Treibt das Hämmern und Bohren an den Kombilösungsbaustellen Ratten aus der Karlsruher Kanalisation an die Oberfläche? Diese Frage stellte sich im Juli 2012 ein ka-Reporter. Damals gab es von der Karlsruher Schienen-Infrastruktur-Gesellschaft (Kasig) sowie von der Stadt Karlsruhe noch abschlägige bis zögerliche Antworten - inzwischen klingt das eindeutiger.
Essen im Gebüsch zieht Ratten an
"Auch wenn es keine Anhaltspunkte dafür gibt, dass die absolute Zahl der Ratten im Stadtgebiet gestiegen ist, so haben ein geändertes Nutzerverhalten sowie die Baustellenaktivitäten dazu geführt, dass sie im Stadtgebiet präsenter sind", führt eine Sprecherin aus.
"Geändertes Nutzerverhalten" beobachte man vor allem beim Thema Fast Food. Weggeworfene Essensreste und Müll ziehen die Nager geradezu magisch an - wenn "Ratten in Hecken Unterschlupf und Essen finden, sind sie natürlich sichtbarer für die Öffentlichkeit als in einem Kanalsystem", so die Sprecherin weiter. Im Kanalsystem bekämpfe das Tiefbauamt Ratten regelmäßig. Auch im Zuge von großen Baustellen suchten sich die Tiere häufig Ausweichquartiere. "Im Fokus steht derzeit die Großbaustelle am Durlacher Tor", heißt es.
Da im Baustellenbereich der Kombilösung die Kasig zuständig sei, hätten hierzu auch bereits konstruktive Gespräche stattgefunden - auch, um die jeweiligen Aktivitäten abzustimmen. Denn gerade beim Durlacher Tor komme hinzu, dass dort ein kontrollierter Taubenfütterplatz sowie ein Taubenschlag angesiedelt seien. In einer Abstimmungsrunde habe man beschlossen, deshalb künftig auf eine Fütterung am Boden zu verzichten. "Ein Schild wird künftig darauf hinweisen, dass die bodennahe Fütterung aufgrund der Rattenproblematik verboten ist", so die Erklärung. Die Tauben bekommen aber nach wie vor artgerechtes Futter im Taubenschlag. Dieser befindet sich im Dachboden der Heinrich-Meidinger-Schule. Zusätzlich kontrolliere man dort die Population, indem man befruchtete Eier gegen Gipseier austausche.
Abgesehen davon werden Ratten nach Auskunft der Stadt sowohl in regelmäßigen Abständen als auch akut von einem beauftragten Fachbetrieb bekämpft, um ihre Zahl in Grenzen zu halten. Zwischen 500 und 700 Köder legt das Tiefbauamt jährlich aus. Wann man akut aktiv werde, entscheide man nach eigenem Gusto - zudem gehe man auch Hinweisen aus der Bevölkerung nach. Egal wer wie gegen die Nager vorgeht - intern werde alles abgestimmt: "Das Tiefbauamt informiert das Gartenbauamt über seine Aktionen im Verkehrs- und Kanalnetz, das Gartenbauamt wiederum kümmert sich um die Bekämpfung in städtischen Grünanlagen." Auf Privatgrundstücken müssen die Eigentümer selbst ran.
Marder im Haus? "Da kann man nichts machen."
Übrigens erregen nicht nur Ratten die Aufmerksamkeit der Karlsruher. Erst kürzlich hatte eine Marderfamilie in einem leerstehenden Südstadt-Mietshaus sogar die Kommunalpolitik auf den Plan gerufen: Einzelstadtrat Friedemann Kalmbach (GfK) wollte der Sache auf den Grund gehen und fragte zunächst beim Ordnungs- und Bürgeramt nach - die Antwort empfand er allerdings als nicht zufriedenstellend. Aus der Abteilung Jagdwesen habe es geheißen: "Da kann man nichts machen."
Diese Information veranlasste die Wählergemeinschaft "Gemeinsam für Karlsruhe" (GfK) zu einer offiziellen Anfrage bei der Stadtverwaltung. Darin will Kalmbach wissen, wie man im Rathaus die Wildtier-Situation in der Innenstadt beurteilt. Er hakt bei dieser Gelegenheit nach, was die Stadt gegen die "Landflucht" von Mardern, Waschbären, Füchsen, Wildschweine nach Karlsruhe unternimmt. Außerdem - und damit zurück zum Ausgangspunkt - soll geklärt werden, "wie die Verwaltung gegen die Vielzahl der durch die Kombi-Baustellen aufgescheuchten Ratten" umgeht.
"Die Nager werden immer dreister und halten sich immer öfter auf öffentlichen Plätzen und Straßen auf", stellt Kalmbach fest - und bekommt dies nach eigenen Angaben auch von Bekannten und Bürgern zu hören. Wenn die Tierchen also mal wieder vor dem Schütteln und Klopfen ans Tageslicht flüchten, gibt es laut Stadt zumindest eine gute Nachricht: In Parks wie der Günther-Klotz-Anlage gebe es demnach kein Rattenproblem.
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