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Karlsruhe: Sofa statt Wartezimmer: Dürfen wir uns künftig selbst krankschreiben?

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Sofa statt Wartezimmer: Dürfen wir uns künftig selbst krankschreiben?

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    Die Grippewelle sorgt für noch vollere Wartezimmer bei den Karlsruher Ärzten. Magdeburger Mediziner schlagen eine neue Attest-Regelung vor.
    Die Grippewelle sorgt für noch vollere Wartezimmer bei den Karlsruher Ärzten. Magdeburger Mediziner schlagen eine neue Attest-Regelung vor. Foto: (Archiv)

    Derzeit gilt: Wer krank ist, muss seinem Chef spätestens am vierten Tag ein ärztliches Attest vorlegen. Einige Unternehmen fordern von ihren Mitarbeitern sogar, ihre Krankheit bereits nach dem ersten Fehltag von einem Arzt bescheinigen zu lassen.

    Wer sagt, was ein 'leichter Fall' ist?

    Nach Vorstellung von Medizinern der Uni Magdeburg soll diese Regelung künftig geändert werden. Auf Grundlage einer Studie fordern sie, dass Beschäftigte sich künftig bis zu sieben Tage selbst krankschreiben dürfen.

    Damit sollen die tendenziell überfüllten Wartezimmer in den Arztpraxen leerer werden, die Mediziner mehr Zeit bekommen, sich um die "schweren Fälle" zu kümmern. Patienten, die vor allem wegen des Attests einen Arzt aufsuchen, könnten durch den neuen Vorschlag künftig zu Hause bleiben.

    "Studien zeigen, dass durchschnittlich etwa 20 bis 30 Prozent der Patienten in den Wartezimmern eher nicht schwer krank sind", erklärt Johannes Fechner, stellvertretender Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) im Gespräch mit ka-news. Will heißen: Etwa jeder vierte Kranke bräuchte nicht zwingend eine Untersuchung seines Arztes.

    Doch ob der Vorschlag der Magdeburger Experten deshalb der richtige Weg ist - Fechner hat Zweifel: "Natürlich ist es im Interesse der Ärzte und der Patienten, wenn Bagatellen nicht gleich ärztlich behandelt werden müssen. Doch wer sagt, was so ein 'leichter Fall' ist?"

    "In Karlsruhe modellartig testen"

    Die Gefahr, eine Krankheit zu verschleppen, sei groß. Auch ein Sprecher der DAK-Krankenkasse Baden-Württemberg erklärt auf Nachfrage von ka-news: "Es ist für den Erwerbstätigen oft nicht einfach, selbst zu beurteilen, ob er 'nur' eine Erkältung hat, oder eventuell 'schon' eine beginnende, schwere Grippe." 

    Die bestehende Regelung hält die Krankenkasse für sinnvoll. In den meisten Betrieben müsse schließlich erst nach drei oder vier Tagen ein Attest vorgelegt werden - bei Bagatellerkrankungen reiche diese Zeit zur Genesung für den Arbeitnehmer. Den Vorstoß der Magdeburger Mediziner lehnt die Kasse deshalb ab.

    Aus Sicht des KVBW-Vizevorsitzenden des Vorstands, Johannes Fechner, ist der schnelle Ruf nach einem Attest das Hauptproblem: "Die Arbeitgeber schüren eine Misstrauenskultur gegenüber ihren Angestellten", sagt der Mediziner. Er spricht sich für einen Modellversuch in einem Ballungszentrum aus: "In Karlsruhe und dem Umland könnte man den Vorschlag zum Beispiel modellartig testen." Im Erfolgsfall könne man die Regelung dann immer noch im ganzen Land anpassen.

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