Hintergrund der Debatten um die neue Startbahn in der Landeshauptstadt ist eine Studie der Intraplan Consult GmbH, die am Stuttgarter Flughafen einen Passagierzuwachs bis 2020 auf jährlich 17,3 Millionen Passagieren vorsieht. Mit den derzeitigen Kapazitäten können aber im Jahr maximal 14,1 Millionen Fluggäste abgewickelt werden. Aus diesem Grund hat der Flughafen Stuttgart prüfen lassen, welche Ausbauvarianten es gibt, um die 3,2 Millionen Passagiere oberhalb der Kapazitätsgrenze trotzdem am Stuttgarter Standort zu halten. Der Neubau einer zweiten Start- und Landebahn im Norden oder Süden der bestehenden Piste, die Kosten sowie die Konsequenzen für die Anwohner stehen gerade zur Diskussion.
Nur wenige Passagiere aus Stuttgart zum Baden-Airpark?
Der alternative Antrag Stobers wird durch den bewilligten Planfeststellungsbeschluss zum weiteren Ausbau des Baden-Airpark (ka-news berichtete) gestützt. Ein neues Terminal, ein erweitertes Vorfeld für mehr Flugzeuge und ein besseres Instrumentenlandesystem sind Teile des Beschlusses, der bis 2015 umgesetzt werden soll. Mit den Neuerungen soll es möglich sein, die erwarteten 1,6 bis 2,4 Millionen Passagiere im Jahre 2015 abfertigen zu können.
Gegen eine zweite Flugbahn in Stuttgart: Johannes Stober (Foto: pr) |
Kern des Antrages des SPD-Landtagsabgeordneten und weiterer Fraktionsmitglieder sind ein Stadtbahnanschluss an den Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden sowie eine mögliche ICE-Anbindung. Auch für den Straßenverkehr wünscht sich Stober bessere Zufahrtswege. Durch die Ausbauten sollen Passagiere, die über dem Kapazitätslimit des Stuttgarter Flughafens liegen, durch den Flughafen in Rheinmünster abgewickelt werden. Dort werden im laufenden Jahr voraussichtlich rund eine Million Passagiere abgefertigt (ka-news berichtete).
"Der Baden-Airpark hat ein auf die Region zugeschnittenes Profil und steht nicht mit dem Stuttgarter Flughafen in Konkurrenz", entgegnet der Pressesprecher des Baden-Airparks, Wolf-Dieter Ebersbach, auf ka-news-Anfrage den Plänen des SPD-Abgeordneten. Für ihn steht fest, dass nur sehr wenige Passagiere vom Stuttgarter zum badischen Flughafen kommen werden, da der Baden-Airpark vornehmlich ein Regionalflughafen sei. Die Fluggäste kämen nach Nummernschildzählungen hauptsächlich aus einem Gebiet zwischen Mannheim im Norden und Freiburg im Süden sowie Pforzheim im Osten und Pirmasens im Westen. Mit dem Schwerpunkt auf die nicht in Stuttgart vertretene Fluggesellschaft Ryanair, glaubt Ebersbach, dass die Passagiere bei einem Nicht-Ausbau des Stuttgarter Flughafens nicht an den Rhein, sondern eher in die umliegenden Großflughäfen wie Frankfurt oder München abwandern werden.
Stuttgarter Studie nur "Hypothese", so Ebersbach
Hinsichtlich der S-Bahn-Anbindung des Baden-Airparks allerdings kann Ebersbach Stober nur zustimmen. Dies wäre in naher Zukunft ein wichtiger Schritt, so der Pressesprecher, die ICE-Haltestelle Flughafen Karlsruhe Baden-Baden wäre allerdings vorschnell und sollte erst in einigen Jahren angedacht werden. Die Problematik der Schienenanbindung ist auch vor dem Hintergrund der völlig überlasteten Rheintalbahn zu sehen (ka-news berichtete).
Auf dem Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden kann auch das größte Flugzeug der Welt landen: die Antonov 225 vor einigen Wochen zu Besuch (Foto: pr) |
In der veranlassten Studie zu den möglichen Ausbauvarianten des Stuttgarter Flughafens, wird der Baden-Airpark für einen geringen Teil der überzähligen Passagiere aus Stuttgart als "konkurrierender Flughafen" aufgeführt. Für Ebersbach sei diese Studie eine "Hypothese", nach der nicht abzusehen sei, wie sich die Passagierzahlen tatsächlich entwickeln würden.
Die neue Startbahn in Stuttgart soll - je nach genauem Standort - zwischen 603 und 609 Millionen Euro kosten und frühstens 2015 betriebsbereit sein. Neben einer Erweiterung im Westen soll auch der Betriebsbeginn um eine Stunde auf 5 Uhr vorverlegt werden, um die morgendlichen Abflugsspitzen zu entspannen.