Fast wäre das Podium zu kurz gewesen. Von einem "breiten Bündnis" sprach OB-Kandidat Frank Mentrup gleich mehrfach - und breit präsentierte sich dieses Bündnis auch nebeneinander sitzend. Mehrere Tische mussten zusammengeschoben werden, damit die insgesamt acht Vertreter von SPD, Grünen und Karlsruher Liste neben dem gemeinsamen Kandidaten Platz hatten - und auch das nur gerade so eben. "Bei der OB-Wahl ziehen SPD, Grüne und KAL an einem Strang", war dann dazu passend die gemeinsame Presseerklärung zum Wahlkampfaftakt überschrieben, denn, so die Überschrift weiter: "Ein neuer Aufbruch für Karlsruhe - das geht nur mit Frank Mentrup!"
Keine fertigen Antworten, aber ein atmendes Programm
Der will diesen Aufbruch weniger mit fertigen Antworten, sondern mit dem Weg dorthin meistern. "Ein OB sollte nicht ein Programm haben, dass zu allen Themen eine Antwort gibt", so Mentrup, "ein Programm muss atmen." Es gehe es darum, den Menschen zuzuhören, unterschiedliche Ideen und Standpunkte miteinander zu verknüpfen und anschließend Lösungen zu gestalten - und zwar solche, die auch durchsetzbar sind.
"Eine zweite Rheinbrücke etwa ist in der Form, wie sie derzeit geplant ist, mit dem Gemeinderat gar nicht umzusetzen", so Mentrup. Dennoch könne er doch unmöglich für alle Zeiten sagen, dass keine zweite Brücke geplant und gebaut werden dürfe. Ähnlich sei es mit dem Wildparkstadion. Derzeit sei er für eine Renovierung am bisherigen Standort, "aber wenn morgen jemand sagt, ich zahle einen Neubau an einem anderen Standort, fange ich sofort an, ein Grundstück zu suchen."Auf eben diese Differenzierung, nicht für jedes Thema eine für immer gültige Antwort zu haben, müsse man sich mit ihm einlassen. Als Oberbürgermeister hier nur schwarz und weiß zu malen setze voraus, das man genau wisse, was in den kommenden acht Amtsjahren passiere.
Deutliche Worte fand Mentrup für die von seinem Konkurrenten Ingo Wellenreuther immer wieder hochgehaltene Heimatverbundenheit - freilich ohne diesen namentlich zu nennen. "Heimat als Geburtsort ist ein prähistorischer Begriff", so Mentrup. Der Geburtsort sei schließlich Zufall, die selbst gewählte Heimat hingegen eine bewusste und damit viel selbstbewusstere Entscheidung. Mehrfach sei er gefragt worden, ob er sich eine Kandidatur in anderen Städten vorstellen könne, doch erst bei Karlsruhe, wo er seit fünf Jahren lebe, sei ihm die Entscheidung für eine Kandidatur leicht gefallen. "Meine Kandidatur ist ein Bekenntnis zu dieser Stadt, die meine Heimat geworden ist", so Mentrup. Sein Vorbild sei der in Freiburg geborene frühere Karlsruher Oberbürgermeister Günther Klotz. "Einer der größten Oberbürgermeister", so Mentrup.
Mentrup: "Ich bin niemandem etwas schuldig"
Dass er als einziger der derzeit fünf Kandidaten derzeit nicht im Karlsruher Gemeinderat sitze, sehe er eher als Vorteil: "Ich bin niemandem etwas schuldig, es gibt keine Wunden, die ich geschlagen habe", betonte Mentrup. Deutlich schärfer formulierte es der Fraktionsvorsitzende der Karlsruher Liste im Gemeinderat, Lüppo Cramer: "Ich will jemanden, wo ich weiß, dass er es ehrlich meint. Wo ich weiß, es werden keine Dinge in den Gemeinderat getragen, die vorher als Versprechungen gemacht wurden." Ein Oberbürgermeister, der vorher "schwere Schlachten"geschlagen habe, sei in seinen Augen eine große Gefahr. Sowohl Wellenreuther als auch Mentrup hätten bei der Karlsruher Liste angefragt, bei ersterem habe man aber keine Schnittmenge gesehen.
Für den gemeinsamen Wahlkampf wolle nun jeder seine jeweiligen Stärken einbringen, so die Vertreter von SPD, Grünen und KAL. Beim Grund, warum sie Mentrup unterstützen, sind sich allerdings alle einig: Der Wechsel müsse her - sowohl in der Person an der Verwaltungsspitze als auch beim Politikstil.
Das vollständige Wahlprogramm von Frank Mentrup gibt es auf der seit Mittwochnachmittag freigeschalteten Wahlkampf-Homepage www.mentrup2012.de.
Weitere Informationen zur Oberbürgermeisterwahl haben wir hier in unserem Themen-Dossier zusammengefasst. In unserer Themenwoche zur Oberbürgermeisterwahl präsentieren wir außerdem seit Montag, 17. September, täglich ein wichtiges Wahlkampfthema und die Meinungen der fünf Kandidaten dazu.