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Karlsruhe: Taumelnder Energieriese: Warum die EnBW-Krise uns alle trifft

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Taumelnder Energieriese: Warum die EnBW-Krise uns alle trifft

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    Die EnBW-Krise hat auch Auswirkungen auf die Stadt Karlsruhe.
    Die EnBW-Krise hat auch Auswirkungen auf die Stadt Karlsruhe. Foto: (Archivbild)

    Deutschlands drittgrößter Stromversorger schreibt weiter tiefrote Zahlen. Die EnBW machte in den ersten neun Monaten dieses Jahres einenVerlust von rund 550 Millionen Euro - im Vorjahreszeitraum war noch ein Gewinn von etwa 1,2 Milliarden Euro verbucht worden.

    Der Grund für die Misere: die zwangsweise Abschaltung zweier Atomkraftwerke und die Brennelementesteuer - der Karlsruher Versorger hat bis vor kurzem noch gut die Hälfte seines Stroms aus der Kernenergie erzeugt.

    5.100 Arbeitsplätze in der Region - noch

    Der Konzern steckt jetzt tief in der Verlustzone und muss daher kräftig sparen. Bis Ende 2013 sollen rund 750 Millionen Euro eingespart oder durch Effizienzsteigerungen gut gemacht werden, teilte das Unternehmen auf ka-news-Anfrage mit. Befürchtungen, dass der verschärfte Sparkurs auch zum Stellenabbau oder gar zu Standortschließungen führen könnte, treiben Mitarbeiter und Gewerkschaften um. Im Rahmen des angestrebten Sparprogramms "wird es zu Personalmaßnahmen kommen müssen", sagte ein Konzernsprecher im August der Deutschen Presseagentur (dpa).

    Die EnBW ist mit 5.100 Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber in der Region Karlsruhe. Auch zahlt die EnBW bisher kräftig Gewerbesteuer an die Stadt. "Die EnBW gehört als bedeutender Arbeitgeber der Region traditionell zu den starken Gewerbesteuerzahlern in Karlsruhe", sagte Karlsruhes Finanzbürgermeisterin Margret Mergen auf ka-news-Anfrage. Laut Haushaltsplan rechnet Mergen in diesem Jahr mit insgesamt 230 Millionen Euro Einnahmen aus der Gewerbesteuer, im nächsten Jahr sollen es 250 Millionen Euro sein. Doch durch die Verluste bei der EnBW müssen diese Pläne nach unten korrigiert werden, eine große Summe wird wohl wegfallen. Mergen spricht von einem "erheblichen Betrag" auf den die Stadt in diesem und den folgenden Jahren aufgrund der EnBW-Krise wohl verzichten müsse.

    Stadt verliert Millionen

    "Diese Summe fällt ins Gewicht und wird bemerkbar sein", so Mergen gegenüber ka-news. Die 2008 begonnen Haushaltskonsolidierungen müssten weiter fortgeführt werden. Um welche Summe es sich allerdings handelt, wollte sie nicht sagen. Auch der Konzern schweigt dazu. Es wird auf das Steuergeheimnis verwiesen. Aber es ist davon auszugehen, dass der Stadt Karlsruhe jährlich eine zweistellige Millionensumme flöten geht. Schon vor ein paar Monaten hatte Mergen wegen des Atomausstiegs um Gewerbesteuerzahlungen des Energiekonzerns gefürchtet.

    Doch nicht nur die eingeplante Gewerbesteuer fehlt der Stadt. Die Stadt hatte auch mit Einnahmen durch ihre erst im März erworbenen EnBW-Aktien geplant. Mit einer großzügigen Dividende ist derzeit allerdings nicht zu rechnen. Die geplanten Erträge sind erst einmal futsch. Im März hatte die Stadt Karlsruhe 100.000 Aktien der EnBW im Wert von 4,1 Millionen Euro erworben. Aus städtischer Sicht wurde der Aktien-Deal als langfristige Investition gesehen. Die Karlsruher Grüne hatten den Deal stets kritisiert.

    Keine Förderungen mehr?

    Des Weiteren könnte auch eine größere Summe an Förderungen wegbrechen. Denn die EnBW ist ein vielseitiger regionaler Sponsor in den Bereichen Kultur, Sport und Soziales. "Auf vielfältige Weise engagieren wir uns in den Bereichen Sport, Bildung, Kunst, Kultur und ehrenamtliches Handeln. Wir unterstützen kontinuierlich Vereine, Verbände und Organisationen in den Regionen, in denen wir geschäftlich aktiv sind", so das Unternehmen auf ka-news-Anfrage mit. In der Region Karlsruhe unterstütze die EnBW beispielsweise den Karlsruher SC mit Sponsoring, aber auch kulturelle Einrichtungen wie zum Beispiel das Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) oder das Festspielhaus in Baden-Baden.

    Aufgrund der Verluste und des eingeschlagenen Sparkurses werde jetzt auch "der Umfang des gesellschaftlichen Engagements geprüft", so das Unternehmen. Im Augenblick sei es aber zu früh, konkrete Aussagen darüber treffen zu können, ob Förderungen reduziert oder eingestellt würden. Das Sparprogramm befinde sich in der Entwicklung, es sei noch keine abschließende Entscheidung gefallen.

    "Der Konzern wird sicher seine Förderungen überprüfen und es muss damit gerechnet werden, dass es auch Einschnitte im Sponsoring geben wird", glaubt Finanzbürgermeisterin Mergen. So wäre es durchaus vorstellbar, dass sich der Konzern aus der regionalen Sport- und Kulturförderung zurückziehe. Den Angestellten seien Finanzierungen für Projekte außerhalb des Unternehmens schließlich schlecht zu vermitteln, wenn gleichzeitig konzerninterne Sparprogramme zu Einschnitten führten.

    Lesen Sie mehr zur EnBW-Krise bei ka-news

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