"Die Reinigung städtischer Räume, Büros, Sporthallen, Schulen oder Kitas hat einen hohen Kostenfaktor. Jahrelang wurden die Aufträge immer häufiger an private Reinigungsfirmen vergeben", berichtet der SWR in seinem Artikel "Putzen in Karlsruher Büros und Schulen: Unter Druck. Unter Tarif. Unter Mindestlohn."
Inzwischen würden die meisten städtischen Räume zu 74 Prozent von fremden Putzkräften gereinigt werden. Hinzu kämen Beschwerden über verschmutzte Klassenzimmer und Kitas.

Das Problem: Die anonyme Reinigungskraft, die selbst für diese privaten Firmen arbeitet, entgegnet gegenüber dem SWR, dass die Mitarbeiter "unter hohem Druck" arbeiten und unter dem Mindestlohn bezahlt werden.
Unterbezahlt und ausgenutzt
Dieser Druck entstehe offenbar durch einen sogenannten Revierplan. "Die Vorgabe, die drinsteht, muss einfach umgesetzt werden", wird die Reinigungskraft beim SWR zitiert. Dieser Plan könne sich auch spontan von einem Tag auf den anderen ändern. Heißt: Die Zeit, die zuvor zum Arbeiten eingeplant wurde, kann jederzeit verkürzt werden. Darüber hinaus seien viele Kollegen Osteuropäer, die sich nicht mit den Verträgen auskennen und bei Vertragsabschluss nicht wissen, was sie unterschreiben.

Der Ansprechpartner der Reinigungskräfte sei ein "Objektbetreuer", doch laut dem SWR-Artikel würde sich dieser nicht um diese Probleme kümmern.
Für die Zukunft wünscht sich die Reinigungskraft, dass sich die Verantwortlichen die Situation auch vor Ort anschauen würden und nicht nur die Quadratmeter und die Rechnung beachten. "Die günstigste Firma bekommt die Aufträge in Karlsruhe und die Verantwortung dafür trägt die Stadt", so die Reinigungskraft weiter.
Was sagt die Stadt?
Ebenfalls im SWR-Artikel zitiert wird Thorsten Dossow, der Geschäftsführer von ver.di Mittelbaden-Nordschwarzwald: "Es wird hier unter Tarif bezahlt, es wird sogar der Mindestlohn nicht gezahlt und das sind Dinge, die Rechtsverstöße sind. Ich glaube nicht, dass sich die Stadt das erlauben kann", erklärt er gegenüber dem SWR.

Laut ver.di spare die Stadt Karlsruhe durch die Fremdvergabe von Reinigungsleistungen fast ein Drittel der Kosten ein. Inzwischen bestehe aber, um die Situation zu entspannen, bei den Fraktionen des Gemeinderats eine Offenheit gegenüber der Einstellung von städtischen Reinigungskräften, berichtet Dossow. So soll am Dienstag unter anderem darüber diskutiert werden, ob die Stadt künftig wieder mehr eigene Reinigungskräfte einstellen wird.

Die Stadt Karlsruhe hat indessen Nachforschungen zu der privaten Reinigungsfirma angekündigt. "Die Stadtverwaltung nimmt den Hinweis sehr ernst und wird dem Vorwurf nachgehen. Sollte sich der Vorwurf gegen den Drittanbieter bestätigen, wird der inakzeptable Missstand abgestellt", so die Stadtverwaltung in ihrer Stellungnahme.