Park-and-Ride-Parkplatzes von 47 auf 30 Plätze könnte es zu einem erhöhten Parksuchverkehr kommen. Die Stadt verweist hier auf einen neuen Park-and-Ride-Parkplatz, der "mittelfristig" im Bereich der ehemaligen B10 auf Höhe des Durlacher Bahnhofs geplant ist. Dieser könne das Angebot an Stellplätzen ersetzen, erklärt die Stadtverwaltung. Das insgesamte Verkehrsaufkommen hält die Stadt für verkraftbar. "Das Verkehrsnetz ist in der Lage, das prognostizierte Verkehrsaufkommen auch nach der geplanten Bebauung des Gebietes zu bewältigen", meint die Stadt.
Gegen den Lärm hat die Stadt ebenfalls Maßnahmen eingeplant: Für Gebäude in der verkehrsbelasteten Johann-Strauß-Straße sieht sie den Einbau von Schallschutzfenstern vor. 200.000 Euro Kosten hat die Stadtverwaltung in ihrer Beschlussvorlage kalkuliert. Diese werden hälftig zwischen der Stadt und dem Bauherren aufgeteilt.
Frage nach Haltestelle und Vollknoten weiter offen
Andere Fragen wiederum bleiben aber auch nach Dienstag noch offen. So wurde in der Sitzung des Karlsruher Gemeinderats eine mögliche Umgestaltung der Haltestelle Untermühlstraße nicht weiter erläutert oder diskutiert. Diese liege außerhalb des Plangebietes, erklärt die Stadt in ihrer Beschlussvorlage. Eine barrierefreie Umgestaltung würde ein eigenes Verfahren erfordern.
Auch die Frage nach der künftigen Verkehrsanbindung konnte in der Gemeinderatssitzung nicht geklärt werden. Der Grund: Wie genau ein vom Planungsausschuss befürworteter "Vollknoten" mit Lichtanlage aussehen könnte, ist nicht Gegenstand des Bebauungsplans "Südwestliche Untermühlsiedlung". Oberbürgermeister Frank Mentrup meinte hierzu am Dienstagabend: "Wir beschließen einen ersten wichtigen Schritt." Die jetzige Lösung sei so flexibel, dass man auf spätere Veränderungen durchaus noch reagieren könne.
ka-news-Hintergrund:
Der Karlsruher Drogeriekonzern dm will seine neue Zentrale an der Durlacher Allee für rund 90 Millionen Euro errichten. Das vor 40 Jahren in Karlsruhe gegründete Unternehmen verteilt sich derzeit auf sieben Standorte. Diese verschiedenen Unternehmensbereiche sollen mit dem Neubau in einer neuen Hauptverwaltung zusammengeführt werden.
Der Gemeinderat stimmte bereits einstimmig für den Verkauf des rund 50.000 Quadratmeter großen Grundstücks an der Alten Karlsruher Straße. Die von der Firma dm geplante Konzernzentrale an der Durlacher Allee soll über einen Vollknoten an die Durlacher Allee angeschlossen werden. Dafür sprach sich der Planungsausschuss bei seiner Sitzung am 17. September in nichtöffentlicher Sitzung unter Leitung von Bürgermeister Michael Obert aus.
In dem Neubau sollen laut dm künftig 1.800 Menschen arbeiten. Für das Vorhaben ist ein Bebauungsplanverfahren notwendig. Es ist Wunsch der Firma, den ersten Bauabschnitt bis Ende 2015 zu realisieren. Die Drogeriekette plant mit einer Fertigstellung im Jahr 2018.
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