Schon Anfang der 60er Jahre wurde Karlsruhe zum Raffineriestandort. Damals gingen zwei unmittelbar benachbarte Raffinerien in Betrieb - 1962 die Esso-Raffinerie und 1963 die Raffinerie Dea-Scholven GmbH. Im Oktober 1996 wurden die beiden Raffinerien zur MiRO zusammengeführt und entwickelten sich zum größten Kraftstoffproduzent Deutschlands. Heute ist die MiRO eine der modernsten und leistungsfähigsten Raffinerien in Europa, Gesellschafter sind Shell, Esso, Rosneft und Philips 66.
Die MiRO ist auch einer der größten Arbeitgeber in Karlsruhe: 500 Chemikanten, 100 Handwerker wie Industriemechaniker und Elektriker, 200 Ingenieure und 200 kaufmännische und technische Angestellte (sowie rund 80 Auszubildende) arbeiten hier. Die Rohölverarbeitung ist ein mehrstufiger, rund um die Uhr laufender Prozess. Die Produktionsanlagen werden von rund 100 Chemikanten pro Schicht gesteuert und überwacht.

458 Hektar großes Raffineriegelände
Das Raffineriegelände ist so groß wie die Karlsruher Innenstadt und erstreckt sich auf 458 Hektar. In riesigen Anlagen werden Benzin (35 Prozent), Diesel (30 Prozent), leichtes Heizöl (17 Prozent) sowie Bitumen, das vor allem für Asphaltherstellung im Straßenbau benötigt wird, Propylen, das als Eingangsstoff für die chemische Industrie dient (Kunststoffherstellung), Koks als Brennstoff vor allem für die Zementindustrie und Kalzinat für die industrielle Elektrodenherstellung, aus Rohöl hergestellt.
Doch woher kommt das Rohöl? Das Rohöl wird nicht direkt von der MiRO selbst beschafft, sondern von ihren vier Gesellschaftern und wird zum größten Teil über die Transalpine Ölleitung von Triest aus angeliefert. 2016 kamen über die Hälfte des Rohöls (52,9 Prozent) aus Osteuropa/Zentralasien, 20,5 Prozent wurden aus Nordafrika bezogen und weitere 9,5 Prozent aus dem Nahen/Mittleren Osten. Kleinere Anteile wurden aus Zentralafrika (8,4 Prozent), Südamerika (4,4 Prozent), Mitteleuropa (2,4 Prozent) und Nordamerika (1,8 Prozent) angeliefert.

Frühjahr 2018: Kokskammern-Austausch
Alle fünf bis sechs Jahre wird einer der beiden Raffineriewerkteile einer TÜV-Kontrolle unterzogen. Diese ist sehr aufwendig und teuer: 80 Millionen Euro flossen in die letzte vier- bis sechswöchige Untersuchung 2015, bei der Werkteil 1 komplett still stand, was zusätzlich Margenausfall mit sich brachte. Die nächste TÜV-Abnahme steht im Frühjahr 2018 an. Schon seit Wochen laufen dafür die Vorarbeiten im Werkteil 2, bei denen unter anderem große Gerüste an die Anlagen gebaut werden, damit die Arbeiter die Anlagen von sicherem Stand aus prüfen können.
Im Rahmen dieser TÜV-Großinspektion, werden auch die beiden Kokskammern, die bereits im Oktober angeliefert wurden, gegen die in die Jahre gekommen Behälter in der Koker-Anlage getauscht - ein Projekt mit einem Gesamtvolumen von 75 Millionen Euro. Um die jeweils 400 Tonnen schweren Koks-Kammern aufzurichten, benötigt es einen 2.000-Tonnen-Kran. Beide Kammern haben einen Durchmesser von 8,2 Metern und eine Länge von 35 Metern.
Ist die MiRO zukunftsfähig?
Sind Dieselverbot, Elektromobilität und CO2-Reduzierung eine ernsthafte Bedrohung für die Mineralölbranche? ka-news sprach mit Ralf Schairer, Sprecher der MiRO-Geschäftsführung, über die Zukunft der Karlsruher MiRO.