Nahezu 70 Millionen Menschen, ungefähr ein Siebtel der Einwohner der Europäischen Union, leben im Einzugsgebiet der Schienenstrecke zwischen Rotterdam und Basel. "Eine einmalige Chance für die Technologieregion Karlsruhe", meinte IHK-Präsident Bernd Bechtold. Trotz aller Bekenntnisse der Politik und der Netzbetreiber würden größere Anstrengungen zum Ausbau der Güterverkehrsverbindung jedoch nur in der Schweiz und den Niederlanden unternommen.
Ausbau der Rheintalbahn bis 2016
"Die Investitionen in Deutschland stehen dazu in einem krassen Gegensatz. Als Haupttransitland Europas investieren wir weniger in unsere gesamte Schieneninfrastruktur als die meisten anderen europäischen Länder", kritisierte Bechtold. Darunter leide auch die Rheintalbahn zwischen Karlsruhe und Basel, die nicht nur einen Abschnitt der Gleisverbindung von Rotterdam nach Genua darstellt, sondern zudem eine Zulaufstrecke für die Neue Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT) durch die Schweiz bildet.
Bricht der Verkehr auf der A5 zusammen? (Foto: ka-news) |
"Heute verkehren zwischen Karlsruhe und Basel etwa 160 Güterzüge pro Tag", berichtete der IHK-Präsident. "Damit ist die zweigleisige Strecke an ihrer Kapazitätsobergrenze angelangt. Dabei könnten es aufgrund der Nachfrage nach Trassen schon heute mindestens 20 Züge pro Tag mehr sein." In Zukunft werde sich der Bedarf noch steigern, meinte Bechtold. Deshalb müsse der viergleisige Ausbau der Rheintalbahn so schnell wie möglich beginnen und bis spätestens 2016 beendet sein. "So steht es übrigens auch in der bilateralen Vereinbarung zwischen der Schweiz und der Bundesrepublik Deutschland vom September 1996", erinnerte er.
Gute europäische Verkehrsanbindungen wichtig
87 europäische IHK schließen sich dieser Forderung an. Heute unterschrieben ihre Vertreter einen entsprechenden Vertrag mit Bechtold in Karlsruhe. Wenn die Bahnstrecke bis 2016 nicht viergleisig ausgebaut sei, werde der Verkehr auf der ständig überlasteten A5 komplett zusammenbrechen, fürchten sie. Sie fordern Spitzengespräche mit dem Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee, dem Land Baden-Württemberg und der Deutschen Bahn.
Heute stand allerdings erstmal eine Tagung mit Innenminister Heribert Rech auf dem Programm, der dem Vorhaben eine "herausragende Bedeutung" bescheinigte. Ministerpräsident Günther Oettinger habe Tiefensee und Bahnchef Hartmut Mehdorn bereits ein Spitzengespräch zu den Nord-Süd-Verbindungen vorgeschlagen. Gute europäische Verkehrsanbindungen seien für die wirtschaftliche Entwicklung nämlich unverzichtbar, betonte Rech: "Immer mehr Menschen werden unterwegs sein und die Menge der zu transportierenden Güter wird weiter wachsen."
Wirtschaftliches Potential ausbauen
Besonders den Schienenwegen und den Binnenstraßen komme Bedeutung zu. Neben dem Ausbau der Rheintalstrecke sei deshalb die Ertüchtigung der Neckarschleusen für größere Binnenschiffe wichtig. "Wenn Schiene und Wasserstraße intensiver genutzt werden, können die Knotenpunkte entlang des Rheins ihre wirtschaftlichen Potentiale ausbauen", sagte Rech.