Professor Ernst Heinkel gründet 1954 seine Firma Ernst Heinkel Motorenbau GmbH in Karlsruhe. Das Unternehmen produziert zunächst Motorroller und ein Jahr später wird das Sortiment um sogenannte Rollermobile erweitert – Kleinstwagen basierend auf Motorräder- oder Motorrollertechnik. Später kommen Verkaufsautomaten und die Fertigung von Präzisionsteilen für Werkzeug- und Vorrichtungsbau hinzu.
Firma bis 1978 in Betrieb
Heinkels Herz gehört jedoch dem Flugzeugbau, mit dem er bereits vor dem Ersten Weltkrieg anfängt. Er trägt in den 1930er Jahren maßgeblich zum Aufbau der zunächst geheim gehaltenen neuen deutschen Luftwaffe bei. Er baut im Zweiten Weltkrieg die schnellsten Flugzeuge der Welt. Nach dem Krieg untersagen die Alliierten den Flugzeugbau zehn Jahre lang in Deutschland.

So errichtet Heinkel erst 1958 sein Heinkelwerk am alten Flugplatz in Karlsruhe, um die Flugzeugentwicklung wieder aufzunehmen – die Flugzeugproduktion wird aber anschließend in Speyer realisiert. In den 1960er Jahren wird das Unternehmen zu den Vereinigten Flugtechnischen Werken GmbH und firmiert heute als PFW Aerospace. Ernst Heinkel stirbt 1965. Seine Karlsruher Firma wird in Ernst Heinkel Maschinenbau umfirmiert und ist bis 1978 als Maschinenfabrik in Betrieb.
Der leidenschaftliche Flugzeugkonstrukteur
Geboren 1888 will Heinkel bereits als junger Mann Flugzeuge bauen. Er besucht die Technische Hochschule in Stuttgart und lernt den Werkstattinhaber Friedrich Münz kennen, in dessen Werkstatt er ab 1910 sein Flugzeug, einen Farman-Doppeldecker, bauen darf. Den Bau finanziert er mit Bittbriefen an Firmen und Privatpersonen.

Bei einem seiner Flugversuche auf dem Cannstatter Wasen jedoch stürzt er 1911 aus zirka 30 Metern Höhe ab und wird schwer verletzt. Mit einem Bruch der Schädelbasis ist es Heinkel klar, dass er nie wieder selber fliegen wird. Heinkel bekommt zunächst eine Stelle als Konstrukteur bei der Luft-Verkehrs-Gesellschaft AG und wechselt 1912 zu den Albatros-Flugzeugwerken, wo er den Aufklärer Albatros B11 entwickelt.
Das Flugzeug wird durch den gesamten Ersten Weltkrieg benutzt. Heinkel fängt jetzt an, als Werksdirektor bei den Hansa- und Brandenburgischen Flugzeug-Werken, eigene Wasserflugzeuge zu entwerfen.
Gebremst durch den Versailler Vertrag
Aber dann kommt der große Schlag – nach dem Ersten Weltkrieg dürfen in Deutschland keine Flugzeuge gebaut werden. Heinkel eröffnet in seinem Heimatort eine kleine Werkstatt und rüstet unter anderem Militärflugzeuge um. 1922 gründet Heinkel sein eigenes Unternehmen in Warnemünde – die Ernst Heinkel Flugzeugwerke.
Die Auflagen des Versailler Vertrages bestimmen, dass er nur Flugzeuge mit technischen Einschränkungen bauen darf. Deshalb sucht Heinkel ausländische Auftraggeber, damit er im Ausland Flugzeuge nach seinen Vorstellungen bauen kann. Für die Kaiserlich Japanische Kriegsmarine darf er Wasserflugzeuge in Schweden bauen.

Für die Deutsche Lufthansa baut Heinkel 1924 die Heinkel He 70, das schnellste Passagierflugzeug der Welt zu dieser Zeit mit einer Geschwindigkeit von 370 km/h, aber mit Rolls-Royce-Motor über 400 km/h. Am 29. August 1924 erreicht eines seiner Wasserflugzeuge den Welthöhenrekord von 5690 Metern mit einer Zuladung von 250 kg. Heinkel behauptet zu dieser Zeit, dass keine Landflugzeuge im Verkehr über den Ozean benutzt werden. Es bräuchte viel größere Flugzeuge mit mehreren Tausend PS, meint er, und vor allem Wasserflugzeuge.
Im Mai 1929 erreicht ein Seeflugzeug von Heinkel eine Geschwindigkeit von 259 km/h mit 500 Kilogramm Zuladung und überbietet damit den amerikanischen Weltrekord.
Heinkel in der NS-Zeit
1933 tritt Heinkel der NSDAP bei. Für die geheim gehaltene neue deutsche Luftwaffe baut er Kampfflugzeuge, unter anderem den Bomber He 111 im Jahr 1936 in den Heinkel Flugzeugwerken in Oranienburg bei Berlin. Eigentlich gehört das Werk der Luftwaffe. Die neue Heinkel He 111 ist das schnellste Verkehrsflugzeug der Welt. Mit zehn Fluggästen und Gepäck überschreitet es erstmalig die 400-Kilometer-Geschwindigkeitsgrenze. Der Innenraum bietet in zwei Abteilen Platz für Raucher und Nichtraucher.

