Was bedeutet Kölner Brauhauskultur? "Kölsch (das Bier), deftige Küche und Geselligkeit", meint Inhaber Stefan Krauthäuser (42) kurz und knapp. Das habe dem gebürtigen Kölner oft gefehlt, als es ihn für Studium und Arbeit nach Norddeutschland und zuletzt Frankfurt verschlug.
"Die Idee, in der 'Fremde' eine echte Kölsch-Kneipe zu eröffnen, hatte ich schon seit Jahren", so Krauthäuser. Als er dann 2013 zu seiner Frau nach Karlsruhe zog, ergab sich plötzlich die Gelegenheit. Das Konzept scheint tatsächlich anzukommen. "Natürlich kann es immer noch ein bißchen besser laufen, aber wir sind sehr zufrieden", so Krauthäuser."Wir haben bereits eine gute Stammkundschaft erworben - viel mehr kann man im ersten halben Jahr nicht erwarten.", meint Krauthäuser.
Dass Gäste mittlerweile auch aus Ettlingen, Bruchsal, oder sogar Ludwigshafen und Mannheim kommen, habe ihn überrascht: "Mit einem so großen Einzugsgebiet in so kurzer Zeit habe ich nicht gerechnet."
Ungewohnt für den Badner: Saure Bohnen und ungefragtes Nachfüllen
Kölsch gebe es zwar auch woanders in der Fächerstadt, aber dort komme es meist aus der Leitung, meint Krauthäuser: "Wenn dann noch sieben andere Biere da durch laufen, dann schmeckt man es halt. Bei uns kommt Kölsch vom Stichfass - das ist meines Wissens nach einzigartig im Karlsruher Raum." Zum Kölsch darf natürlich auch das passende Essen nicht fehlen: Nach eigenen Rezepten gibt es "Cölner Klassiker" wie Reibekuchen oder 'Himmel un Äad'. Nur die Muscheln nach rheinischer Art kämen irgendwie nicht so gut an, so Krauthäuser. Auch saure Bohnen seien für badische Gäste mitunter etwas exotisch.
Zur echten Kölner Brauhauskultur gehört etwa, dass leere Kölsch-Gläser vom Kellner ohne Nachfragen durch volle ersetzt werden, so lange, bis man seinen Bierdeckel darauf legt. "Das hat hin- und wieder für Diskussionen mit einigen badischen Gästen gesorgt, auch die Bedienungen waren es anfangs nicht gewöhnt", erzählt Krauthäuser. Mittlerweile klappe es aber einwandfrei, die Kundschaft würde jetzt eher zügig nachfordern.
Wer in den "ExilCölner" geht, sollte sich zudem mit dem Gedanken anfreunden, mit Fremden am Tisch zusammen zu sitzen. Manchmal ist das durchaus notwendig, denn wie es sich für eine echte Kölner Kneipe gehört, geht es an Fastnacht hoch her: Zur Altweiberfastnacht - dem Schmutzigen Donnerstag - tummelten sich an die 500 Gäste im ExilCölner, schätzt Krauthäuser. Am Sonntagabend fanden sich bereits die "Schlabbedengla" ein - eine Guggenmusik-Gruppe aus Bruchsal. Auch am Rosenmontag sind Faschingswütige in der Kölsch-Kneipe gut aufgehoben - ab 18 gibt es Karnevalsmusik. Am Faschingsdienstag bleibt die Kneipe jedoch geschlossen - dann ist Ruhetag.
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