Die dritte Welle ist in vollem Gange und verlangt den Krankenhäusern einiges ab. So müssen allein im Städtischen Klinikum 31 Personen auf der Covid-Allgemeinstation- und sechs Patienten auf der Covid-Intensivstation behandelt werden - alle sechs werden aktuell künstlich beatmet. 

Genau darin sieht der Medizindirektor der Medizinischen Klinik III, Martin Bentz, allerdings ein Problem: "Wir haben 12 Betten für Covid-Patienten auf der Intensivstation reserviert, aber die werden über das Wochenende sicher wieder vollständig belegt sein." Die Lösung: zwei weitere Betten im Intensivbereich.

Martin Bentz, Klinikdirektor medizinische Klinik III
Martin Bentz, Klinikdirektor medizinische Klinik III | Bild: Verena Müller-Witt

"Es war uns wichtig, dass wir das schaffen, ohne mit den Intensivbetten im Nicht-Covid Bereich runterzugehen. Denn auch da ist Bedarf", so Bentz weiter. Doch damit diese zwei Betten auch betreut werden können, sei einmal mehr das Personal gefragt. 

Es droht Überlastung des Gesundheitssystems

Damit eröffnet sich gleich ein weiteres Problem. Nicht nur, dass Intensivkräfte Mangelware sind, auch die Prognose für die kommenden Wochen sieht nicht gut aus. "Wir müssen möglicherweise ab nächster Woche auf 16 oder 18 Betten aufrüsten", so Bentz weiter. Auch eine Verlegung innerhalb des Clusters, bestehend aus sechs Kliniken in Baden-Württemberg, sei kaum noch möglich.

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"Die einzigen Krankenhäuser, die noch Kapazitäten haben, sind Ulm und Freiburg", ergänzt er. "Der Rest kann nichts mehr aufnehmen." Kurzum: Trotz aller Mühen drohe eine Überlastungen des Gesundheitswesens.

Elvira Schneider, Pflegedirektorin am Städtischen Klinikum Karlsruhe
Elvira Schneider, Pflegedirektorin am Städtischen Klinikum Karlsruhe | Bild: Gudrun de Maddalena

"Die ist ernst zu nehmen, auch wenn wir in einem Zustand sind, der uns erlaubt, Covid-Patienten zu betreuen und erforderliche Operationen im Nicht-Covid Bereich durchzuführen", so Bentz weiter. Pflegedirektorin Elvira Schneider fügt hinzu: "Trotzdem werden wir weitere Mitarbeiter in die Covid-Intensivstation versetzen müssen."

Suizidale Krisen bei Erwachsenen nehmen zu

Ebenfalls gefordert: Die psychiatrischen Einrichtungen am Städtischen Klinikum. Hier mussten bereits Gruppen reduziert und Therapien entsprechend auf die Pandemie angepasst werden. 

Zwar sei bei den Kindern und Jugendlichen, aber auch bei den Erwachsenen, nicht unbedingt ein Patientenzuwachs zu verzeichnen, dafür aber eine Steigerung im Bereich "schwer Erkrankte und Notfälle" von rund 20 Prozent. Sogar von mehr Suizidalität ist die Rede. Einschränkungen in den Sprechstunden oder in der Notambulanz soll es aber dennoch nicht geben.

Michael Berner, Direktor der Klinik für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin
Michael Berner, Direktor der Klinik für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin | Bild: Verena Müller-Witt

"Viele, die eigentlich Hilfe bräuchten, wagen oftmals erst den Weg zu uns, wenn es eigentlich schon zu spät ist", erklärt der Direktor der Klinik für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin, Michael Berner. "Da kommen innerhalb einer Schicht zum Teil fünf solcher suizidalen Krisen rein, die es zu bewältigen gibt. Das ist zwar mehr als sonst, aber wir bekommen das gestemmt."

Beziehungen pflegen ist entscheidend

Aber auch im Bereich der Kinder- und Jugendlichen sei eine "relativ starke Inanspruchnahme" wahrnehmbar, die bereits psychiatrische Erkrankungen haben. Der Grund: Wer bereits vorbelastet ist braucht umso mehr Struktur im Alltag. 

"Normalerweise raten wir ja immer dazu, dass sie sich mit den Freunden treffen- oder in den Sportverein gehen sollen. Was aber aktuell nicht geht", erklärt Meike Bottlender, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie.

Meike Bottlender, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie
Meike Bottlender, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie | Bild: Verena Müller-Witt

"Darum müssen die Familien und Schulen den Kindern die Situation auch so verdeutlichen, dass sie die Lage auch verstehen können. Dazu sollten dann soweit es irgendwie geht, Strukturen und Regelmäßigkeiten geschaffen- und Beziehungen gestärkt werden."

Vision vom Ende der Pandemie fokussieren

Doch wie sollen Beziehungen gestärkt werden, wenn man kaum jemanden treffen kann? Laut den Experten können hier tatsächlich digitale Formate weiterhelfen. "Jedem hängt das mit dem digitalen zum Hals raus, aber Nähe kann auch in diesem Format vermittelt werden", führt Berner weiter aus.

Darüber hinaus sei es wichtig, eine Vision zu erschaffen, die das Ende der Pandemie in den Fokus nimmt. "Es ist jetzt umso wichtiger den Patienten immer wieder bewusst zu machen, 'du wirst nicht untergehen' und 'es wird irgendwann ein Ende haben'. Diese Botschaft ist ganz wichtig."

Wenn Ihre Gedanken darum kreisen, sich das Leben zu nehmen, sind Mitarbeiter der Telefonseelsorge unter 0800 1110111 oder 0800 111 0 222 rund um die Uhr für Sie erreichbar. In Karlsruhe bieten zudem der Kriseninterventionsdienst K.i.D. (0721 – 830 36 47) und der Arbeitskreis Leben Karlsruhe (0721 – 811424) Hilfe und Beratung an.
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