Anfang 2018 wollte man die Verträge zum Vollumbau des KSC-Stadions bereits in trockenen Tüchern haben: Doch daraus wurde nichts. Zum Zeitpunkt der Ausschreibung des europaweiten Vergabeverfahrens im Dezember 2016 rechnete die Stadt mit einem Vertragsschluss mit den Auftragnehmern im Dezember 2017. Zum angestrebten Zeitpunkt informierte die Stadt in einer Pressemeldung: Die Bieterangebote für den Bau des neuen Fußballstadions übersteigen den vorgegebenen Kostenrahmen von insgesamt 113,7 Millionen Euro und müssen erneut geprüft werden.
Stadt schweigt: Keine Details zum Verfahren
Zu Details des Verfahrens bewahrt die Stadt Karlsruhe weiterhin Stillschweigen: Welche zeitlichen Verzögerungen zu erwarten sind, wie hoch die Überschreitung der Kostengrenze ist und wann mit einer Entscheidung zu rechnen ist - diese Antworten bleiben vorerst aus. Sie soll es nach Abschluss des Vergabeverfahrens geben, welches laut Stadt der Geheimhaltungspflicht unterliegt.
Fest steht: Geprüft werden Bauabläufe und Leistungsinhalte, auch alternative bauliche Teillösungen werden einer detaillierten Betrachtung unterzogen. Man wird sich durch die "Funktionale Leistungsbeschreibung" (FLB) arbeiten müssen, welche zwischen Stadt und KSC für die Ausschreibung des Neubau verhandelt worden ist. Der Kostenrahmen von knapp über 70 Millionen Euro für den Stadionkörper müsse auf jeden Fall eingehalten werden, betont Oberbürgermeister Frank Mentrup im Dezember gegenüber dem SWR, sonst gebe es kein politisches Votum, um das Projekt umzusetzen.
Neues KSC-Stadion: Das Wichtigste im Überblick
Ausgeschrieben war Stadionkörper, Parkhaus ("oberirdischer Großgarage"), TV-Compound, Provisorien für den Spielbetrieb und Abbrucharbeiten. Nach aktuellem Gemeinderatsbeschluss (Juni 2016) dürfen die nach Funktionaler Leistungsbeschreibung anvisierten 76,8 Millionen Euro für Stadion und Parkhaus nicht überschritten werden. Zuletzt wurde das Parkhaus mit rund elf Millionen Euro, der Stadionkörper mit rund 75 Millionen Euro und die Infrastrukturmaßnahmen mit rund 28 Millionen Euro veranschlagt. Geplant war die Fertigstellung des Stadions für die Spielzeit 2020/21.
Haupttribüne erhalten?
Aus den politischen Reihen gibt es unterschiedliche Vorschläge: Bündnis 90/Die Grünen sowie die Freien Wähler schlagen vor, die Haupttribüne zu erhalten. Die Linke schließt sich der Forderung an: "Der Erhalt der Haupttribüne ist durchaus sinnvoll", heißt es auf ka-news-Nachfrage. Das größte Einsparungspotential sehe man allerdings darin, das neue Wildparkstadion im Wesentlichen vom Profifußball finanzieren zu lassen, heißt es weiter. Stadtrat Stefan Schmitt (parteilos) begrüßt den Vorschlag, die Haupttribüne zu erhalten. Es müsse über kostengünstigere Alternativen nachgedacht werden. Ob Neu- oder Teilneubau müsse dann im Gemeinderat abgestimmt werden.
Die Kult-Fraktion - Karlsruher Liste, Piratenpartei, Die Partei - steht dem Erhalt der Haupttribüne ebenfalls positiv gegenüber: "Eventuell ließe sich die Qualität und das Angebot der Haupttribüne durch Umbau verbessern. Dann müsste man die Haupttribüne erst mal gar nicht ersetzen. Das alles spart nicht nur Kosten, sondern lässt den KSC während der gesamten Bauzeit Geld mit Logen und VIP-Plätzen verdienen!" Einsparpotential sieht die Fraktion beim Bau des Parkhaus: "Der KSC finanziert das VIP-Parkhaus neben dem Stadion selbst (Kosten etwa zehn Millionen) und refinanziert es über die Parkgebühren."
SPD: Einsparpotential Wälle, Tribüne, Kapazität
Auch die SPD kann sich einen "Erhalt bereits vorhandener Strukturen" vorstellen und nennt als mögliche Beispiele die Haupttribüne und die Stadionwälle. Weiterhin ist die Reduzierung von Funktionen, wie die bislang auf 35.000 Plätze angesetzte Stadionkapazität, für die Sozialdemokraten denkbar.
