Bevor Claassen zum Wesentlichen kam, erinnerte er zunächst an die zurückliegende, sehr erfolgreiche Fußballwoche zweier Vertreter aus Baden-Württemberg: "Am Mittwochabend erreicht der VfB Stuttgart das Pokalfinale" und am Montag gelingt dem Karlsruher SC "praktisch die Rückkehr in die erste Bundesliga" - beide "in ihren schönen EnBW-Hemden", freute sich der Vorstandsvorsitzende. "Nach drei Rekordergebnissen in Folge in den Jahren 2004, 2005 und 2006 sind wir auch im Jahr 2007 mit einem neuen Rekordergebnis für das erste Quartal gestartet", so Claassen.
Klimaschutz: "starre Haltung einzelner in der Gesellschaft"
Angesichts der Bilanz gebe es keinen Anlass, "unzufrieden aus der Hauptversammlung rauszugehen", verkündete Claassen stolz: Im ersten Quartal 2007 habe die EnBW ihr Ergebnis vor Zinsen, Ertragssteuern und Abschreibungen (EBITDA) im Vergleich zum Vorjahreswert auf 818,6 Millionen Euro (14,5 Prozent Zuwachs) gesteigert; das Ergebnis von Ertragssteuern und Zinsen (EBIT) habe auf 629,9 Millionen Euro (12,8 Prozent Zuwachs) erhöht. Der Konzernüberschuss erreichte 360,2 Millionen Euro - im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Vorjahres eine Steigerung um 41,8 Millionen Euro (13,1 Prozent). Das Ergebnis je Aktie aus den fortzuführenden Aktivitäten habe sich im Vergleich zur entsprechenden Vorjahresperiode auf 1,46 Euro verbessert.
Vorstand und Aufsichtsrat schlugen eine im Vergleich zum Vorjahr um etwa ein Drittel höhere Dividende von 1,14 Euro je Aktie vor (Foto: ka-news) |
Das Quartalsergebnis sei "höchst erfreulich, aber keinesfalls selbstverständlich". Geringerer Gasabsatz wegen des milden Winters, erhöhte wirtschaftliche Risiken (hohe Windenergieeinspeisungen) in das Übertragungsnetz sowie Belastungen einzelner energie- und ordnungspolitischer Initiativen dämpften das Quartalsergebnis. Letztere würden zu einem "zunehmend schwieriger werdenden Umfeld" führen, "aber wir werden dem mit allem Nachdruck entgegentreten", so die Kampfansage von Claassen, der die "starre Haltung einzelner in der Gesellschaft" bezogen auf das Thema Klimaschutz kritisierte. "Eine lineare Fortschreibung des Quartalsergebnisses auf das Gesamtjahr 2007", sei wegen des letzteren Themenkomplexes "nicht möglich"; Ziel für das laufende Geschäftsjahr sei es dennoch, "die Wachstumsdynamik der ersten drei Monate" beizubehalten.
2006: Konzernüberschuss übertraf erstmals die Milliardengrenze
Mit der Modernisierung des Kernenergieausstiegs sei nicht "Ausstieg aus dem Ausstieg aus der Kernenergie" gemeint, betonte Claassen, der den Antrag auf die Laufzeitverlängerung für das Atomkraftwerk Neckarwestheim I (GKN I) (ka-news berichtete) sowie den Gerichtsweg gegen das Bundesumweltministerium (ka-news berichtete), das noch nicht über den Antrag entschieden hat, verteidigte. Das sei "nicht als Drohgebärde zu verstehen"; aber "wir sind Ihnen gegenüber geradezu verpflichtet, uns so zu verhalten", rief er den Aktionären zu.
Im zurückliegenden Geschäftsjahr 2006 überschritt der erzielte Konzernüberschuss mit 1.003,4 Millionen Euro erstmals in der EnBW-Geschichte die Milliardengrenze. Der Umsatz nahm um 22,8 Prozent auf mehr als 13,2Milliarden Euro zu. Das Ergebnis vor Ertragsteuern und Zinsen stieg um 10,2 Prozent auf 1,47 Milliarden Euro. Für 2007 rechnet die EnBW mit einem leicht steigendem Ertrag. Aufgrund des positiven Geschäftsverlaufs schlugen Vorstand und Aufsichtsrat eine im Vergleich zum Vorjahr um etwa ein Drittel höhere Dividende von 1,14 Euro je Aktie vor.
Klimaschutz und Wachstum widersprechen sich nicht
Nach der positiven Entwicklung will der Stromversorger seine Marktposition in Deutschland und international ausbauen: Die EnBW habe "ihre Strategie für Klimaschutz und Wachstum weiter entwickelt und dabei die fünf zusätzlichen Wachstumsfelder - erneuerbare Energien, dezentrale Energieversorgung, Energieeffizienz, Gas und Türkei - definiert sowie bereits erste Maßnahmen zur Entwicklung derselben beschlossen. 'Klimaschutz und Wachstum' sind dabei die zentralen Eckpfeiler, die der EnBW und damit auch dem Energiestandort Baden-Württemberg nachhaltige Zukunftschancen eröffnen sollen", meinte Utz Claassen.
Klimaschutz und Wachstum würden sich nicht widersprechen. Im Gegenteil: CO2-freie und hocheffiziente Erzeugung und Nutzung von Energie seien Schlüsselthemen für eine nachhaltige Energieversorgung der Zukunft. "Dies wollen und werden wir noch stärker besetzen", sagte Claassen. "Dies entspricht unserem Selbstverständnis als innovatives Unternehmen, das seiner gesellschaftlichen Verantwortung gerecht wird." Die EnBW hat rund fünf Millionen Energiekunden und etwa 17.800 Mitarbeiter. Was ein erfolgreiches Unternehmen von einem weniger erfolgreichen unterscheide, fragte Claasen am Ende. Die Kultur, die eine Entfaltung des Unternehmens zulasse, das bessere Team sowie die bessere Zusammenarbeit des Teams. Damit schließe sich wieder der Kreis zum Fußball, schloss er ab.