Langsam und behäbig muss die Fahrt durch Karlsruhe gewesen sein vor mehr als 140 Jahren, wenn man sich zwischen dem Gottesauer Platz im Osten und dem Mühlburger Tor im Westen fortbewegen wollte. Denn mit einer Pferdebahn war das zwar komfortabel, aber die Schallmauer wurde dadurch sicher nicht durchbrochen. Doch weil die Stadt stetig wuchs, war ein besseres Nahverkehrssystem notwendig. Die Pferdebahn war geboren. 

Um 1900: Die Pferdebahn verband zunächst das Mühlburger Tor mit dem Gottesauer Platz.
Um 1900: Die Pferdebahn verband zunächst das Mühlburger Tor mit dem Gottesauer Platz. | Bild: Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS XIIIb

Um auch Durlach anzubinden, wurde das Netz ausgebaut. 1881 ging eine Dampfstraßenbahn in Betrieb. Diese Strecke ab dem Durlacher Tor hatte 19 Jahre lang unverändert Bestand. Doch die Pferde- und Dampfstraßenbahn war wirtschaftlich alles andere als rentabel - trotz guter Fahrgastzahlen war die finanzielle Lage des Unternehmens schlecht. 1883 hatte die Vereinigte Karlsruher, Mühlburger und Durlacher Pferde- und Dampfbahngesellschaft fünf Dampfloks, 46 Pferde und 32 Wagen. Mit diesem kombinierten Modell wurde in der Fächerstadt der Grundstein für die heutigen Schienennetze in der Stadt und der Region. 

Um 1890 am Durlacher Tor Platz: Hier mussten die Passagiere umsteigen, von der Pferdebahn (dunkle Linie) in die Dampfbahnwagen (rechts ...
Um 1890 am Durlacher Tor Platz: Hier mussten die Passagiere umsteigen, von der Pferdebahn (dunkle Linie) in die Dampfbahnwagen (rechts im Bild) nach Durlach. | Bild: Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS XIIIb

Auf Pferdebahn folgt das Lobberle

1890 nahm dann die Karlsruher Lokalbahn (KLB) - das "Lobberle" - den Betrieb auf. Zwischen Durmersheim und Spöck verband die Schmalspurbahn die nördliche mit der südlichen Hardt. Doch auch die KLB war kein kommerzieller Erfolg, obwohl 1910 mehr als 1,8 Millionen Passagiere, 781 Hunde und 15.000 Gepäckstücke transportiert wurden. Heute erinnert in Karlsruhe nichts mehr an die Anfänge des ÖPNV. Nur noch das Info-Center am Hauptfriedhof hat die Zeit überlebt. Einst war das kleine Haus die Wartehalle am "Lobberle". 

1910: Blick auf die dampfbetriebene Schmalspurbahn am Karlstor.
1910: Blick auf die dampfbetriebene Schmalspurbahn am Karlstor. | Bild: Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVb 504

Ab 1922 war jedoch zumindest teilweise mit der Karlsruher Lokalbahn Schluss. 1922 wurde der Abschnitt zwischen Hagsfeld und Spöck stillgelegt, ab 1932 dann die Strecke durch die Innenstadt. Ab 1937 war dann auch in der südlichen Hardt vollends Schluss und das Lobberle verschwand in der Versenkung. Aber aus der KLB wurde das, was wir heute nur allzu gut kennen: die Stadtbahn. 

1970: Einweihung der Straßenbahnlinie 9 zwischen Tullastraße und Mannheimerstraße in Rintheim.
1970: Einweihung der Straßenbahnlinie 9 zwischen Tullastraße und Mannheimer Straße in Rintheim. | Bild: Stadtarchiv Karlsruhe Schlesiger A 20 105_5_24
Straßenbahnlinie 5 in Karlsruhe, hier an der Haltestelle Hübschstraße aus dem Jahr 1984
Straßenbahnlinie 5 in Karlsruhe, hier an der Haltestelle Hübschstraße aus dem Jahr 1984 | Bild: Stadtarchiv Karlsruhe Schlesiger A47_27_5_16

56 Jahre prägte die Holzklasse das Bild der Stadt

Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der Karlsruher Mobilität: Die Wagen der "Holzklasse". 1962 lösten die kleinen Wagen die Fahrzeuge der Karlsruhe Straßenbahn ab. Und sie sollten bis 2015 das Bild in der Fächerstadt prägen - zumindest bis zum Ende die Linie 5 zwischen Rheinhafen und Rintheim. Dabei wurden die ersten Fahrzeuge der Holzklasse schon 1986 ausgemustert. Den endgültigen Todesstoß bekamen die Wagen der Serie GT8-D, als die neuen Niederflur-Stadtbahnen Ende Mai 2015 ihren Betrieb aufgenommen haben. 

Das könnte Sie auch interessieren

Nur weil der Einstieg in die Bahnen der Linie 5 zu steil und damit nicht barrierefrei war, waren die Bahnen der "Waggon Union" nicht mehr zeitgemäß. Der andere Grund für die Ausmusterung der Holzklasse: Mit dem Ausbau der Haltestellen in Rintheim, wo lange Zeit der Abstand der Gleise zu gering war und nur die Holzklasse fahren konnte, mussten die Wagen mit dem Bär in Ruhestand gehen. Damit haben die alten Straßenbahnwagen den Weg frei gemacht für die Zukunft der Mobilität in der Fächerstadt. Denn wenn ab 2020 die Bahnen unterirdisch durch den Tunnel der Kombilösung rollen, würden die kleinen, altmodischen Wagen der Holzklasse wirken, als seien sie aus einer anderen Zeit. 

 
Mehr zum Thema Stadtgeschichte: Es war einmal in Karlsruhe | ka-news.de