"Innerhalb Europas gelte es, alle wichtigen Städte miteinander zu verbinden am Tage durch Personenstrecken, des Nachts durch Luftpostlinien", schreibt Ettlingens Mittelbadischer Courier am 10. Januar 1936. "Daraus ergebe sich als technische Forderung das große, schnelle und bequeme Personenflugzeug für den Fluggastverkehr und das noch schnellere, eigens für diesen Zweck geschaffene Schnellpostflugzeug für den Postflug."
Immer wieder neue Rekorde
Nach dem erfolgreichen Rundflug um Europa durch das Heinkel-Flugzeug D-1220 im Oktober 1927 bricht Heinkel einen Rekord nach dem anderen. Im November 1937 schafft ein zweimotoriges Heinkel-Flugzeug mit einer Nutzlast von 1.000 kg eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 504,09 km/h. In dem Buch "Kampf um das Luftmeer" 1938 behauptet Heinkel jedoch, dass innerhalb der nächsten zehn Jahren die Möglichkeit bestehe, in fünf bis sechs Stunden nach Amerika zu fliegen.
Das ist zu dieser Zeit eine sensationelle Aussage. Im März 1938 wird wieder ein neuer Rekord erzielt: Ein zweimotoriges Heinkel-Seeflugzeug, ausgerüstet mit BMW 132-Motoren und diesmal mit 2.000 kg Nutzlast, erreicht 329 km/h auf einem Flug über 2.000 Kilometer.
Aus Anlass des Rekordfluges schickt Generalfeldmarschall Göring ein Telegramm an Ernst Heinkel. Ernst Heinkel will jetzt unbedingt Hochgeschwindigkeitsflugzeuge bauen und startet im Jahr 1939 mit dem ersten Düsenflieger der Welt, der He 178, der mit einem Strahltriebwerk angetrieben wird.

Das Flugzeug wird jedoch nicht im Zweiten Weltkrieg eingesetzt. Adolf Hitler zeichnet im Oktober 1938 Ernst Heinkel, Ferdinand Porsche, Fritz Todt und Willy Messerschmitt mit dem Deutschen Nationalpreis für Kunst und Wissenschaft aus. Heinkel teilt den Preis von 50.000 Mark mit Willy Messerschmitt.
Wie auch die Messerschmitt AG ist das Unternehmen Ernst Heinkel Flugzeugwerke seit 1940 ein Nationalsozialistischer Musterbetrieb. "Deutschland besitzt nicht nur die leistungsfähigste, sondern auch die qualifizierteste Flugzeugindustrie der Welt", schreiben die Straßburger Neueste Nachrichten im Dezember 1940.
Heinkels Flugzeuge unentbehrlich im Krieg
Die Kampfflugzeuge He 111 werden immer wieder in den deutschen Kriegsberichten genannt und Ernst Heinkel wird immer wieder gelobt. "Deutschlands Luftflotte eroberten sich in diesem Krieg überall, wo sie zum Kampfe eingesetzt wurden, die Luftherrschaft über weiteste Räume, berichtet das Durlacher Tagblatt im Juli 1941.
Der Führer lobt den Flugzeugbauer auch in den höchsten Tönen: "Ernst Heinkel gehört zum ‘eisernen Bestand‘ deutscher Flugzeugkonstrukteure". Im Jahr 1943 konstruieren die Ernst Heinkel Flugzeugwerke eine moderne Schleuderanlage für Katapultschiffe.

Heinkels "forsches Tempo"
Heinkel ist dafür bekannt, dass er von seinen Mitarbeitern sehr viel verlangt. Wegen seines "forschen Tempos" und auch seiner Entschlossenheit, immer wieder neue Werke zu akquirieren, wird er heftig kritisiert. Im Jahr 1943 wird die Ernst Heinkel AG gegründet.
Heinkel selbst hat dann keinen direkten Einfluss mehr auf die 50.000 Mitarbeiter der Belegschaft, die vorwiegend aus Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen besteht. Ihm gehören noch Zweidrittel des Kapitals, jedoch funktioniert er jetzt als Aufsichtsratsvorsitzender.
Nach dem Krieg
Nach dem Krieg wird 1945 ein Großteil der Heinkel-Werke zerstört oder demontiert. Heinkel selbst wird von der Spruchkammer als Mitläufer eingereiht und mit 2.000 Mark Geldstrafe belegt. Er behauptet, trotz Parteimitgliedschaft kein Nazi gewesen zu sein.

"Das ist gewiss eine überaus empfindliche Strafe für einen Mann, dessen Vermögen von 100.000 Mark im Jahre 1922 im Jahre 1943 auf 34 Millionen Mark angewachsen war", kommentiert sarkastisch die Zeitung "Unser Tag" am 23. April 1948. Im Jahr 1950 startet Heinkel den Neubeginn mit der Produktion von Motoren in Stuttgart.



Hinweis: Kommentare geben nicht die Meinung von ka-news wieder. Der Kommentarbereich wird 7 Tage nach Publikationsdatum geschlossen. Bitte beachten Sie die Kommentarregeln und unsere Netiquette!