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Karlsruhe: (Un)-Verständnis und dreifacher Ticketpreis: Wie die Karlsruher den Streik bei der Bahn erlebt haben

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(Un)-Verständnis und dreifacher Ticketpreis: Wie die Karlsruher den Streik bei der Bahn erlebt haben

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    Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) streikt.
    Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) streikt. Foto: Bodo Marks/dpa

    So ruhig wie am 16. November war der Karlsruher Hauptbahnhof wohl schon lange nicht mehr. Denn durch den Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) kam es zu massiven Einschränkungen im Bahnverkehr und zahlreiche Züge mussten ausfallen.

    Karlsruher fragt sich: Worum geht es beim Streik eigentlich?

    Manche Menschen machten sich dennoch mit der Bahn auf die Reise- Die Meinungen zum Streik gehen bei den Betroffenen jedoch weit auseinander. 

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    Foto: Dominik Khilji

    Er sei auf die Bahn angewiesen, jeden Tag sei er beruflich unterwegs, erzählt Anton mit einem leichten stöhnen. Pünktlich werde er auf keinen Fall sein, an diesem Tag wäre alles über den Haufen geworfen.

    Nach einer Einschätzung des Streiks befragt, antwortet Anton: "Ich habe den Verdacht, dass es Weselsky weniger um die Sache geht, sondern man möchte sich einfach profilieren und ein Denkmal setzen."

    "Heute dreifacher Fahrpreis"

    Matthis fährt Richtung Basel. Normalerweise nehme der eine Regionalbahn in die Heimat, die seien jedoch alle ausgefallen, sagt er im Gespräch mit ka-news.de am Bahnsteig. Für den fast dreifachen Preis seiner regulären Fahrt, hatte er sich nun ein ICE-Ticket besorgt.

    Matthis war auf dem Weg in die Schweiz, als er mit ka-news.de spricht.
    Matthis war auf dem Weg in die Schweiz, als er mit ka-news.de spricht. Foto: Dominik Khilji

    "Ich hab dann einfach mal ein Ticket gebucht und gehofft, dass der Zug fährt. Die Deutsche Bahn hat ja zum Glück die Zugbindung aufgehoben, sonst wäre ich wahrscheinlich morgen erst gefahren.", erzählt er.

    Matthis zeigt Verständnis für die Ursache. Die Lokführer hätten schon ihren Grund zu streiken, sagt er. Er könne den Streik von ihrer Seite durchaus verstehen, es sei jedoch für alle Kunden nervig. Er ist überzeugt: "Es gibt bestimmt auch bessere Möglichkeiten, die die Deutsche Bahn mehr treffen und weniger die Kunden."

    Integrationshürde Mobilität?

    Mariam war mit ihren zwei Kindern unterwegs. Sie lebt in Rastatt und wollte zu einem Sprachkurs. Ihre Anschlussverbindungen seien alle gestrichen, klagt sie auf englisch."Ich weiß wirklich nicht was ich machen soll. Es ist so kalt heute, ich habe Kinder, muss jetzt aber hier warten."Was es mit dem Streik auf sich hat, sei ihr nicht klar. Für sie sei nur wichtig, dass sie zu ihrem Deutschkurs komme.

    Simon ist mit einer kleinen Gruppe unterwegs. Man musste einen anderen Zug nehmen, als ursprünglich geplant, erzählt er. Die Reisezeit erhöhe sich dadurch von fünf auf sechs Stunden. Die Stimmung ist dennoch gut. "Wir sind sehr dankbar, weil es klappt eigentlich trotzdem alles", sagt er lächelnd. 

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    Foto: Dominik Khilji

    Dass der Streik die beste und diplomatischste Weg sei, glaube Simon nicht, teilt er uns mit. "Ich glaube, da gibt es immer bessere Lösungen, um sich zu einigen", sagt er abschließend.

    Alexander: Das ganze Land betroffen

    Alexander muss für seine Arbeit nach Walldorf fahren. Er  erzählt, er habe schon gewusst, dass es einen Streik geben würde. Er habe sich im Vorhinein informiert, komme aber wohl doch zu spät zur Arbeit.

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    Foto: Dominik Khilji

    Er fände es an sich gut, wenn sich Menschen mit Problemen beschweren. "An sich finde ich es immer gut, wenn Leute streiken, es ist nur schade dass die Bahn so wichtig für Deutschland ist", schätzt er die Lage ein, das ganze Land sei betroffen, sagt Alexander weiter.

    Vom Streik überrascht

    Für manche gab es kaum Auswirkungen auf ihre Reisen. Fabienne hat Glück, bei ihr läuft alles gut. "Ich wusste nicht mal, dass die streiken.",  teilt sie ka-news.de mit. An ihr Ziel kommt sie auch am  Streiktag ohne Probleme. 

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    Foto: Dominik Khilji

    Fabienne sieht Gutes und Schlechtes am Streik. Einerseits wären viele Leute auf die Bahn angewiesen, um zur Arbeit zu kommen. Andererseits finde sie aber gut, dass Menschen um ihre Rechte kämpfen.

    "Was soll man machen?"

    Von Offenburg nach München sollten Alexander und Bettina eigentlich  einmal umsteigen, durch den Streik wurden es zwei Umstiege. "Wir wussten schon, dass die Züge nur sporadisch fahren, aber wir müssen trotzdem heim, beschreibt Bettina das Dilemma.

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    Foto: Dominik Khilji

    Den Arbeitskampf verstehen die beiden teilweise, ganz klar ist ihnen das Geschehen jedoch nicht. "Wir wissen ja nicht, was so ein Lokführer verdient", erklärt Bettina. "Ich verstehe es zum Teil, kenne aber die Hintergründe zu wenig", stimmt Alexander mit ein. Für Reisende sei es auf jeden Fall eine Belastung.

    "Das Reisen mit der Bahn ist nicht mehr so toll", stellt Bettina für sich fest. Streik könne man nachvollziehen, aber auch sonst gäbe es viele Situationen, die kritisch seien, führt sie aus. Als Beispiele nennt sie Probleme mit Anschlüssen, Personalmangel und die WC-Hygiene.

    Abenteuerlust erwacht

    Dorothee ist gerade am Beginn einer Reise, die sie bis hinter Osnabrück bringen soll. Extra vorher informiert, habe sie sich nicht. "Ich hab gedacht, ich fahr einfach mal los und im Zweifelsfall strande ich irgendwo", sagt sie schmunzelnd. Sie hoffe, in diesem Fall  in einer Stadt zu landen, in der sie Freunde hat, ergänzt sie noch.

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    Foto: Dominik Khilji

    Zum Streik selbst sagt sie: "Passt schon, ich finde nur den Zeitpunkt komisch." Sie hätte einen Streik nach gescheiterten Verhandlungen erwartet, nicht in den Verhandlungen.

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