Die SPD sieht vor allem den KSC jetzt in der Verantwortung: "Nach dem Verständnis unserer Fraktion obliegt es dem KSC, als zukünftigen Nutzer, den genannten Kostenrahmen einzuhalten gegebenenfalls auch durch Abstriche von Funktionen des geplanten Stadionneubaus die für die Wirtschaftlichkeit des Vereins nicht zwingend erforderlich sind", so Raphael Fechler gegenüber ka-news.
Die AfD unterstützt den Vorschlag, die Möglichkeiten zum Erhalt der Haupttribüne, zu überprüfen - durch das Belassen der Erdwälle und der Tribüne könnten Kosten gespart werden. Weiterhin fordert die AfD ein neues Finanzierungskonzept, gegebenenfalls auch mit Beteiligung der Stadt Karlsruhe, über das in einer Bürgerbeteiligung abgestimmt werden solle. "Wir wollen Transparenz und direkte Demokratie", so Paul Schmidt gegenüber ka-news.
KSC-Spiele auslagern?
Relativ gelassen und optimistisch zeigen sich FDP und CDU: "Es ist möglich, die Kosten wieder einzufangen. Das hat Freiburg gezeigt", sagt Thomas Hock (FDP) im Gespräch mit ka-news. Und vom stellvertretenden CDU-Fraktionsvorsitzenden Detlef Hofmann heißt es: "Uns wurden von der Stadt und KSC deutliche Möglichkeiten der Einsparungen aufgezeigt." Dabei soll es sich auch um die Stadionwälle handeln.
Änderungen im Verfahren könnten zudem eine Zeitersparnis im Bauablauf bringen, sodass der Zeitplan gehalten werden könnte. Nach SWR-Informationen würde beispielsweise eine Verlagerung der KSC-Spiele während der Bauzeit an eine andere Spielstätte enormes Einsparpotential mit sich bringen. Bislang ist geplant, den Spielbetrieb während des Umbaus im Wildpark zu erhalten.
CDU und FDP optimistisch: Budget kann gehalten werden
CDU und FDP stellen sich gegen den Vorschlag, die Haupttribüne zu erhalten. "Wie soll das funktionieren?", so Hock. "Hierzu müssten alle bestehenden Planungen geändert und gegebenenfalls die Ausschreibung aufgehoben werden. Schadensersatzansprüche könnten folgen. Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen."
Vorstellbar wäre für die CDU, die Haupttribüne mit der Gegentribüne zu tauschen, um Einsparungen zu erzielen. Die Haupttribüne zu erhalten, davon halte man in der Fraktion "überhaupt nichts". Mit einer Entscheidung in Sachen Angebotsvergabe für den Neubau rechnet man in den kommenden zwei bis drei Monaten. Die Stadt Karlsruhe schweigt, der KSC datiert die Vergabe an den Totalunternehmer inzwischen auf Februar 2018. Auch der Baubeginn für das neue Stadion wurde auf der KSC-Homepage von "Frühjahr 2018" auf "Mitte 2018" verschoben.
Während auf die Vergabe der Hauptarbeiten noch gewartet wird, laufen die Vorbereitungen zum Neubau des KSC-Stadions im Wildpark bereits seit 2016: Die notwendigen Verträge wurden geschlossen, die benötigten Grundstücke gekauft und erste Flächen geschaffen. So erhielten die Profis bereits im Oktober 2017 einen neuen Trainingsplatz - damit wurde Platz für das neue Amateurstadion der zweiten Mannschaft geschaffen. Auf dem Platz des alten Amateurstadions sollen nach Fertigstellung des Stadion die Gästebusse parken.
Bauherrin des neuen Stadions ist die Stadt Karlsruhe: Der Eigenbetrieb "Fußballstadion im Wildpark" koordiniert das Projekt. Der Eigenbetrieb ist in der Zuständigkeit von Bürgermeister Michael Obert (Dezernat 6) angesiedelt. Er ist ein vom Kämmereihaushalt getrennter verselbständigter kommunaler Wirtschaftsbetrieb, ohne jedoch eine eigene Rechtspersönlichkeit zu besitzen. Für die Baumaßnahmen ist die Karlsruher Schieneninfrastruktur Gesellschaft mbH (Kasig) als Oberbauleiterin, Projektsteuerin und technische Beraterin zuständig.
Der Artikel wurde bei den Positionen von Stefan Schmitt und der AfD nachträglich bearbeitet.
Die ausführlichen Stimmen der Stadträte gibt es im Artikel "Umbau KSC-Stadion. Haupttribüne ja oder nein - Stimmen der Stadträte"
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