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Karlsruhe: Mord in Karlsruhe: Die letzte öffentliche Hinrichtung auf dem Gutenbergplatz

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Mord in Karlsruhe: Die letzte öffentliche Hinrichtung auf dem Gutenbergplatz

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    Gutenbergplatz in Karlsruhe
    Gutenbergplatz in Karlsruhe Foto: Paul Needham

    Der Hinrichtungsplatz vor den Stadttoren

    Der Hinrichtungsplatz liegt in der Nähe des Gutenbergplatzes in der Weststadt. Der Platz, der sich vor den Stadttoren befindet, besteht aus einer umgestalteten Wiese. Eine der Voraussetzungen für diesen Standort war, dass er möglichst weit entfernt von der bebauten Stadt liegt, aber noch auf der Karlsruher Gemarkung.

    Gutenbergplatz in Karlsruhe
    Gutenbergplatz in Karlsruhe Foto: Paul Needham

    Auf dem Platz gibt es auch Tribünen für Schaulustige. Die Hinrichtungen der Brüder Maisch im März 1829, die im Juli 1827 den Schweizer Melker Johann Reinhard auf brutale Weise umbringen, sind die letzten öffentlichen Hinrichtungen auf dem Gutenbergplatz.

    Oberhofrichter Karl von Drais berichtet Gericht in Mannheim

    Die badischen Zeitungen informieren ausführlich über den Fall, nach einem Bericht vom Großherzoglichen badischen Oberhofgericht am 1. April 1829. Den Bericht verfasste der Freiherr von Drais, Oberhofrichter und Vater vom Karlsruher Erfinder Karl Freiherr von Drais

    Veränderte die Welt: Das Laufrad des Karlsruhers Karl Drais
    Veränderte die Welt: Das Laufrad des Karlsruhers Karl Drais Foto: ps

    Oberhofrichter von Drais berichtet, wie die beiden Brüder Qualibert und Damian Maisch aus Winkel bei Rothenfels den Schweizer Melker, Johann Reinhard, am 29. Juli 1827 vor den Toren der Residenz Karlsruhe beraubten und töteten.

    Brüder Maisch haben einen "üblen Ruf"

    Reinhard arbeitet bei den Gebrüdern Wagner in der Melkerei und wird morgens, um 5 Uhr, auf dem Hof (der genaue Standort wird nicht erwähnt) "grausam erschlagen" aufgefunden. Sein gesamtes Hab und Gut, das er in einer verschlossenen Kiste neben seinem Bett im Stall aufbewahrte, wird gestohlen.

    Es dauert mehrere Wochen, bis der Verdacht auf die Brüder Qualibert und Damian Maisch fällt, die zu dieser Zeit schon einen "üblen Ruf" genießen. Man findet dann in der Wohnung der Brüder mehrere Effekte von Reinhard. Zunächst leugnen die Brüder die Tat, doch irgendwann gestehen Qualibert und Damian das Verbrechen.

    (Symbolbild)
    (Symbolbild)

    Angeblich hatte Qualibert die Idee, einen Diebstahl beim Melker auszuüben. Nach seiner Erzählung, steigen die beiden am 27. Juli, kurz nach Mitternacht, durch ein offenes Fenster in den Stall. Dort schläft Reinhard neben seiner verschlossenen Kiste. Die ist jedoch zu schwer, um sie wegzutragen und Qualibert schlägt seinem Bruder vor, wieder fortzugehen. Aber Damian hat eine andere Idee.

    Er meint, wenn Reinhard außer Gefecht gesetzt wird, könnte man die Kiste ohne Probleme öffnen und den Inhalt mitnehmen. Qualibert weigert sich zunächst, schaltet sich jedoch ein, als sein Bruder den Melker gewalttätig angreift. Er reicht ihm sogar einen eisernen Hammer, den er unter dem Bett findet. Mit dem Hammer schlägt Damian dem schlafenden Reinhard auf den Kopf.

    Daraufhin springt der Melker vom Bett und rennt zur Stalltür, doch Qualibert holt ihn ein und schlägt mit "eisernen Instrument" mehrmals auf ihn ein, bis er zu Boden fällt. Anschließend attackiert ihn Damian so lange, bis Reinhard kein Lebenszeichen mehr von sich gibt. Danach bricht Damian die Kiste auf und die beiden Brüder entkommen mit ihrer Beute.

    Mord wird mit Vorsatz ausgeübt

    Nach der Untersuchung des Leichnams wird der Fall als Raubmord eingestuft. Laut Gesetz wird ein solcher Raub, sobald eine Tötung herbeigeführt wird, mit der Todesstrafe bestraft, schreibt Oberhofrichter Drais. Er bestätigt das Todesurteil im Auftrag des Mannheimer Oberhofs.

    Aber in diesem Fall schien es sich nicht nur um Raubmord zu handeln, sondern um Mord mit Vorsatz. Demnach ist eine Schärfung verdient, heißt es. Nach dem obergerichtlichen Urteil werden beide Brüder mit dem Schwert hingerichtet – Qualibert zuerst, weil er nur Anstifter des Diebstahls ist. Damian, als Anstifter des Mords, sollte noch die Hinrichtung seines Bruders "erleben und erleiden".

    Generallandesarchiv Karlsruhe J-B Karlsruhe 145, 10. Hinrichtung der Brüder Qualibert und Damian Maisch am 27. März 1929.
    Generallandesarchiv Karlsruhe J-B Karlsruhe 145, 10. Hinrichtung der Brüder Qualibert und Damian Maisch am 27. März 1929. Foto: Generallandesarchiv Karlsruhe J-B Karlsruhe 145, 10. Hinrichtung der Brüder Qualibert und Damian Maisch am 27. März 1929.

    Am 27. März 1829 wird auf dem Richtplatz die Todesstrafe "ordnungsgemäß vollzogen". Bei der Hinrichtung ist eine große Zuschauermenge anwesend. Beide Brüder "bezeugten ein tiefes Gefühl der Reue", schreibt Freiherr von Drais abschließend.

    Wo kamen die Brüder Maisch her?

    Die Brüder Maisch stammen aus einer großen Bürger- und Handwerkerfamilie in Winkel im Murgtal. Warum sie sich dem Diebstahl zuwandten, ist ein Rätsel. Nach der Hinrichtung wurde Winkel eine Zeit lang das "Räuberdorf" genannt. Heute ist es mit etwa 220 Einwohnern der zweitkleinste Ortsteil von Gaggenau.

    Weitere spannende Geschichten aus Karlsruhe findet ihr in unserem Dossier zur Stadtgeschichte.

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