Die Ergebnisse des Reallabors in der Karlstraße versprachen eine rege Diskussion im Gemeinderat. Eine Diskussion, die nicht ausbleibt. Besonders die Verlagerung der Haltestelle "Europaplatz" in die Karlsstraße und eine mögliche Sperrung des Autoverkehrs sind die heißen Themen an diesem Dienstagabend, zu dem sich der Karlsruher Gemeinderat im Bürgersaal zusammenfindet.
Grüne für Verlegung der Haltestelle
"Wir begrüßen eine Verlagerung der Haltestelle des Europaplatzes auf die Karlstraße", so Christina Bischoff, Stadträtin der Grünen. "Es verwundert uns sehr, dass ein Gesamtkonzept, dass die Entwicklung des Autoverkehrs besonders fördert gefordert wird, wo die Neugestaltung doch vor allem für Gleichberechtigung unter den Verkehrsteilnehmern eintritt."

Vor allem die Verkehrsberuhigung - sei es nun eine vollständige Fußgängerzone oder nicht - stoße bei der Grünen auf Zustimmung. Auch die SPD halte die Ergebnisse des Reallabors und die zusammenhängenden Ideen für grundsätzlich positiv. Grundsätzlich.
"Fußgänger und Radfahrer haben profitiert"
"Der Durchgangsverkehr hat während des Reallabors deutlich abgenommen, da die Autofahrer oft über die Amalienstraße auswichen. Die Fahrer erreichten trotzdem ihr Ziel ohne zu große Verzögerungen. Profitiert haben vor allem Fußgänger - ob man die gelben Sitzgelegenheiten nun mag oder nicht. Auch die Fahrradfahrer haben sehr positives Feedback gegeben", sagt Michael Zeh von der SPD.

Anders verhalte es sich laut dem Sozialdemokraten aber mit dem Anliegerverkehr. "Anlieger hatten während des Reallabors immer größere Probleme, Parkmöglichkeiten zu finden und auch bewegungseingeschränkte Menschen hatten dabei manchmal einen längeren Weg."
"Konfliktpotenzial zwischen Radfahrern und Fußgängern"
Auch die FDP hat ihre Vorbehalte. "Es gab und gibt immer mehr Konfliktpotenzial zwischen Radfahrern und Fußgängern. Das Reallabor liefert uns einen guten Datenschatz, wir sollten uns bei der Umsetzung der Daten auch darauf konzentrieren, nicht nur den Autoverkehr herunterzufahren, sondern auch den Radverkehr sinnvoll zu regulieren", sagt Tom Hoyem.

"Immer wieder erleben wir, dass wir durch ein Reallabor zwar eine wissenschaftliche Aufarbeitung haben, aber dann doch diskutieren, ob wir die Ergebnisse auch umsetzen", sagt Lukas Bimmerle der Linken.
"Das Reallabor stieß bei der Befragung der Bevölkerung auf große Zustimmung einer Karlstraße mit reduziertem Verkehr und doch hören wir immer wieder von Kollegen Anekdoten, die das Gegenteil beweisen sollen."
"Wir haben seit 15 Jahren nur noch Baustellen"
Was ebenso bei der Debatte um die Karlstraße laut wird, ist die Diskussion um die Kosten "Die Haltestellenverlagerung des 'Europaplatzes' kostet 1,5 Millionen Euro. Wir reden vom Einsparen wegen einem engen Haushaltsbudget und machen nun eine weitere Baustelle auf", sagt die nun parteilose Ellen Fenrich. "Wir haben seit 15 Jahren nur noch Baustellen. Wollen wir wirklich so weiter machen?

Auch die CDU sieht Probleme, bei der Haltestellenverlagerungen. "Im Nachgang haben Sie in dieser Vorlage eine ganze Stange anderer Entscheidungen hineingepackt, die so nicht umsetzbar sind", so Tilman Pfannkuch von der CDU. "Eine ganze Menge Komfortfragen hängen mit der Verlagerung der Haltestelle 'Europaplatz' zusammen", sagt er.
Entscheidung wird verschoben
"Wir verstehen die Eile nicht, mit der das hier durchgepeitscht werden soll und wie hier eine überhastete Abstimmung erwirkt werden soll", sagt Pfannkuchs Parteikollege, Detlef Hofmann. "Wir sollten das Thema sehr gut ausdiskutieren bevor wir ins Netzwerk des öffentlichen Verkehrs eingreifen, geschweige denn den Autoverkehr aus der Karlstraße verbannen."

Dem widerspricht Oberbürgermeister Frank Mentrup nachdrücklich. "Den Autoverkehr aus der Karlstraße und ihrer Umgebung zu verbannen war niemals unsere Absicht. Der Verkehr sollte reguliert und ausgeglichen werden, um die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Auch die Verschiebung der Haltestelle wurde in früheren Projekten miteinkalkuliert um sie möglichst effizient durchzuführen", sagt er.

Dem beschriebenen Vorhaben Taten folgen zu lassen, bleibe aber vorerst aus. Zuvor müsse es im Juli noch eine Beratungsrunde, eine Sitzung im Hauptausschuss und eine weitere Gemeinderatssitzung durchlaufen, wie der OB die Diskussion schließt.