Das heiße Wetter der letzten Wochen sorgt dafür, dass die Menschen vom Wasser geradezu magisch angezogen werden. Die traurige Folge: Die Zahl der Ertrinkungstoten steigt. Um diesen Umstand weiß auch Heinz Thöne, Vizepräsident des Landesverbands Baden der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). So seien allein im Landesverband Baden in diesem Jahr bereits 38 Menschen tödlich verunglückt - Tendenz steigend. "Wir haben jetzt schon die Marke von 2017 erreicht!", sagt Thöne im Gespräch mit ka-news.

Strömung im Rhein oft unterschätzt
Für die steigenden Zahlen macht der DLRG-Mann neben den hohen Temperaturen auch die Selbstüberschätzung mancher Badender sowie den momentan niedrigen Rheinpegel verantwortlich. Allein in den letzten 14 Tagen sind seinen Angaben zufolge mindestens fünf Personen im Rhein ertrunken. "Viele unterschätzen die immer noch starke Strömung im Rhein", erklärt Thöne. Doch warum ist das so?
Diese Frage kann auch Roland Fleischer im Gespräch mit ka-news nicht sicher beantworten. Fleischer ist Pressesprecher des Polizeipräsidiums Einsatz in Göppingen, das für die Einsätze der Wasserschutzpolizei Karlsruhe zuständig ist. Er vermutet aber, jugendlicher Leichtsinn, übermäßiger Alkoholkonsum und psychische Probleme könnten für das oftmalige Unterschätzen der Strömung verantwortlich sein. "Das Baden im Rhein ist nicht verboten, deshalb ist er für uns schwer zu überwachen", meint Heinz Thöne vom DLRG-Landesverband.

"Gesunden Menschenverstand einschalten"
Deshalb appelliert Polizeisprecher Fleischer an alle Badenden: "Man sollte seinen gesunden Menschenverstand einschalten und sich gut überlegen, ob man wirklich im Rhein schwimmen gehen will." Denn die starke Strömung sowie das Überschätzen der eigenen Schwimmfähigkeiten kann das Badevergnügen ganz schnell sehr gefährlich werden lassen.
Der Sprecher des Polizeipräsidiums Einsatz macht das an dem theoretischen Versuch deutlich, den etwa 250 Meter breiten Rhein schwimmend zu durchqueren. Hierbei könne es passieren, dass man teilweise bis zu 1,5 Kilometer von der ursprünglichen Einstiegsstelle abgetrieben wird, sagt er im Gespräch mit ka-news.
Wer in eine solche Notlage gerät: Ruhe bewahren, sich mit der Strömung treiben lassen und dann langsam Richtung Ufer schwimmen. Das empfiehlt DLRG-Mann Heinz Thöne. Doch generell gilt: Wer gefahrlos baden will, sollte auf Baggerseen und Strandbäder zurückgreifen - insbesondere auf die, die Eintritt verlangen. "Dann kann man sicher sein, dass sie von den DLRG-Ortsgruppen überwacht werden", rät Thöne.
Präventivmaßnahmen in Karlsruher Schwimmbädern
Auch die Karlsruher Schwimmbäder verzeichnen momentan einen großen Besucheransturm. Ist die Sicherheit dennoch gewährleistet? "Absolut," sagt der Chef der Karlsruher Bäder, Oliver Sternagel, auf Nachfrage von ka-news. "Wenn die Sicherheit nicht mehr gewährleistet wäre, würden wir die Bäder auch nicht öffnen." Einen tödlichen Badeunfall gab es laut Sternagel in seinen Bädern noch nicht. Eine große Anzahl Mitarbeiter sorgt dafür derzeit dafür, dass das auch in Zukunft so bleibt.
Dennoch: Eine hundertprozentige Sicherheit kann auch der Bäderchef nicht garantieren. Vor allem bei Kindern besteht in den Schwimmbädern eine hohe Ertrinkungsgefahr. Dagegen gehen die Karlsruher Bäder vor: "Durch das Projekt "Schwimm Fix" beispielsweise konnten bereits über 800 Kinder schwimmen lernen", sagt Sternagel. "Schwimm Fix" ist eine Aktion des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), bei dem Lehrassistenten Nichtschwimmern - parallel zum Schwimmunterricht in der Schule - das Schwimmen beibringen.

Auch Kindergartenbesuche, bei denen den Kleinen die Baderegeln erklärt werden, oder die klassischen Hinweisschilder am Beckenrand gehören zu den Präventivmaßnahmen der Bädergesellschaft, ebenso wie das gezielte Ansprechen der Eltern vor Ort. Sternagel hofft, sie dadurch sensibilisieren zu können. Denn: "Eltern schieben die Verantwortung für die Aufsicht gerne auf das Bad ab oder überschätzen die Gefahren", erklärt der Bäderchef abschließend.
Lebensretter im Smartphone-Format
Auch einem Pfinztaler Unternehmen ist die Problematik der Badeunfälle bekannt. Seit 2012 vertreibt es daher eine kleine aufblasbare Auftriebsboje, genannt "Restube". Gründer und Inhaber der Restube GmbH, Christopher Fuhrhop, hat das Sicherheitstool erfunden. Eine brenzlige Situation beim Kitesurfen vor einigen Jahren rief in ihm selbst den Wunsch nach einem kompakten Sicherheitsprodukt hervor.

"Restube ist so klein, dass man es beim Schwimmen immer dabei haben kann", erklärt Fuhrhop den Vorteil seiner Auftriebsboje. Bereits über 90.000 Mal wurde die Erfindung laut des Geschäftsführers bereits verkauft. Wegen ihrer kompakten Form kommt die Boje mittlerweile sogar bei der Drohnenrettung an der Ostsee zum Einsatz. Ein Konzept, wie man es dem Restube-Chef zufolge vielleicht auch bald an Karlsruher Badeseen finden könnte. Entsprechende Tests würden hier bereits durchgeführt.
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