Eigentlich macht Schwimmen Spaß - sofern man die richtige Technik beherrscht. Doch nicht jeder kann sich im Wasser sicher bewegen, das zeigt die bundesweite Studie zur Kindergesundheit (KiGGS), die im vergangenen Jahr vom Robert-Koch-Institut veröffentlicht wurde. In dieser Studie kommen die Forscher zu dem Ergebnis, dass jeder sechste Grundschüler nicht schwimmen kann.
Auch eine landesweite Studie der Universität Heidelberg aus dem Jahr gibt Anlass zur Sorge. Rund 1.500 Grundschulen wurden hierbei untersucht. Das Ergebnis der Heidelberger Forscher: 53 Prozent der Schüler in den zweiten Klassen können noch nicht schwimmen
DLRG besorgt: "Wir müssen immer öfter nach Kindern suchen"
Einen Nichtschwimmer-Trend konnte das Robert-Koch-Institut vergangenes Jahr aus der Erhebung nicht ableiten. "Dennoch wurde in den letzten Jahren verstärkt über Entwicklungen berichtet, die nachteilige Auswirkungen auf die Schwimmfähigkeit von Kindern in Deutschland zumindest plausibel erscheinen lassen", heißt es im KiGGS-Bericht.
Diesen Eindruck bestätigt auch Timo Imhof, Einsatzleiter des DLRG Karlsruhe, im Gespräch mit ka-news. Seiner Meinung nach schwimmen auch die Karlsruher zunehmend schlechter. Betroffen seien davon auch Erwachsende und Teenager - aber eben auch Kinder. Das bereitet Imhof nach eigener Aussage Sorgen. Wir haben vermehrt Fälle, bei denen Erwachsene und vor allem Kinder gesucht werden müssen", schildert er gegenüber ka-news.
Aber warum kann jedes zweite Kind in der zweiten Klasse nicht schwimmen? Imhof sieht hier zum einen die Eltern in der Pflicht. "Viele finden nicht mehr die Zeit, ihren Kinder das Schwimmen beizubringen und es zu üben", erklärt er gegenüber ka-news. Ein weiterer Grund: Im Landkreis werde an vielen Schulen kein Schwimmunterricht angeboten. "Die Nachfrage nach unseren Schwimmkursen ist groß", so der DLRG-Einsatzleiter, "wir haben Listen mit Wartezeiten bis zu zwei Jahren."
Gibt es in Karlsruhe überhaupt ausreichend Schwimmbäder?
Hat die Stadt Karlsruhe in Sachen Schwimmunterricht Nachholbedarf? Wie es um den Unterricht in Hallen- und Freibädern bestellt ist, darüber informierte der Bäderausschuss bei seiner vergangenen Sitzung am Mittwoch. Die Zahlen aus Heidelberg nimmt auch Bürgermeister Martin Lenz ernst. Das Ziel müsse es sein, dass jedes Kind schwimmen könnte.
Ein Blick auf die Zahlen zeigt: In Karlsruhe bieten in Karlsruhe 76 Schulen Schwimmunterricht an. Am häufigsten findet dieser im Fächer- oder im Europabad statt. Insgesamt finden in diesen Bädern zwei von drei Schwimmunterrichten statt, erklärt der Bürgermeister. Abhängig von der Wetterlage werden auch Freibäder in Karlsruhe für das Schulschwimmen genutzt. Eine Tendenz hin zum zunehmenden Nichtschwimmens erkennt die Stadt nicht: "Die Gesamtzahl der Schüler, die am Schulschwimmen teilnehmen bewegt sich innerhalb einer Marge von zirka 97.000 bis zirka 103.000 Schülern pro Jahr", heißt es im offiziellen Bericht.
Die Stadt fasst in ihrer Untersuchung zusammen: "Die derzeitigen Schulschwimmzeiten reichen aus und werden auch weiterhin ausreichen." Es sei geplant, im kommenden Jahr eine Bevölkerungsprognose zu erstellen, aus der dann auch eine Schülerprognose abgeleitet werde. Insgesamt zeigen sich am Mittwoch auch die im Bäderausschuss vertretenen Stadträte im Großen und Ganzen zufrieden mit der Bäderlandschaft in Karlsruhe.
Einzelne Kritikpunkte gibt es dann aber doch: Durch die neuen Bildungspläne für das Schuljahr 2016/2017 werde künftig noch mehr Schwimmen erforderlich sein, so Grünen-Stadträtin Rastätter. Ein Kritikpunkt, den sie mit CDU-Politiker Detlef Hofmann gemein hat, ist der Zeitdruck, unter dem das Schulschwimmen stattfindet. Abhängig von der Entfernung zum Schwimmbad benötigt ein Karlsruher Schüler im Schnitt 15 Minuten pro Fahrt. Die Entfernung, so Hofmann, sei ein Grund, warum noch immer Schulen den Schwimmunterricht scheuen würden.