Deutlich zu trocken waren die Böden noch im Winter. Insbesondere der Februar brachte nur eine geringe Regenmenge mit sich. Gerade einmal 10.6 Liter pro Quadratmeter seien laut Bernhard Mühr, Diplom-Meteorologe aus Karlsruhe im zweiten Monat des Jahres niedergegangen. Ausgeglichen wurde dieses Niederschlagsdefizit zu einem großen Teil in den Frühjahrsmonaten März und April.
Deutlich mehr Regen im März, April und Mai
"Die beiden Monate konnten mit einem deutlichen Regenüberschuss aufwarten und auch der Mai liegt nach den ersten zehn Tagen mit 26.6 Litern pro Quadratmeter beziehungsweise einem Drittel des üblichen Monatsniederschlags bislang auf Kurs", so Mühr gegenüber ka-news.de. So sei etwa in Rheinstetten seit dem 1. März bis jetzt die Regenmenge von 173.8 Litern pro Quadratmeter zusammengekommen.

"Für das Frühjahr 2023, das klimatologisch am 31. Mai endet, zeichnet sich also ein nasser Verlauf ab. Die nächsten drei Wochen entscheiden allerdings noch darüber, ob das Frühjahr 2023 zu den besonders nassen Frühjahren aufrückt oder nicht", sagt Mühr.
Denn das gemäßigte mitteleuropäisches Klima zeichne sich durch eine große Variabilität aus, die von Monat zu Monat und von Jahr zu Jahr eine ganz unterschiedliche Witterungscharakteristik mit sich bringe. So sei etwa der April im Vorjahr mit 96,5 Litern pro Quadratmeter extrem nass gewesen und habe nahezu das Doppelte des Monatssoll mit sich gebracht. Extrem trocken sei es hingegen mit nur 5.6 Millilitern im April 2020 zugegangen.
Haben sich die Böden also erholt?
Eine klare Antwort kann darauf nicht gegeben werden. Für die Auswirkungen des Niederschlags auf die Wasserbilanz der Böden spiele nämlich nicht nur die absolute Niederschlagsmenge eine Rolle, sondern auch Dauer und Verteilung des Niederschlags.

Ein Gewitter, das innerhalb kürzester Zeit enorme Regenmengen ablädt, sei demnach wenig nachhaltig. Denn: "Der größte Teil des Niederschlagswassers fließt oberflächlich ab und dringt gar nicht in die Böden ein. Für eine gute Durchfeuchtung des Bodens und insbesondere auch der tieferen Bodenschichten bedarf es häufigerer und länger anhaltender Regenfälle, die in leichter bis mäßiger Intensität auftreten", erklärt Mühr. Bislang sei dies im Frühjahr 2023 der Fall, weshalb "im Raum Karlsruhe im Gesamtboden bis 1,8 Meter Tiefe aktuell keine Dürresituation besteht", so Mühr.
Karlsruhe kann mit viel Regen gut umgehen
"Auch wenn es viel geregnet hat, fiel der Regen meist über einen längeren Zeitraum. Eine Stadt wie Karlsruhe kann damit gut umgehen. In anderen Teilen Baden-Württembergs fiel jedoch viel Regen in kurzer Zeit, was dort zu Überschwemmungen führte", ergänzt Hans Schipper, Leiter des Süddeutschen Klimabüros am KIT.

Die obersten Bodenschichten in der Fächerstadt seien inzwischen also ausreichend mit Regen versorgt. Ein Fakt, der allerdings nicht unbedingt auch für die tieferen Schichten, die langfristigen Wasserspeicher im Boden gelte.
"Die Natur kann sich in diesem Frühjahr zwar gut entwickeln, was man auch draußen deutlich sieht, aber eine längere Trockenperiode könnte schnell wieder dramatisch werden, weil in den tieferen Bodenschichten noch nicht genügend Wasser vorhanden ist", erklärt Schipper.
Ist einer Dürresituation nun also vorgebeugt?
"Eine gute Wasserversorgung des Bodens und entsprechend hohe Bodenfeuchte im Frühjahr beugen einer Dürresituation im weiteren Verlauf des Jahres vor und lassen längere trocken-heiße Witterungsabschnitte im Sommer weniger folgenschwer ausfallen", sagt Mühr. So sei den größeren Dürren, wie etwa 2018, stets ein trockenes Frühjahr vorausgegangen.

Ob dieses Jahr überhaupt mit einem Hitzesommer zu rechnen ist, könne indes noch nicht verlässlich beantwortet werden. Durch die feuchteren Böden würde in der kommenden Zeit aber sehr viel Sonnenenergie in die Verdunstung gehen.
"Da uns im Sommer zwar viel Energie zur Verfügung steht, diese aber naturgemäß begrenzt ist, wird weniger Energie für die Erwärmung der unteren Luftschichten verwendet", erläutert Schipper. Die Wahrscheinlichkeit für einen sehr heißen Sommer bei dem aktuell doch recht feuchten Frühling sei allerdings geringer. "Aber Wetter bleibt Wetter und wie es genau wird, bleibt abzuwarten", sagt Schipper.
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