Der Ettlinger-Tor-Platz war schon immer eine Sehenswürdigkeit Karlsruhes. Von 1998 bis 2011 stand dort auch eine imposante Skulptur des Karlsruher Künstlers Andreas Helmling, die das historische Stadttor nach Ettlingen repräsentieren sollten. Momentan ist es durch die schiere Menge an Umleitungen und Baustellen bekannt, die den Karlsruhern täglich Gram bereiten.
Doch sobald die Kombilösung fertiggestellt ist, wird das Stadtplanungsamt sein Augenmerk auf den dann freien Platz legen. Vier Architekturbüros haben sich in vier Werkstattterminen mit den Karlsruher Bürgern zusammen Gedanken zu der Gestaltung der Fläche gemacht. Am Montag hat das Begleitgremium den besten Entwurf ausgewählt - oder besser die besten zwei Entwürfe, denn zwischen beiden konnte sich die Jury nicht entscheiden: Den des Büros MVRDV aus Rotterdam und des Büros Max Dudler aus Berlin.
Entwürfe wie von Matt Jefferies - UFO am Ettlinger Tor
Die beiden Entwürfe könnten unterschiedlicher kaum sein: Während Dudlers Entwurf auf zwei imposante Torhäuser mit fünf Stockwerken setzt, wirkt der Gegenentwurf aus den Niederlanden wie aus einem Science-Fiction Roman: Eine schwebende Glasschüssel mit fast 50 Metern Durchmesser, gefüllt mit einem Hotel, Einkaufsgelegenheiten, einem öffentlichen Forum und einer Bibliothek.

Direkt zugänglich von der neuen unterirdischen Haltestelle Ettlinger Tor soll dieses Bauwerk höher als das Ettlinger-Tor-Center selbst liegen und einen Blick über die gesamte Stadt bieten. Der andere Entwurf sieht zwei gläserne Würfel vor, die als Torhäuser - angelehnt an das ursprünglich hier ansässige Ettlinger Tor - die Via Triumphalis säumen.

Bürgermeister Fluhrer ist vom UFO begeistert
"Wie wir die Torsituation zusammenfassen, ist hier die wichtigste Frage", sagt Baubürgermeister Daniel Fluhrer am Montag. Zusammen mit dem Begleitgremium der Planungswerkstatt hat er die unterschiedlichen Konzepte - jeweils eines mit und eines ohne Erhalt des denkmalgeschützten Landratsamtes - untersucht und hat - zumindest für sich selbst - einen Favoriten in der "fliegenden Salatschüssel" gefunden. "Das wäre meine präferierte Lösung" sagt er.

Leiter des Gremiums Wolfgang Riehle sieht den futuristischen Bau skeptischer. Viele Anhänger haben sich gefunden, aber mindestens genauso viele Gegner - klar, dass ein solches Bauprojekt polarisiert. Eines soll hingegen klar sein: Keine Hochhäuser direkt am Ettlinger Tor. Sie würden die Sichtpfade vom Via Triumphalis aus versperren, und das möchte man vermeiden, so Bürgermeister Fluhrer.

Landratsamt bekommt eventuell Denkmalschutz aberkannt
Der Platz ist allerdings nicht der einzige Sektor, der von Architekturbüros umgestaltet werden soll. Das Landratsamt, der Theatervorplatz und das Postgiroamt direkt nördlich der Kriegsstraße an der Kreuzung sollen sich ebenfalls baulich verändern.
Das Hochhaus, in dem sich das Landratsamt befindet könnte im Zuge der Umgestaltung auch abgerissen oder bewegt werden. Die nötigen Änderungen am Denkmalschutz des Gebäudes sind nach Angaben der Verantwortlichen bereits in Bearbeitung. Eine Entscheidung soll laut Landrat Christoph Schnaudigel in den nächsten Monaten fallen.

"Mit diesem Zwischenergebnis bin ich durchaus zufrieden", meint Schnaudigel. Eine Kombination der Vorschläge sei seiner Ansicht nach die wahrscheinlichste Lösung für ein schöneres Ettlinger Tor. "Wir haben uns für kein Büro entschieden, und keines der Büros kommt mit einem Auftrag aus diesem Verfahren raus - das ist alles städtebauliche Ideenfindung."
In zwei Jahren könnten erste Bagger rollen
Wie es nun weiter geht hängt, stark davon ab, ob das Landratsamtsgebäude abgebrochen wird und mit einem neuen Gebäude ersetzt wird. Abhängig ist das vom Denkmalschutz - fällt das kommende Votum positiv für einen Abbruch aus, wird das Landratsamt höchstwahrscheinlich neu gebaut.
In einem nächsten Schritt erfolgt nun erst einmal eine Empfehlung der Jury an den Gemeinderat. Dieser muss die oder den Entwurf offiziell auf den Weg zu bringen. In etwa zwei Jahren könnten dann am Ettlinger Tor die ersten Bagger rollen.
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