Es ist Samstag, der 2. Oktober, gegen 20.30 Uhr. Viele Pendler, Wochenendheimfahrer und sonstige Bahngäste sind zu diesem Zeitpunkt auf den Bahnsteigen des Durlacher Bahnhofs unterwegs. Dann passiert es: Ein 27-jähriger Mann überquert die Gleisen und übersieht den mit 140 Stundenkilometern heranrasenden Schnellzug. Der Lokführer versucht alles, um das Unglück noch rechtzeitig abzuwenden, doch der Mann verstirbt noch an Ort und Stelle.
Der Punkt: Nicht nur für die Angehörigen des Opfers können solche Erlebnisse traumatisierend sein - oftmals haben die Lokführer mit langfristigen Folgen zu kämpfen. Das weiß auch die "Deutsche Bahn".
35-köpfiges Team aus Psychologen und Ärzten
"Die Deutsche Bahn nimmt ihre Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitenden, die während ihrer Tätigkeit traumatischen Ereignissen ausgesetzt sein können, sehr ernst. Im Mittelpunkt steht ein umfassendes Betreuungsprogramm zur Vermeidung posttraumatischer Belastungsstörungen (PTBS)", antwortet eine Sprecherin auf Nachfrage der Redaktion per E-Mail.

Hierfür stellt die Deutsche Bahn über 35 Psychologen und ausgebildete Betriebsärzte der ias-Gruppe zur Verfügung, die betroffenen Mitarbeitern ihre Dienste anbieten können. Wie lange die Lokführer nach derartigen Vorfällen arbeitsunfähig sind, hänge allerdings von den Bahnfahrern ab.
"Lokführer werden bei Personenunfällen ausnahmslos von Kollegen abgelöst und nach Hause begleitet. Die Fahrer bleiben dann solange außer Dienst, bis die aus dem Ereignis resultierenden Belastungsreaktionen bei ihnen abgeklungen sind. Für eine intensivere Nachbetreuung betroffener Mitarbeiter stehen ebenfalls Ärzte sowie Psycholog der ias-Gruppe zur Verfügung", so die Sprecherin weiter.
Was allerdings mit Lokführer geschieht, die sich außerstande sehen, jemals wieder in diesem Beruf zu arbeiten, blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
DB ist Mitglied der "NaSPro"
Zudem betont die Deutsche Bahn gegenüber ka-news.de, dass sie als aktives Mitglied des Nationalen Suizidpräventionsprogramms (NaSPro) agiere. Einem bundesweiten Netzwerk mit dem Ziel der Förderung, Entwicklung und Fortentwicklung der Suizidprävention in Deutschland.

"Jedes Jahr nehmen sich in Deutschland etwa 10.000 Menschen das Leben. Die Anzahl der Suizide in Deutschland ist dreimal so hoch wie die der Verkehrstoten. Suizidalität ist insofern ein komplexes Phänomen und die Suizidprävention eine vielschichtige Aufgabe", heißt es in der E-Mail an ka-news.de abschließend.
Wenn Ihre Gedanken darum kreisen, sich das Leben zu nehmen, sind Mitarbeiter der Telefonseelsorge unter 0800 1110111 oder 0800 111 0 222 rund um die Uhr für Sie erreichbar. In Karlsruhe bieten zudem der Kriseninterventionsdienst K.i.D. (0721 – 830 36 47) und der Arbeitskreis Leben Karlsruhe (0721 – 811424) Hilfe und Beratung an.
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