Die Firma IWK Verpackungstechnik beschäftigt heute zirka 350 Mitarbeiter in Stutensee und ist seit 2013 Tochter des kanadischen Unternehmens ATS Company. Die Geschichte der Firma geht jedoch auf das Jahr 1872 zurück, als die Brüder Leopold und Wilhelm Holtz zusammen mit Heinrich Ehrmann die Patronenhülsenfabrik Henri Ehrmann & Cie. auf dem Gelände des heutigen Zentrums für Kunst und Medientechnologie (ZKM) in Karlsruhe gründen.

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Die Firmengründer Leopold Holtz und Ehrmann sterben jedoch rasch hintereinander und der Ingenieur Wilhelm Lorenz, Geschäftsführer der Firma, erwirbt 1878 das Unternehmen. Er ändert den Namen in Deutsche Metallpatronenfabrik Lorenz und möchte die Firma expandieren. In den nächsten Jahren werden eine Glüherei, eine neue Fabrikanlage mit Werkstätte für Patronenhülsen und eine Schlosserei auf dem Anwesen gebaut.

Die Massenfertigung von Infanteriemunition

Im Jahr 1883 wird die Maschinenbauabteilung selbständig und firmiert als Maschinenfabrik Lorenz Karlsruhe-Baden. Sie steigt in die Massenfertigung von Infanteriemunition ein und baut 1885 eine Werkstätte für scharfe Patronen, ein Handpulvermagazin zur Lagerung von 20-Zentner Pulver, ein Gebäude für Maschinenfabrikation und ein Schiessstand.

Die IWKA nahm ihren Ursprung in den Hallen des ZKM.
Die IWKA nahm ihren Ursprung in den Hallen des ZKM. | Bild: Stadtarchiv Karlsruhe, 8/PBS XIVf Plan- und Bildersammlung – Firmenansichten o0006/6 192 Deutsche Waffen- und Munitionsfabrik (DWM) (später IWKA), Brauerstraße/Gartenstraße

Die Produktion an Munition steigt und 1887 bekommt die Metallpatronenfabrik Lorenz die Genehmigung, vier Baracken neben ihrer Laboranlage zu bauen. Es wird ihr auch gestattet, eine unbeschränkte Anzahl von Patronenhülsen zu füllen. Lorenz veräußert die Fabrik jedoch 1889 an die Berliner Firma Ludwig Loewe & Co, und der Name wird auf Deutsche Metallpatronenfabrik AG geändert.

Die Maschinenbauabteilung wird 1890 als Maschinenfabrik Lorenz in Ettlingen platziert, hauptsächlich zur Produktion von Zahnradfräsmaschinen. 1896 wird der Firmennamen wieder geändert, diesmal zur Deutschen Waffen- und Munitionsfabrik AG mit Karlsruhe als Zweigniederlassung.

Der Erste Weltkrieg verlangt eine Steigerung in der Produktion von Kriegsmaterial

Im Ersten Weltkrieg wird die Produktion von Kriegsmaterial enorm gesteigert. Trotz eines Großbrands im Februar 1915 erzielt die DWM sehr gute finanzielle Erträge und die Aktien verkaufen sich gut. "Das Privatpublikum beteiligt sich nur in sehr geringem Maße am Börsenverkehr, bevorzugt aber besonders die Aktien der Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken", schreibt das Karlsruher Tagblatt am 20. August 1916.

Kein Wunder: 1915 schließt die Firma einen Milliardenvertrag mit dem Deutschen Reich für die Lieferung von Munition und bis 1916 arbeiten schon 9.000 Mitarbeiter in der Fabrik. Jedoch steht das Unternehmen nach dem für Deutschland verlorenen Weltkrieg erst mal still. Der im Juni 1919 unterschriebene Versailler Vertrag verbietet den Deutschen die Produktion von Kriegsmaterial und als Folge soll das Produktionsgebäude der DWM nach dem Ersten Weltkrieg abgerissen werden.

