"Ich denke, wir haben den richtigen Zeitpunkt für diese Veranstaltung getroffen - auch das Wetter passt", freut sich Marcus Fränkle, Vorstand des Vereins DurlacherLeben am Rande der Veranstaltung oben auf dem Turmberg. Tatsächlich trübt an jenem Montagabend kein Wölkchen den Himmel über Karlsruhe, der Blick reicht weit über die Fächerstadt hinaus bis zur Silhouette des Pfälzer Waldes am Horizont. Als dort die Sonne untergeht, taucht sie die Stufen der neuen Terrasse in goldenes Licht.
Die perfekte Terrassenidee?
"Hier wurde die Terrassenidee perfektioniert", sagt Harald Dürr vom Karlsruher Gartenbauamt nicht ohne Stolz. Trotz ihrer stufenartigen Anlage soll die 600 Quadratmeter große Terrasse einmal komplett barrierefrei sein. "Jeder kann dann überall hin kommen", betont Dürr. Gleiches gilt für den kleinen Veranstaltungssaal, der die Terrasse auf einer Seite begrenzt und quasi in den Berg hinein gebaut wurde. Er wird sowohl über eine Rampe als auch einen Aufzug erreichbar sein. Bis zu 60 Personen sollen hier einmal Platz haben, etwa bei Eheschließungen. Der Saal verfügt über eine Theke, eine kleine Küche und eine eigene WC-Anlage. Auf das Ansiedeln zusätzlicher Gastronomie habe man bewusst verzichtet, so Dürr.
Dafür wartet die Terrasse selbst noch mit einigen Highlights auf, etwa WLAN und einem "Medienanschlussband" für technisches Gerät bei Veranstaltungen. Auf die großzügigen Sitzstufen mit ungetrübter Aussicht passen rund 400 Leute. "Es ist eben keine Fläche zum Vorbeiziehen, wo man einfach nur kommt, sieht und geht. Die Terrasse lädt wirklich zum Verweilen ein, zum Sinieren oder Vespern", sagt Bauleiter Thomas Dueck.
Ein Schauweinberg und hunderte Tonnen Stahl und Beton
Direkt unterhalb der Anlage wird sich der so genannte "Schauweinberg" erstrecken - eine kleine Fläche mit Zeilen verschiedener Rebsorten. "Damit knüpfen wir an die Historie des Turmbergs an, denn früher wurde hier auch schon Wein angebaut", erklärt Dürr. Er freue sich sehr darüber, dass das Projekt vom baden-württembergischen Staatsweingut übernommen worden ist. Trinken wird man den "Schauweinberg-Wein" zwar nicht können, denn angebaut werden nur Tafeltrauben. Die sind dafür direkt verzehrbar, denn gespritzt werden müssen sie auch nicht.
Zur Zeit wächst auf dem Hang unter den Terrassenstufen noch Gras statt Reben. Und auch am Bauwerk selbst ist noch einiges zu tun. Der Veranstaltungssaal etwa befindet sich noch in der Rohbauphase und der Terrasse fehlt das Geländer. Die große Einweihungsfeier ist für den 17. Juni geplant. Begonnen haben die Arbeiten auf dem Turmberg schon Ende 2013. Auf dem rund 2.000 Quadratmeter großen Baugrundstück wurden insgesamt gut 100 Tonnen Stahl und 550 Tonnen Beton verbaut. "Einmal mussten wir in einen einzigen Hohlraum Beton für etwa 100.000 Euro füllen - man kann diesen Prozess nicht unterbrechen, aber es schien gar nicht mehr aufhören zu wollen", erzählt Dueck.
Über drei Millionen Euro Baukosten
Die Kosten des Projekts liegen derzeit bei 3,3 Millionen Euro, statt der ursprünglich angesetzten 2,9 Millionen. "Dabei mussten wir trotzdem noch sparen und haben das auch getan. Aber für so eine schöne Ecke sollte man auch mal Geld ausgeben", sagt Dürr und erntet dafür Beifall von den Gästen. Immerhin habe hier 50 bis 60 Jahre lang quasi eine Ruine gestanden.
Tatsächlich gab es bis zum Zweiten Weltkrieg schon einmal eine Aussichtsterrasse auf dem Turmberg, inklusive Bierkeller. 1944 fielen die Gebäude dann einem Brand zum Opfer und nicht einem Bombenangriff, wie häufig angenommen. 2007 ergab eine Untersuchung der Ruinen, dass die alte Anlage zu instabil für eine Sanierung war und deshalb abgerissen werden musste.
Von der neuen Terrasse verspricht man sich viel - nicht zuletzt beim Verein DurlacherLeben. "Eigentlich könnte man Durlachs Hausberg noch besser bewerben", findet Vorstand Fränkle. Es gebe nicht viele Städte mit so einem besonderen Aussichtspunkt.
ka-news Hintergrund:
Alles in allem soll das Großprojekt "Turmberg" 3,29 Millionen Euro kosten. Mit einer Rampe soll der Turmberg dann endlich auch barrierefrei sein. Lange war unklar, wie die Zukunft auf dem Durlacher Turmberg aussehen wird: Die Aussichtsterrasse ist nicht mehr standsicher und muss erneuert werden. Zuletzt hatte man sie 2009 provisorisch abgesichert. Nachdem eine Sanierung zwischenzeitlich unausweichlich und darüber hinaus aufwändig schien, sollten dann wenigstens gleich Nägel mit Köpfen gemacht werden: Eine öffentlich zugängliche Terrasse mit Hotel, Tagescafé und privatem Investor waren jedoch schnell wieder vom Tisch. Seit Juli 2012 war klar: Die Planung bleibt in öffentlicher Hand. Knapp drei Jahre nach Bekanntgabe des Siegerentwurfs, soll die neue Terrasse nun im Juni 2015 fertig sein.
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