"Wir sind so glücklich, dass wir jetzt eröffnen", sagte Mayte Legeay, Direktorin des Betreibers Neinver, am Mittwoch bei der Eröffnung. Das Outlet-Center soll nach Ansicht der Betreiber als Wachstumsmotor für die Wirtschaft und den Tourismus im Elsass sowie in Baden-Württemberg fungieren. Durch beide Regionen zusammen reisen jährlich rund 27 Millionen Touristen. Die Anlage wurde nach dem Vorbild der Stadt Obernai erbaut. Um stilecht elsässisch zu bleiben, wurden aus Steinbrüchen der Vogesen mehr als 300.000 Pflastersteine in den Boden eingefügt.
Herausforderung für den Einzelhandel
Die Region um Roppenheim soll durch neue Jobs sowie zusätzlich angezogene Konsumenten, von denen letztlich der lokale Handel profitiert, einen Mehrwert erfahren. "1,5 bis 2 Millionen im ersten Jahr und in weiterer Zukunft drei Millionen Besucher", erwarten die Betreiber des Markendorfes.
"Das ist eine klare Herausforderung für den Einzelhandel auf der badischen Seite, insbesondere für die Innenstädte von Rastatt und Baden- Baden", erklärt Verbandsdirektor Gerd Hager vom Regionalverband Mittlerer Oberrhein (RVMO) in einer Pressemitteilung. "Aber unsere Region ist inzwischen gut aufgestellt und hat mit ihren lebendigen Innenstädten insgesamt mehr zu bieten."
Kritik des RVMO: "Kulissendorf, wie in einem Western"
So habe zum Beispiel die Stadt Bruchsal mit drei neuen Warenhäusern ihre Innenstadt spürbar belebt. Karlsruhe biete den Menschen Einkaufsmöglichkeiten auf einer Verkaufsfläche, die zusammen achtmal so groß sei wie im neuen Markendorf in Roppenheim. In Rastatt sei derzeit ein neues innerstädtisches Einkaufszentrum mit hoher städtebaulicher Attraktivität im Bau. Damit werde der inhabergeführte Mittelstand unterstützt und nicht anonyme Finanzinvestoren.
Der Trend der vergangenen Jahre heiße "weg von der grünen Wiese, zurück in die Zentren", so Hager. Die Regionalplanung orientiere sich am Leitbild der Europäischen Stadt, die lebendig, authentisch und attraktiv sei. Das DOC in Roppenheim sei ein "Kulissendorf, wie in einem Western", und damit kein Modell für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Mit einer Verkaufsfläche von über 27.000 Quadratmetern und 107 Ladengeschäften erreiche das DOC Roppenheim im Bekleidungssortiment eine vergleichbare Größe wie die Innenstadt von Baden-Baden.
Doch der zeitliche Weg von der Planung bis zur Eröffnung war für das DOC Roppenheim sehr weit. "Der innerstädtische Einzelhandel unserer Region hat ein Jahrzehnt gewonnen, um sich noch besser auf die Kundenwünsche einzustellen", betont RVMO-Chef Hager und blickt zuversichtlich in die Zukunft.
Projekt wurde 2002 abgelehnt
Der Anfahrtsweg sei für die deutschen Besucher eine Herausforderung. Ein Nadelöhr bilde zudem die Staustufe Iffezheim. Daher würden selbst die Betreiber einen Umweg über das französische Straßennetz empfehlen, so Hager. Die kürzeste Verbindung führe über die A5 bis Baden-Baden und die B500 bis zur Staustufe. "Hier gilt das Verursacherprinzip, wer Verkehrsprobleme erzeugt, muss auch für ihre Lösung sorgen."
Von Beginn haben sich entlang des Oberrheins sowohl auf deutscher als auch französischer Seite fast alle Städte und Handelsverbände zusammen mit dem Regionalverband Mittlerer Oberrhein gegen das Projekt ausgesprochen, gleichgültig an welchem Standort, betont Hager. Im Jahr 2002 habe das Regierungspräsidium Karlsruhe dem Vorhaben am Baden Airport eine klare Absage erteilt. Nach der Ablehnung des Projektes auch im Elsass, habe dann das Oberste Verwaltungsgericht in Paris die Ansiedlung dennoch und endgültig zugelassen. Ein Standort für ein DOC an der Grenze zweier EU-Staaten dürfe kein Vorbild für weitere solche Vorhaben sein. "Der Fall Roppenheim zeigt, dass eine europäische Regelung fehlt, die bei Großvorhaben eine grenzüberschreitende Abstimmung garantiert", so Hager abschließend.
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Pläne Roppenheim