Innenansicht des Dienstzimmers von Lorenz Romann, dem Leiter der Schlosserei, entstanden anlässlich seines 40-jährigen Dienstjubiläums, ...
Innenansicht des Dienstzimmers von Lorenz Romann, dem Leiter der Schlosserei, entstanden anlässlich seines 40-jährigen Dienstjubiläums, Lorenz Romann am Schreibtisch sitzend | Bild: Stadtarchiv Karlsruhe, 8/PBS XIVf – Plan- und Bildersammlung – Firmenansichten o0420/492 1935 Deutsche Metallpatronenfabrik Karlsruhe (später IWKA), Gartenstraße 67

In Friedenszeiten stellt das Unternehmen jetzt Behälter, Schläuche Verpackungsmaschinen, Nähmaschinen, Fahrradteile und Druckknöpfe her und ab 1920 inoffizielle kleinere Munitionsaufträge für die Reichswehr.

Langsam geht es bergauf und Anfang der 1920er Jahre verdoppelt sich die Zahl der Angestellten von 600 auf fast 1200. Ab 1922 wird der Firmenname in Berlin-Karlsruher-Industriewerke AG geändert aber nachdem das Berliner Werk 1931 stillgelegt wird, wird Karlsruhe Hauptsitz und ab 1928 übernimmt der Industrielle Günther Quandt als Aufsichtsratsvorsitzender und Hauptaktionär. Damit bestimmt die Familie Quandt entscheidend über das zukünftige Schicksal der Firma.

Zwangsarbeiter helfen bei der Produktion von Rüstung

In Zeiten des Nationalsozialismus nimmt das Unternehmen wieder die Rüstungsproduktion auf und wird ab 1936 unter dem alten Firmenname Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken AG geführt. In den Kriegsjahren ist der Schwerpunkt die Waffen- und Rüstungsproduktion und die Firma wird bekannt als eines der drei wichtigsten deutschen Rüstungswerke überhaupt.

Das Geschäft boomt und das Karlsruher Werk wird mit Rüstungsaufträgen fast überbelastet. Unter seinen 7.000 Arbeitskräften werden auch 4.578 Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene beschäftigt, insbesondere aus Polen und der Sowjetunion. "Die gestellten Aufgaben waren 1939 ungewöhnlich", berichtet Karlsruhes Zeitung Der Führer am 26.9.1940.

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Der Kriegsausbruch hat besondere Maßnahmen erforderlich gemacht. "Die Aufgaben wurden dank dem pflichtbewussten, freudigen Mitgehen der vergrößerten Gefolgschaft gemeistert", führt die Zeitung fort. "Es wurde bis an die Grenze der Leistungsfähigkeit gearbeitet".

Heute Verpackungsfirma und IT-Dienstleister

Bei Kriegsende 1945 steht die Firma aber wieder kurz vor der Schließung und überlebt mit der Herstellung von Kochtöpfen, Besteck und Fahrrädern. Schrittweise wird die Produktion geschlossen und der Nähmaschinenbereich wird an die Pfaff AG verkauft. 1949 beschließt die Hauptversammlung, den Firmennamen in Industriewerke Karlsruhe AG (IWK) zu ändern, ab 1970 heißt die Firma IWKA (Industrie-Werke Karlsruhe Augsburg).

Das Unternehmen fusioniert mit der Firma KUKA (Keller und Knappich GmbH) und die Produktion der IWKA Verpackungstechnik GmbH zieht nach Stutensee-Blankenloch auf das Gelände der ehemaligen Singer AG Nähmaschinen um. In den 1980er und 1990er Jahren expandiert die Firma und zieht 1999 von der Gartenstraße nach Ettlingen um.

IWKA Gelände
Ein Schild auf dem IWKA-Gelände (Archivbild von 2009) | Bild: ka-news

Die vier Hauptbereiche sind nun Roboter-, Automobil, Prozess- und Verpackungstechnik. Im Jahr 2006 wird die IWKA-Zentrale nach Augsburg zur KUKA verlegt und seitdem firmiert die Firma als KUKA weiter.

In Blankloch besteht die IWK Verpackungstechnik GmbH weiter, seit 2013 gehört die Firma zum ATS Automation Tooling Systems und produziert heute Tubenfüllmaschinen und Kartoniermaschinen sowie Verpackungslinien für die Pharmazie-, Kosmetik-, Chemie- und Lebensmittelbranchen.

Im Jahr 2006 wird aus der IWKA Informationssysteme GmbH die abilis GmbH und ist ein Lösungsanbieter für IT-Dienstleistungen. 1997 wird die alte Fabrik-Anlage in der Karlsruhe-Südweststadt als Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe eröffnet.

 
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