Jüngst brachte eine Meldung der Deutschen Presse-Agentur (dpa) das Thema Ratten in Karlsruhe wieder auf dem Tisch: In einem Artikel bezeichnet sie Karlsruhe als eine Stadt mit ganzjährigem Rattenproblem.
Eine Behauptung, die von der Stadtverwaltung dementiert wird. "Karlsruhe hat kein Problem mit Ratten!", so ein Pressesprecher im Gespräch mit ka-news. Auch von einer Plage könne man keinesfalls sprechen - im Gegenteil: In den vergangenen Jahren habe sich die Nagetier-Population auf einem gleichbleibend niedrigen Niveau bewegt. Konkrete Zahlen liegen der Stadt nach eigenen Angaben allerdings nicht vor.
Ratten sind seit Baubeginn der Kombilösung Thema in Karlsruhe

Das Thema Ratten begleitet Karlsruhe seit einigen Jahren: Viele Baustellen im Untergrund für die Karlsruher Kombilösung treiben die Ratten nach oben. Die Debatte wurde im April 2017 sogar im Karlsruher Gemeinderat geführt. Das Ergebnis: Keine Rattenplage - im Jahr 2016 wurden weniger Ratten gemeldet als in den Jahren zuvor. Danach gibt es keine belegbaren Untersuchungen mehr.
"Verlässliche Zahlen zur Rattenpopulation sind kaum zu bekommen", so Helga Riedel vom Presse- und Informationsamt der Stadt Karlsruhe im November 2017 gegenüber ka-news, "Schwankungen gibt es immer, aber über die Jahre hinweg ist die Population nach Einschätzung unserer Fachleute eigentlich stabil."
Vermüllung lockt mehr Ratten nach oben

Eine Zunahme der Rattenpopulation in Karlsruhe aufgrund von zunehmender Vermüllung sieht man bei der Stadtverwaltung nicht: In jeder Stadt kommen Ratten dort vor, wo man Essensreste findet, so der Sprecher. Das sei vor allem im öffentlichen Raum wie in Parks und der Innenstadt der Fall.
So sehen das auch Experten der Schädlingsbekämpfung: Die Firma Springer aus Karlsruhe ist ein Traditionsbetrieb und bekämpft seit 1908 Schädlinge. "Die Vermüllung führt wahrscheinlich mehr zum Sichtbarwerden des eigentlich in der Kanalisation bestehenden Problems, als dass es zu einer signifikanten Zunahme führen würden", so Firmenchef Gerald Hock. Zusammen mit seinem Söhnen Marvin und Julius führt er das Familienunternehmen.

Der Großteil der Ratten lebt in der Kanalisation - jetzt treibt es nur mehr von ihnen nach oben: Denn essbare Müllreste bedeuten für die Tiere ein zusätzliches Nahrungsangebot, dem sie folgen. "Von einer Plage würden wir nicht sprechen", so Hock. "Der Eindruck kann schnell entstehen, wenn Ratten aufgrund lokaler Problematiken vorübergehend vermehrt an bestimmten Stellen in der Stadt auftreten." Brennpunkte seien laut der Experten der Friedrichsplatz, das Durlacher Tor und die Bernharduskirche.
Im Sommer haben Menschen vermehrt Sichtungskontakt
Eine weitere Erklärung ist die warme Jahreszeit, so die Stadtverwaltung: "Ratten gehören einfach zur Stadt - zu jeder Stadt - im Sommer wie im Winter", sagt er. Im Sommer nehme man die Tiere nur intensiver und länger wahr, weil die Menschen sich dann bevorzugt im Freien aufhalten. "Dadurch kommt man öfter mit ihnen in Kontakt."
Auch wenn keine ausgeprägte Plage: Bekämpft werden die Ratten in Karlsruhe dennoch: Die Stadt kümmert sich um Populationen in und im Umfeld der Kanalisation, in Grünanlagen und Grünstreifen und öffentlichen Abfallbehältern. Auf den Baustellen der Kombilösung ist die Karlsruher Schienen Infrastruktur-Gesellschaft (Kasig) zuständig.

Vermüllung erschwert Rattenbekämpfung
Doch auch wenn man wollen würde: "Eine hundertprozentige Ausrottung ist nicht zu bewältigen", so der Familienbetrieb Springer. Das liege auch daran, dass die Auslegung von Ködern strengen Sicherheitsauflagen - zum Beispiel nicht in der Erreichbarkeit von Kindern, Hunden und Katzen - unterliege und alternative Nahrungsangebote in Konkurrenz zu den Ködern stehen.
"Zurückgelassene Speisen erschwert die Bekämpfung mit Ködersystemen", so Hock. Jeder Karlsruher kann daher dazu beitragen, dass Ratten nicht zum Problem werden: Die Verwaltung appelliert an die Bürger, ihre Abfälle mitzunehmen und fachgerecht zu entsorgen, um den Ratten nicht noch mehr Nährboden zu bieten.
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