Seit Jahren wird über eine neue Turmbergbahn in Durlach diskutiert - jetzt will Karlsruhe Nägel mit Köpfen machen: Mit 30 Ja- zu 13 Nein-Stimmen gab der Gemeinderat am 21. Januar grünes Licht für den Neubau.
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Durlacher Turmbergbahn steht still - wie kommt man den Hügel hoch?
Wer seit dem 29. Dezember den Ausblick vom Turmberg auf Karlsruhe genießen möchte, braucht entweder Ausdauer oder ein Auto. Denn seit die Standseilbahn nicht mehr fährt, müssen Besucher die 528 Stufen der "Hexenstäffele" erklimmen.

Abhilfe soll die "neue" Turmbergbahn schaffen. Diese soll nicht nur den Durlacher Turmberg besser an das städtische Schienennetz anschließen, sondern auch für alle barrierefrei erlebbar machen.
Warum darf die alte Turmbergbahn in Durlach nicht mehr fahren?
Die Turmbergbahn wurde am 1. Mai 1888 in Betrieb genommen und beförderte seitdem täglich Fahrgäste auf den Turmberg. Doch 2024 lief die TÜV-Zulassung der ältesten Standseilbahn Deutschlands aus. Eine Verlängerung war nicht möglich, weshalb die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) den Betrieb zum Jahresende einstellen mussten.
Zudem sorgten die nicht barrierefreien Stationen und Waggons sowie die schlechte Anbindung an das VBK-Netz für Kritik.

Was soll sich beim Neubau ändern?
Fahrzeuge
Die neuen Fahrzeuge werden größer, barrierefrei und bieten Platz für bis zu 70 Fahrgäste. Sie sollen von der Firma Garaventa hergestellt werden und autonom verkehren. Geplant ist der Einsatz von zwei Fahrzeugen.

Stationen
Eine neue Talstation entsteht an der Grötzinger Straße, während die Bergstation barrierefrei umgebaut wird. Die alte Talstation wird nicht mehr genutzt. Anwohner wünschen sich jedoch, sie als "Mittelstation" zu erhalten. Eine Entscheidung dazu steht noch aus.

Trasse
Die bestehende Strecke wird vollständig abgerissen und durch eine aufgeständerte Stahlfahrbahn ersetzt. Zudem wird die Trasse bis zur Grötzinger Straße verlängert.
Welche Vorteile hätte die Verlängerung der Turmbergbahn?
Die neue Talstation in der Grötzinger Straße soll den Turmberg besser in das Karlsruher Nahverkehrsnetz integrieren. So betonte Mathias Tröndle (SPD) am 11. Dezember im Durlacher Ortschaftsrat, dass zum Beispiel die "Sportschule Schöneck" mit der verlängerten Bahn besser zu erreichen wäre.

Welche Auswirkungen hätte der Neubau auf Durlach?
Die neue Trasse wird entlang des Grünstreifens der Bergbahnstraße geführt. Eine Brücke an der Kreuzung Bergbahnstraße/Turmbergstraße soll Rad- und Fußgängerverkehr unter der Trasse ermöglichen. Autos dürfen diese Unterführung jedoch nicht nutzen.

Was soll die neue Turmbergbahn kosten?
Die Stadt rechnet mit Gesamtkosten von etwa 32 Millionen Euro. Mindestens 50 Prozent sollen durch Zuschüsse des Landes gedeckt werden.
Sind die Zuschüsse schon sicher?
Sowohl die Stadt als auch die VBK sind sich einig: Die neue Turmbergbahn kann nur mit finanzieller Schützenhilfe des Landes realisiert werden. 50 Prozent der Gesamtkosten müssen durch Fördermittel gedeckt werden.
Wie viele Fördermittel genau nach Durlach fließen werden, ist noch nicht abschließend geklärt. Die Förderanträge wurden gestellt, doch eine endgültige Entscheidung des Verkehrsministeriums steht noch aus. Auf die Abstimmung im Gemeinderat am 21. Januar hat dieser Umstand jedoch keinen Einfluss.

Wird es einen Ersatzverkehr während der Bauarbeiten geben?
Ein Schienenersatzverkehr auf den Turmberg wurde geprüft, jedoch aus Kostengründen (zwischen 0,6 und 1,95 Millionen Euro pro Jahr) abgelehnt.
Was sind die Meinungen der Fraktionen zur neuen Turmbergbahn?
Die Grünen
Die Fraktion unterstützt das Projekt, fordert jedoch ein Park- und Verkehrskonzept, um Belastungen für Anwohner zu minimieren. Die Stadt hält dies nicht für notwendig, da eine verbesserte ÖPNV-Anbindung ausreichend sei.
FÜR Karlsruhe
Die Wählergemeinschaft schlägt vor, eine Luftseilbahn als Alternative prüfen zu lassen. Die Stadt verweist jedoch auf eine Machbarkeitsstudie aus 2017, die diese Option als unpraktisch bewertete.

KAL
Die Karlsruher Liste fordert, die Modernisierung der Turmbergbahn ohne Trassenverlängerung zu prüfen. Zudem stellt sie die Finanzierbarkeit angesichts der Haushaltslage infrage.
Volt
Die Fraktion plädiert für eine Vertagung der Entscheidung, um weitere Analysen abzuwarten. Die Stadt argumentiert, dass das Projekt seit 2017 ausführlich diskutiert werde und Verzögerungen die Kosten erhöhen könnten.
Aktualisierung, 21. Januar, 17.15 Uhr: Gemeinderat macht Weg für Umbau der Turmbergbahn frei
"Der Worte sind genug gewechselt. Heute sind Entscheidungen angesagt", leitete Stadtrat Tröndle (SPD) seinen Redebeitrag vor der Abstimmung im Karlsruher Gemeinderat ein. Die Pläne zur Turmbergbahn fanden breite Unterstützung: SPD, Grüne, eine Mehrheit der CDU, FDP und Volt stimmten dafür.

"Angesichts der desaströsen Haushaltslage können wir keinem weiteren Prestigeprojekt der Stadt zustimmen", entgegnete hingegen Stadträtin Kaufmann (Die Linke). Die kontroverse öffentliche Debatte um das Projekt spiegelte sich auch im Gemeinderat wider: Vertreter der Linken, der FÜR Karlsruhe, der KAL und der AfD sprachen sich mehrheitlich dagegen aus.
Wie ehrlich waren die VBK?
Ein Redebeitrag von Stadtrat Cramer (KAL) sorgte im Gemeinderat für Aufregung. Cramer zweifelte an der Offenheit der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) gegenüber dem Gemeinderat und der Öffentlichkeit: "Hinter verschlossenen Türen gab die VBK zu, dass sie die Verlängerung der Turmbergbahn aus betriebswirtschaftlichen Gründen nicht befürworten würde."

Diese Aussage ließ selbst Oberbürgermeister Frank Mentrup aufhorchen: "Hier in fast schon verschwörungstheoretische Argumente abzudriften, ist diesem Hause unwürdig", mahnte er. Auch Stadtrat Löffler (Grüne) kritisierte Cramers Äußerungen: "Herr Cramer scheint etwas falsch verstanden zu haben. Aus betriebswirtschaftlichen Überlegungen gäbe es in Karlsruhe weder Kultur noch eine einzige S-Bahn", daher ist diese Kritik nicht valide."
Wie geht es weiter?
Mit der Zustimmung des Gemeinderates könnten die Bauarbeiten noch 2025 beginnen – vorausgesetzt, das Land Baden-Württemberg übernimmt wie geplant 50 Prozent der Baukosten. Stadt und VBK sind allerdings zuversichtlich, dass es klappt.