Vor rund einem Jahr wurde im Zuge der Bauarbeiten zur Kombilösung die Tramlinie 2E eingeführt. Nach Abschluss der Arbeiten am Europaplatz wird die Linie 2 wieder über den üblichen Fahrweg verlaufen.
In ihrem Antrag bezog sich die SPD-Fraktion auf den "einhelligen" Anklang in der Bevölkerung. Grund sei die Anbindung des Karlsruher Westen an den Hauptbahnhof sowie entsprechend verkürzte Fahrzeiten durch die Umgehung des "Nadelöhrs Europaplatz". Nach einer Gesamtabwägung riet die Verwaltung hingegen, das ursprüngliche Liniennetz wieder aufzunehmen und stieß damit auf überwiegend Zustimmung der übrigen Fraktionen. Vorrang habe das "Nutzen für viele, statt für wenige", betonte Albert Käuflein (CDU).
Beim heutigen Verlauf der Linie 2E fehle dem Netz die Direktverbindung vom Europaplatz in das Gebiet um das ZKM und die Brauerstraße, wo unter anderem stark frequentierte Einrichtungen wie Schulen und Krankenhäuser angesiedelt sind, heißt es mitunter als Begründung aus der Verwaltungsvorlage. Diese Argumentation erklärte Stadträtin Doris Batinger (SPD) als "nicht nachvollziehbar". Mit dem Marktplatz befände sich lediglich zwei Haltestellen nach dem Europaplatz eine zentrale Umsteigestelle. Mit der Linie 6, die in die Ersatz-Linie übergehe, sei eine Anbindung an den Hauptbahnhof und das ZKM vorhanden, argumentierte Baitinger.
Zwei Tramlinien über Schillerstraße sprengen Kapazität
Weiter hob die Verwaltung aber hervor, dass die ursprüngliche Linienführung der Tramlinie 2 mit den Haltestellen Welfenstraße und ZKM bei Großveranstaltungen in der Europahalle und der Günther-Klotz-Anlage durch ihre direkte Anbindung zur Innenstadt am Europaplatz als Entlastung und Alternative zur Linie 1 diene. Doch nicht nur die direkte Anbindung zur Innenstadt spricht laut Verwaltung gegen eine Weiterführung der Tramlinie 2E - nach Angaben den Verkehrsbetrieben Karlsruhe (VBK) ist die eingleise Strecke in der Schillerstraße mit zwei Linie inzwischen an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angelangt.
Bei den VBK gingen außerdem mehrere Anwohnerbeschwerden über verstärkten Lärm ein - den Anwohnern sei jedoch versichert worden, dass die Umleitung der 2E nur als vorübergehende Lösung eingerichtet sei. "Wenn die Stadt im Wort steht, muss sie sich auch an ihr Versprechen halten", waren sich die Stadträte einig.
Zusätzliche Linie während Hauptverkehrszeiten wird geprüft
"Auch wenn die Linie 2E nicht dauerhaft fortgeführt werden kann, muss an einer Lösung für eine besser Anbindung der Weststadt an den Hauptbahnhof gearbeitet werden", formulierte Doris Baitinger ihr Kernanliegen noch einmal abschließend. Die derzeitige Lage bewertete sie als "ganz und gar unbefriedigend". Als Möglichkeit schlug die SPD-Stadträtin deshalb eine zusätzliche Linie während der Hauptverkehrszeiten vor.
Stadtrat Johannes Honné (Grüne) zog als Alternative eine weitere eigenständige Linie im Straßenbahn-Netz in Erwägung, die "derzeit finanziell jedoch nicht zu verwirklichen ist". Zuspruch bekam er von Eberhard Fischer (KAL). "Die Nord-Süd-Verbindung ist ein zentrales Problem, über das man sich Gedanken machen sollte", pflichtete er ihm bei. Fischer betonte zudem: "Die Linie 2E ist für den Karlsruher Westen ein richtiger Gewinn zur Fahrt zum Hauptbahnhof". Die Fahrgäste sparten dabei nicht nur Zeit ein, die Linie sei darüber hinaus auch viel zuverlässiger.
Oberbürgermeister Heinz Fenrich versicherte abschließend, die vorgebrachten Anregungen des Gemeinderats an den VBK-Aufsichtsrat zu verweisen, um "das Gesamtproblem auszuarbeiten".
Wir wollen heute Ihre Meinung wissen - ist die Linie 2E eine Bereicherung im derzeitigen Straßenbahn-Netz oder sehnen Sie die ursprüngliche Tram 2 herbei? Sagen Sie es uns!
Siehe auch:
Chaoslinie 2E sorgt für Ärger bei den Fahrgästen
Chaoslinie 2E: Fahrgäste immer noch verärgert