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Karlsruhe: Rintheim und die Holzklasse: Erst Hass, dann Liebe

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Rintheim und die Holzklasse: Erst Hass, dann Liebe

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    Da treffen Generationen aufeinander: Die Linie 9 (1970) und Linie 5 (2014).
    Da treffen Generationen aufeinander: Die Linie 9 (1970) und Linie 5 (2014). Foto: km/Stadtarchiv Karlsruhe, Bildarchiv Schlesiger

    Ein Blick in die Geschichte: An das Liniennetz angebunden waren die Rintheimer bereits Ende der 20er-Jahre. Am Samstag, 3. August 1929, fuhr zum ersten Mal die elektrische Straßenbahn nach Rintheim. 1958 wurde die Pendellinie dann zu Nummer 10.

    Am 29. Oktober 1970 eröffnete der damaliger Bürgermeister Horst Rehberger dann die neue Straßenbahnverbindung nach Rintheim. Damals war es nicht die Linie 5, sondern die Linie 9: Sie war die erste direkte Verbindung von Rintheim zur Stadtmitte und zum Hauptbahnhof. Zuvor mussten die Stadtteilbewohner am Schlachthof in die Linie 8 umsteigen, um nach Hause zu gelangen.

    Eine Million Mark und eine misslungene Wendeschleife

    1.570 Meter maß die neue Strecke zwischen der Kreuzung Tullastraße/Rintheimer Straße und der Kreuzung Mannheimer Straße/Hirtenweg. 1.150.000 Deutsche Mark hat sich die Stadt das neue Teilstück kosten lassen. Auch hier machte der zweigleisige Umbau eine komplette Stilllegung des Streckenabschnitts nötig. Gebaut wurde vom 15. Juni bis zum 29. Oktober. Zum direkten Vergleich: Die Gesamtkosten der aktuellen Baumaßnahme belaufen sich auf rund 11,4 Millionen Euro.

    Sonderlich erfreut war man "in Rinde" über die neue Straßenbahnstrecke zunächst nicht: Besonders die Wendeschleife sorgte unter den Anwohnern im unmittelbaren Kreuzungsbereich der Mannheimer Straße und Hirtenweg für Unmut. Die betroffenen Anlieger sahen in der Wendeschleife eine erhebliche Gefährdung ihrer Sicherheit: Die als misslungen verschriene Wendeschleife war direkt über die Verbindungswege vor ihren Haustüren geplant, es würde eine Lärmbelästigung von unzumutbaren Ausmaße entstehen.

    Rintheimer: Neue Strecke ist ein Schildbürgerstreich

    Dementsprechend waren auch nur wenige Rintheimer Bürger bei der offiziellen Eröffnung der Strecke im Oktober 1970 anwesend. Sie fühlten sich von der Politik hinters Licht geführt, man sprach von einem "Schildbürgerstreich": Offensichtlich hatte man von Protestbewegungen Abstand genommen, da die Strecke trotz 6.120 Einwohnern nur wenig genutzt wurde. Man glaubte an einen Abbruch der neuen Linie 9 und nicht an eine Anbindung an das bestehende Karlsruher Streckennetz.

    Trotz aller Missgunst der Anwohner: Um 11.30 Uhr rollte die erste Straßenbahn Linie 9 auf der vollständig erneuerten Strecke von der Endhaltestelle durch die Mannheimer Straße, Rintheimer Straße und Tullastraße zum Hauptfriedhof. Von dort ging es weiter zum Marktplatz und über den Hauptbahnhof zum Rheinhafen. Linie 9 verkehrte nun im Zehn-Minuten-Takt, während auf die Pendellinie 10 bis zu 30 Minuten gewartet werden musste.

    "Holzklasse" fährt noch bis Dezember im Westen der Stadt

    Bereits ein Jahr nach Eröffnung der neuen Strecke, wandelte sich die Linie 9 in Linie 7 - ab 1983 wurde sie zur 3 und ab 1997 schließlich zur Linie 5. Nach 55 Jahren fuhren die "Holzklassewagen" der Linie 5 am 2. März zum letzten Mal in den Karlsruher Stadtteil Rintheim. Ein erstes Mal soll es dann Ende Oktober geben, wenn die erste Niederflurbahn durch "Rinde" rollt.

    Aktuell ist die "Holzklasse" noch auf der Linie 5 zwischen Rheinhafen/Kronenplatz/Konzerthaus im Einsatz. "Bis zum großen Fahrplanwechsel Mitte Dezember wird die Bahn auf diesem Streckenabschnitt noch im Einsatz sein", heißt es vonseiten der VBK. "Danach werden einige Fahrzeuge für historische Zwecke zur Verfügung gestellt, die anderen Fahrzeuge werden verschrottet."

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