Dem Geschäftsführer der Karlsruher Messe- und Kongress GmbH (KMK), Günter Wohlfart, steht am heutigen Donnerstag ein schwerer Gang bevor (ka-news berichtete). Wohlfart, dessen Geschäftsführertätigkeit zurzeit ruht (ka-news berichtete), soll am Nachmittag dem Aufsichtsrat der KMK eine Bilanz des "Tour"-Programms präsentieren. Das besondere Augenmerk liegt dabei auf den beiden Engagements der Weltstars Mariah Carey und Seal. Von einem Defizit im sechsstelligen Euro-Bereich für die beiden Open Air-Flops war in den vergangenen Tagen die Rede gewesen. Auch für Bürgermeister Manfred Groh, den Aufsichtsratsvorsitzenden der KMK, könnte es ein rabenschwarzer Tag werden: angesichts der vermutlich tiefroten Zahlen, die ihm und den anderen Mitgliedern des Kontrollgremiums dann vorgelegt werden.
Miete für Messehallen belasten KMK-Bilanz
Mariah Careys Verpflichtung sorgte für reichlich Zündstoff (Foto: ka-news) |
Dass die als Diva verschriene Carey tatsächlich satte 500.000 Euro Gage für ihren knapp 75-minütigen Auftritt bekommen hat, kann heute traurige Gewissheit werden oder sich als unbegründete Spekulation erweisen. Die vermutlich einmalige Dimension dieser Fehlinvestition darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die KMK mit tiefgreifenderen, strukturellen Problemen zu kämpfen hat. Das verdeutlicht - schwarz auf weiß - der jüngste "Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe" für das Jahr 2004. Trotz der um 2,2 Millionen Euro gestiegenen Umsatzerlöse bleibt das Ergebnis der Gesellschaft durch hohe betriebliche Aufwendungen deutlich im Verlustbereich.
Als weiterer Grund für das um rund fünf Millionen Euro auf jetzt 13,5 Millionen Euro gestiegene Defizit werden zudem - vertraglich vereinbarte - Mietzahlungen an die Besitzgesellschaft "Neue Messe Karlsruhe" angegeben. Hinzu komme, dass Kosten für Ingangsetzung und Erweiterung des Geschäftsbetriebs, die schon ab 2000 angefallen waren, seit 2004 (bis 2007) mit jährlich 1,4 Millionen Euro abgeschrieben werden müssten. Immerhin habe sich, heißt es in der vierzehnten Ausgabe des Zahlenwerks weiter, gegenüber der im Juli vergangenen Jahres überarbeiteten Wirtschaftsplanung eine leichte Verbesserung ergeben: Damals war ein Fehlbetrag von 14,1 Millionen Euro für 2004 erwartet worden (ka-news berichtete), rund 600.000 Euro mehr als der tatsächlich "erwirtschaftete" Verlust.
Verluste aus 2003 und 2004 nicht vergleichbar
"Allein durch Miete, Erbpacht und ähnliches für die Messe Karlsruhe entstanden der KMK finanzielle Belastungen von 5,1 Millionen Euro", betont KMK-Pressesprecher Rainer Laubig auf Anfrage von ka-news. Er verweist dabei auf die ungewöhnliche "Karlsruher Konstruktion". In den meisten Städten sei das anders geregelt: So zahle das Berliner Pendant beispielsweise rund eine Million Euro pro Jahr an die Stadt, erläutert Laubig, und damit sei die Sache erledigt.
Auch müsse die KMK für die komplette Refinanzierung der getätigten Investitionen aufkommen. Der KMK-Pressesprecher weist ferner darauf hin, dass der Verlust aus dem Jahr 2003 nicht ohne weiteres mit dem von 2004 verglichen werden könne: "Es ist nicht ganz korrekt zu sagen, der Verlust der KMK habe sich im vergangenen Jahr fast verdoppelt, von 7,5 auf jetzt 13,5 Millionen", betont Laubig. Die Neue Messe - als wesentlicher Bestandteil der KMK - sei erst im Herbst 2003 eröffnet worden. Man könne vier Monate im Jahr 2003 nicht mit den vollen zwölf Monaten in 2004 vergleichen.
"Einschneidende strukturelle und personelle Maßnahmen"
Die Umsatzerlöse sind im vergangenen Jahr gegenüber 2003 um rund 2,2 Millionen Euro gestiegen. Allerdings blieb der Umsatz mit 16,1 Millionen Euro rund 250.000 Euro unter den Vorgaben des revidierten Wirtschaftsplans aus dem Jahr 2004. Die im vergangenen Jahr erzielten Umsatzerlöse der KMK deckten gerade einmal die Hälfte der gesamten Aufwendungen. Aus einem Kostendeckungsgrad von 50,7 Prozent, wie er im "Beteiligungsbericht" für das Jahr 2004 angegeben wird, ergibt sich ein Gesamtaufwand in Höhe von rund 31 Millionen Euro.
Hier war die Welt noch in Ordnung: OB Heinz Fenrich bei der offiziellen Auftaktveranstaltung anlässlich der Eröffnung der Messe Karlsruhe (Archivfoto: ka-news) |
"Der Fehlbetrag soll im Jahr 2005 um drei Millionen Euro auf dann noch rund 11 Millionen Euro sinken", hieß es noch Ende Oktober 2004 nach einer Klausursitzung des KMK-Aufsichtsrats. Wie sich der Verlust in den Jahren 2005 bis 2008 entwickeln werde, könne aktuell noch nicht prognostiziert werden, heißt es jetzt im "Beteiligungsbericht". Aufklärung sollte ein Experten-Gutachten bringen, das Oberbürgermeister Heinz Fenrich in Auftrag gegeben hatte und das dem Stadtoberhaupt inzwischen vorliegt.
Defizit belastet kommunale Finanzen
Der Karlsruher Gemeinderat: hat nicht zum letzten Mal über die Übernahme der KMK-Verluste entschieden (Foto: ka-news) |
Die Expertise zeigt neben mittel- und langfristigen Einsparpotenzialen vor allem auch Strategien auf, wie der Messebereich der KMK auf Vordermann gebracht werden kann. Der Aufsichtsrat ist bereits über das Gutachten informiert worden. Es zeichne sich schon jetzt ab, schreiben die Autoren des jüngsten "Beteiligungsberichts", "dass einschneidende personelle, strukturelle und organisatorische Maßnahmen unerlässlich sein werden". Für den Messe-Bereich prognostiziert KMK-Sprecher Laubig, dass "es uns auf jeden Fall gelingen wird, ein besseres Ergebnis zu erzielen". Er geht davon aus, dass - bei gestiegenem Umsatz - das Defizit um rund eine Million Euro verringert werden könne. Der Verlust im Bereich "Messe" würde sich dann im laufenden Jahr auf rund 7,8 Millionen Euro belaufen, nach 8,8 Millionen im vergangenen Jahr.
Das gesamte finanzielle Engagement der Stadt Karlsruhe beläuft sich für das Jahr 2004 auf mehr als 19 Millionen Euro, nach knapp elf Millionen im Jahr davor. Als alleiniger Gesellschafter muss die Stadt für die Verluste der KMK gerade stehen. Für das Geschäftsjahr 2004 war vom Gemeinderat eine Verlustabdeckung von rund 8,7 Millionen Euro beschlossen worden. Aber auch in die 4,8-Millionen-Euro-Bresche zwischen diesem Betrag und dem KMK-Jahresdefizit von 13,5 Millionen wird schlussendlich der Steuerzahler springen müssen. Und eine deutliche Entspannung ist zumindest für das laufende Jahr nicht zu erwarten.