Es ist ein grauer Mittwoch im Herzen der Fächerstadt: Auf der Kaiserstraße herrscht trotz des etwas verregneten Wetters reges Treiben. Manche Passanten eilen zur nächsten Bahnhaltestelle, andere machen an den Schaufenstern Halt. Etwas ruhiger geht es nur wenige Meter weiter zu: In der Kaiserpassage sind an diesem Nachmittag zwar Passanten unterwegs - allerdings nur vereinzelt.
Kaiserpassage hat ein Image-Problem
Bereits seit 1887 wird in der Kaiserpassage eingekauft. In den mehr als 125 Jahren musste die Passage nach Krieg und Bränden mehrfach neu auf- und umgebaut werden. Als die Kaiserpassage im 19. Jahrhundert erstmals eröffnet wurde, wurde sie noch als "Bazar" gelobt, welcher "in bequemer Verkehrslage" liege und einen "Fortschritt für die Entwicklung von Handel und Verkehr" darstellte, beschreibt die Stadt die ersten Eindrücke.
Fragt man Gewerbetreibende und Passanten im Jahr 2016, fällt deren Urteil gemischter aus. Miriam Schirmer beispielsweise wohnt in der Weststadt und kommt immer wieder in der Kaiserpassage dabei. Kauflust kommt bei ihr aber nicht auf. "Mir gefällt das Ambiente hier überhaupt nicht", erklärt sie im Gespräch mit ka-news, "hier ist nur Beton. Es wirkt alles sehr kalt."
Wirklich wohl fühlen sich auch die Freunde Martin und Simon nicht. Das Kino und die kulinarischen Angebote seien interessant, der südliche Teil sei auch ansprechend gestaltet. Ab dem Passagenhof ist dann aber Schluss. "Es sieht hier total verstellt aus. Das wirkt ungemütlich", meint Simon. Beide sind eher selten in der Kaiserpassage unterwegs - eine Tatsache, die die beiden für bezeichnend halten.
Schilder und neuer Hof sollen Kunden anlocken
Dass die Kaiserpassage attraktiver werden muss, hat man auch bei der Stadt erkannt. 2005 installierten das Stadtplanungsamt, die Wirtschaftsförderung, das Stadtmarketing sowie die Erbengemeinschaft Merkle daher zwei Werbesäulen am Haupteingang. Jeder Passant sollte sehen, welche Geschäfte sich in der Passage befinden. Kostenpunkt für die beiden Schilder: 65.000 Euro, die zur Hälfte von der Stadt getragen wurden.

Die Werbesäulen am Eingang sollen auf die Geschäfte hinweisen.
Auch im Passagehof, welcher die nördliche und die südliche Kaiserpassage voneinander trennt, hat die Stadt nachgebessert. Im Zuge des Sanierungsprogramms "City-West" habe Baulücken, Brachflächen und unattraktive Flächen aufgewiesen, stellt die Stadtin ihrem Konzept fest.
In der Sanierung wurde der Aufenthaltsbereich für den Fußverkehr vergrößert, auch die Außengastronomie erhielt mehr Platz. Auch der Bodenbelag wurde von der Stadt ausgetauscht und neue Parkplätze angelegt.

Und haben die Maßnahmen einen Effekt erzielt? Shopmanager Sandro Klein, der nach eigener Aussage schon seit Jahren in der Kaiserpassage arbeitet, hat seine Zweifel. "Wir fühlen uns hier wohl", betont er gegenüber ka-news. Doch es fehle an Laufkundschaft. "Wir sind nicht zufrieden mit der Frequenz."
Zum einen liege das eindeutig am Erscheinungsbild der Kaiserpassage. "Das ganze Areal müsste schöner werden", findet Klein. Er sieht das Problem aber nicht auf die Ladenpassage beschränkt. "Karlsruhe hat derzeit allgemein ein Frequenzproblem", schildert Klein.

Der hintere Teil der Kaiserpassage.
Künstler freuen sich, Ladenbetreiber sind angespannt
Etwas positiver beurteilt Künstler Rene Sulzer die Situation. Es sei nicht "die 1A-Lage", dennoch sieht er viel Potential für die Passage und den Passagenhof. Neue Beleuchtung habe so manche Stelle in der Passage heller gemacht, der Innenhof habe einen alternativen Charme.
Hier finde man noch Läden von Karlsruhern für Karlsruher statt Ketten. Dass es hin und wieder auch Leerstand gebe, findet Sulzer nicht schlimm. "Ich hoffe, dass die Passage schön lebendig wird - aber nicht zu schick."