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Karlsruhe/Berlin: Pfizer hat neues Domizil

Karlsruhe/Berlin

Pfizer hat neues Domizil

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    Die Nähe zu politischen Entscheidungsträgern ist wohl das wichtigste Motiv für den Umzug (ka-news berichtete). Berlins IHK-Präsident begrüßt Pfizer als "Leuchtturm mit internationaler Strahlkraft". In der Stadtregierung glaubt man, dass Pfizers Bekenntnis zu Berlin weitere Pharmaunternehmen anlocken könnte. Im Standortwettbewerb um Arbeitsplätze seien "reichlich harsche Worte" gefallen, heißt es von Seiten der für Berlin werbenden Organisation.

    Pfizer-Betriebsrat lobt Anpassungsfähigkeit der Belegschaft

    Unterdessen wächst in der Karlsruher Pfizer-Belegschaft der Unmut. Am Wochenende hatte die "Stuttgarter Zeitung" berichtet, intern rechne Pfizer damit, dass nur 15 bis 20 Prozent der aktuellen Mitarbeiter dem Ruf an die Spree folgen. Pfizer kommentiert diese Zahlen nicht. Der Betriebsrat empfindet die klammheimliche Entscheidung für den Umzug nach Berlin "als Verrat und Hohn". Er weist darauf hin, dass alle Kollegen in der Vergangenheit bereit gewesen seien, sich vielen Veränderungen anzupassen und auch viele Einsparmaßnahmen mitzutragen, auch wenn diese häufig schmerzlich waren. Immer wieder habe der Betriebsrat an die Flexibilität der einzelnen Kollegen appelliert und auch die Maßnahmen zur Effizienzsteigerung unterstützt.

    Als Baden-Württembergs Politik noch nahe bei Pfizer war: MdB Wellenreuther und Ministerpräsident Oettinger zu Besuch in der Deutschland-Zentrale (Archivfoto: ka-news)

    Für den Betriebsrat sind die Veränderungen des deutschen und auch des europäischen Marktes offensichtlich, die daraus resultierende Nähe der Lobbyisten von Pfizer zur Politik und zu Verbänden aller am Gesundheitsmarkt Teilhabenden betrachtet er als logisch. Dass Abteilungen wie Verkauf und Außendienststeuerung, Qualitätskontrolle, Finanzen, Personal, Medizin Marketing, IT die Nähe zu den Entscheidern im Gesundheitsmarkt brauchen, sieht er hingegen nicht ein. Deshalb stellt der Betriebsrat die komplette Verlagerung des gesamten Pharma- und Tierarzneimittelgeschäfts in Frage.

    Der Betriebsrat ist entschlossen, bei den Gesprächen mit der Geschäftsleitung einen Sozialplan auszuhandeln, in dem die wirtschaftlichen Nachteile für die Mitarbeiter in Folge dieser Verlagerung haben, minimiert werden sollen. "Wir werden hart verhandeln und alle unsere Möglichkeiten ausschöpfen", verspricht der Betriebsrat den Mitarbeitern.

    Auch Arbeitsplatzabbau geplant?

    Offiziell hält die Firmenleitung an ihrer Position fest, dass jeder umzugswillige Mitarbeiter seinen Arbeitsplatz in Berlin wiederfinden werde (ka-news berichtete). Doch die "Stuttgarter Zeitung" zitierte am Wochenende aus einem internen Papier, dass die Unternehmensberatung Boston Consulting Group für Pfizer erstellt hatte. Das Jobszenario liest sich ganz anders als die öffentlichen Versprechungen. Hinter verschlossenen Türen kalkuliert Pfizer demnach, dass von 500 Mitarbeitern in Karlsruhe höchstens 15 bis 20 Prozent nach Berlin umziehen.

    Die gesamte so genannte Relocation würde Boston Consulting zufolge den Konzern rund 155 Millionen Euro kosten. Statt der versprochenen 500 Stellen solle es in der neuen Deutschlandzentrale Berlin nur noch 300 "permanente" Festangestellte und 100 "flexible" Mitarbeiter geben. Bis 2013 errechnen die Strategen nach Angaben der "Stuttgarter Zeitung" eine Personalkosteneinsparung von 68 Millionen Euro. Das Papier, auf das sich die "Stuttgarter Zeitung" bezog, wollte die Pfizer-Geschäftsführung nicht kommentieren.

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