Fast ein Zehntel der Karlsruher Bevölkerung wohnt in einem Immobilienobjekt der Volkswohnung. Dass einem von ihnen während des Corona-Lockdowns die Wohnung gekündigt wird, kam für das städtische Wohnungsunternehmen allerdings nicht in Frage. Das erklären Stefan Storz, Geschäftsführer der Volkswohnung und der Karlsruher Baubürgermeister Daniel Fluhrer bei der Jahrespressekonferenz  am Freitag.

"Kündigung war keine Option"

"Von allen Mietern konnten nur ungefähr vierzig die Miete nicht immer bezahlen, und selbst dann war eine Kündigung des Vertrages keine Option", so Storz. Die Lösung stattdessen: Wer nicht zahlen kann, kann seine Schulden über eine längere Zeit abbezahlen.

Jahrespressegespräch 2020 Volkswohnung
Stefan Storz (l.) und Daniel Fluhrer. | Bild: rmv

Auch den rund 250 Geschäftskunden habe man nicht gekündigt, nur 45 hätten Probleme mit der Zahlung der Mieten gehabt. Grundsätzlich sah sich die Volkswohnung nach eigenen Angaben der Krise relativ gut gewappnet: Alle Notfallservices der Hausverwaltung waren nach wie vor verfügbar und die Mitarbeiter hätten schon nach weniger als einer Woche ins Home-Office verlegt werden können. 

Stefan Storz, Geschäftsführer der Volkswohnung
Stefan Storz, Geschäftsführer der Volkswohnung | Bild: Lena Kube

"Gerade jetzt in der Pandemie merken wir, wie wichtig es ist, alle Bevölkerungsschichten mit bezahlbarem Wohnraum auszustatten", sagt Stefan Storz. Auch hier sieht sich das Unternehmen gut aufgestellt: "Etwa 97 Prozent unserer Mieten sind vom Jobcenter als angemessen betrachtet. In 2019 haben wir auch unseren Mietprozess transparenter gestaltet - fast 9.000 Menschen möchten momentan bei uns wohnen."

Diese Bauprojekte stehen als nächstes an

Um dem wachsenden Ansturm an potenziellen Mietern gerecht zu werden, hat die Volkswohnung auch im Jahr 2019 ihre Bauprojekte zur Erschließung von neuem Wohnraum vorangetrieben: 157 neue Wohnungen wurden im vergangenen Jahr eröffnet, und mehr sind unterwegs.

Das könnte Sie auch interessieren

58 neue Wohnungen werden so momentan in Knielingen gebaut, viele Areale werden überarbeitet. Die rund 150 geplanten Wohnungen an der Postzentrale in der Südstadt beispielsweise sollen mit Liften und Solardächern ausgestattet werden, was sowohl Wohnqualität als auch Mietpreis erhöhe. Auf dem August-Klinger-Areal in Daxlanden werden ebenfalls 357 neue Wohnungen entstehen.

Daniel Fluhrer
Baubürgermeister Daniel Fluhrer, Vorsitzender des Volkswohnung-Aufsichtsrates | Bild: rmv

"Sind auch weiterhin gut auf die Krise vorbereitet"

Ein nächstes großes Ziel: Bis 2040 will die Volkswohnung mit dem Verbau von 100 Solardächern komplett klimaneutral werden - zehn Jahre früher als die Stadt Karlsruhe. "Innovation heißt, sich selbst in Frage zu stellen" sagt Baubürgermeister Fluhrer. 

Doch ist das Vorhaben der Wohnungsbaugesellschaft vor dem Hintergrund der Pandemie - und der eventuell drohenden zweiten Infektionswelle - nicht zu hoch gegriffen? "Wir waren gut auf eine solche Spezialkrise vorbereitet und werden das auch weiterhin sein", sagt Geschäftsführer Stefan Storz.

ka-news.de Hintergrund: Die Volkswohnung
Die Volkswohnung Karlsruhe ist eines der drei größten Wohnungsunternehmen in Baden-Württemberg und der größte Vermieter der Fächerstadt. Als Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Karlsruhe, gegründet 1922, besitzt sie über 13.200 Mietwohnungen und rund 240 Gewerberäume. Als Bauträger hat sie zudem mehr als 3.000 Eigentumsobjekte erstellt und verwaltet für Dritte auch Einheiten in Wohn- und Gewerbeimmobilien.

Das Wohnungsunternehmen Volkswohnung versorgt dabei breite Schichten der Bevölkerung Karlsruhes mit Wohnraum. Dazu gehört auch - aber nicht ausschließlich - die Versorgung einkommensschwacher Bevölkerungskreise. Mit einem durchschnittlichen Mietpreis von 6,21 Euro pro Quadratmeter sind die Volkswohnungen auch generell auf der günstigeren Seite angesiedelt.

Zur Volkswohnung GmbH gehören zwei Tochterfirmen: Die Volkswohnung Service GmbH und die Volkswohnung Bauträger GmbH. Weitere Beteiligungen hat sie an der Konversionsgesellschaft Karlsruhe mbH (KGK), der Karlsruher Energieservice GmbH (KES), der Entwicklungsgesellschaft Cité mbH in Baden-Baden und der Wohnbau Wörth am Rhein GmbH. 
Mehr zum Thema Coronavirus-Karlsruhe: Corona-Virus in Karlsruhe