(mda)

Mit überwiegender Mehrheit (38 von 42 Stimmen) bekräftigte der Planungsausschuss am Mittwoch erneut die "Dringlichkeit einer baldigen Realisierung der zweiten Rheinbrücke". Zudem forderte das Gremium die Planer des Bundes auf, die neue Rheinbrücke mit einem Radweg zu versehen. Die Prüfung einer alternativen Behelfsbrücke zwischen der bestehenden Eisenbahn- und Rheinbrücke, wie von SPD und Grünen gefordet, wurde abgelehnt.

Rheinbrücke hat Belastungsgrenze erreicht

Leitender Baudirektor vom Regierungspräsidium Karlsruhe, Harald Protz, ist sich sicher, dass "die Belastungsgrenze der bestehenden Rheinbrücke schon lange erreicht ist". Täglich passierten 80.000 Fahrzeuge die Brücke. Dieses hohe Verkehrsaufkommen nage an der Substanz des Konstrukts, so dass die Brücke schon 2015 an ihr Lebensende kommen könnte, so Protz. Auch würden die Verkehrszahlen weiter steigen. Der Planer bezieht sich dabei auf ein Gutachten, aus dem hervorgehe, dass im Jahr 2025  sogar von einem Verkehrsaufkommen von 100.000 Fahrzeugen täglich auszugehen sei. Als die Brücke im Jahr 1966 erstmalig für den Verkehr freigegeben wurde, sei diese hohe Belastung nicht absehbar gewesen, betonte Protz. Damals seien die Planer von 32.000 Fahrzeugen ausgegangen.

Aufgrund der Belastung seien ab 2015 erhebliche Sanierungsmaßnahmen auf der Brücke erforderlich, prognostizierte Protz. Für eine notwendige komplette Erneuerung des Fahrbahnbelags und einer Sanierung der Tragseile sei eine Vollsperrung der Brücke unumgänglich. Die Vollsperrung der einzigen Verbindung zwischen Pfalz und der Region Karlsruhe hätte somit einen Verkehrskollaps zur Folge. "Wir brauchen eine zweite Rheinbrücke als Bypass für den Sanierungsfall", forderte der Baudirektor. Zugleich werde eine zusätzliche Rheinbrücke den Verkehr entflechten. Die neue Brücke, die die auf rechtsrheinischer Seite befindliche B36 mit der B9 auf pfälzischer Seite verbinden wird, soll nach derzeitigem Stand ein Viertel des Verkehrs über den Rhein aufnehmen und somit auch eine Entlastung für den Karlsruher Stadtteil Knielingen mit sich bringen.

Kein Radweg? - "blanker Hohn!"

Kritisiert wurde von allen Teilnehmern des Ausschuss, dass der Bund bei seinen Planungen keine Radwege auf der neuen Rheinbrücke vorgesehen habe. "Da der Bund von einer Kraftfahrstraße ausgeht, dürften auf der Brücke nach Auffassung des Bundes sowieso keine Fahrradfahrer unterwegs sein", erklärte Protz dem erstaunten Ausschuss. Diese Begründung des Bundes war für den Ausschuss nicht nachvollziehbar und wurde von den Sitzungsteilnehmern mit den Worten "absurd" und "blanker Hohn" quittiert. Das Gremium forderte daher in einer Resolution den Bund auf, die geplante Rheinbrücke mit einem Radweg zu versehen.

Zweite Rheinbrücke?

Kritisiert wurde das Projekt zweite Rheinbrücke von Regina Schmidt-Kühner. Nach Meinung der Karlsruher SPD-Politikerin sollte die Alternative einer Ersatzbrücke geprüft werden. Seltsam findet Schmidt-Kühner, dass verschiedene erstellte Gutachten zu unterschiedlichen Zahlen bei den Verkehrszahlen kommen. Außerdem forderte sie eine ergebnisoffene Fach- und Sachschlichtung.

Auch die Karlsruher Grünen-Stadträtin Bettina Lisbach forderte die Machbarkeit einer "Behelfsbrücke vernünftig zu prüfen". Außerdem sei es ein "Gebot der Fairness, das Planfestetllungverfahren auszusetzen, bis die neu gewählte grün-rote Landesregierung im Amt bestätigt sei." Die Vorschläge von SPD und Grünen sorgten jedoch für Unverständnis in dem mehrheitlich CDU geprägten Gremium. Der Ausschuss lehnte die Prüfung einer Ersatzbrücke ab.

Der Startschuss für eine zweite Rheinbrücke zwischen Wörth und Karlsruhe ist bereits am 25. März 2011 gefallen. Die Straßenbauverwaltung des Landes hat den Antrag auf Einleitung des Planfeststellungsverfahrens für den rechtsrheinischen Teilabschnitt zwischen der Landesgrenze mit Rheinland-Pfalz und dem Anschluss B10/Raffineriestraße bei der zuständigen Planfeststellungsbehörde des Regierungspräsidiums Karlsruhe gestellt. Die Regionalverbände gehen davon aus, dass der endgültige Planfeststellungbeschluss Mitte 2012 vorliegen könnte.

 
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