Wer sich in Karlsruhe schon einmal genauer umgeschaut hat, wird sie wahrscheinlich schon einmal gesehen haben: Die Autos der "Stadtmobil"-Flotte. Mit einem Stadtmobil-Aufkleber auf dem Kotflügel weisen sie darauf hin, dass sie als Carsharing-Fahrzeug zur Verfügung stehen.
Wer Kunde beim Unternehmen Stadtmobil ist, kann diese Autos buchen und dann mit ihnen durch die Stadt fahren - praktisch vor allem für diejenigen, die nur zeitweise einen Wagen benötigen: Die geteilten Autos eignen sich besonders für Einkaufsfahrten und Erledigungen im Stadtkreis. Wer sich ein Stadtmobil mieten möchte, holt sich zunächst mit dem Stadtmobilausweis den zuvor gebuchten Schlüssel aus einem der zahlreichen festgelegten Terminals im Stadtgebiet. Dann kann die Fahrt losgehen.

Generell war es allerdings problematisch, einen Parkplatz für den geliehenen Wagen zu finden - speziell in der Innenstadt. Der Grund: Nicht immer sind Plätze an Stadtmobil-Terminals frei, und da hilft es natürlich auch nicht, dass ein geteiltes Auto an der Station abgestellt werden muss, an der es ausgeliehen wurde.
Stadt opfert öffentliche Parkbuchten für Carsharing-Plätze
Doch damit soll nun Schluss sein: Die Stadt Karlsruhe hat jüngst zwei Parkplätze in Rüppurr an der Christkönigskirche zu Carsharing-Plätzen umgewandelt. Diese Parkplätze sind nur für die Leihwagen des Stadtmobils - als zurzeit einziger Anbieter - zugänglich. Insgesamt 57 dieser exklusiven Stellplätze sollen bis Jahresende in Karlsruhe entstehen.
"Wir wollen das Verkehrsangebot attraktiver gestalten", erklärt Ordnungsbürgermeister Albert Käuflein bei der Einweihung der Plätze am vergangenen Donnerstag. "Das Durchschnittsauto steht 23 Stunden am Tag. Ein Stadtmobil hingegen wird sechs bis acht Stunden am Tag genutzt."

Das Besondere an den neuen Parkplätzen: Sie sind nicht als Stadtmobil-Station mit Terminal, sondern als temporärer Abstellort gedacht. Das heißt: Wer sein Auto nur schnell etwa zum Einkaufen parken möchte, kann die neuen Flächen nutzen. Zum Zurückgeben muss man allerdings das Terminal ansteuern, an dem man das Fahrzeug angemietet hat.

Was die Stadtmobil-Nutzer freuen dürfte, wird die Privatparker allerdings nicht ganz so glücklich machen. Der Grund: Für die neuen Stellflächen wurden und werden keine neuen Plätze geschaffen, sondern öffentliche Parkplätze umgewandelt, die dann für private Fahrer tabu sind. Das ist für Bürgermeister Albert Käuflein allerdings zu verschmerzen: "Diese Parkplätze fallen nicht weg. Es gibt sie immer noch, momentan stehen ja auch Stadtmobil-Autos drauf", sagt er.
Neues Parkschild sorgt für Verwirrung in der Bevölkerung
Damit künftig auch jeder weiß, welcher Parkplatz öffentlich ist und welcher zum Carsharing-Stellplatz umgewandelt wurde, werden sie mit neuen Schildern gekennzeichnet: Ein Auto, das mit einer weißen Linie geteilt ist, und vier Personen, die darum herumstehen.

Einige Bürger, die am Donnerstag zufällig an dem Schild vorbeikamen, waren von dem Design allerdings noch nicht überzeugt. "Die Bedeutung erschließt sich mir hier nicht", meint ein 68 Jahre alter Anwohner aus Rüppurr. "Was soll das denn bedeuten? Da sollte man 'Carsharing' oder so dranschreiben."
Wer sich nicht dran hält, zahlt 55 Euro Strafe
Dieser Einwand scheint durchaus berechtigt: Noch während des Enthüllungstermins der neuen Parkbuchten hatten mehrere Verkehrsteilnehmer - keine Stadtmobil-Nutzer - versucht, dort zu parken. Sie wurden jedoch von Bereichsleiter Matthias Günzel, Leiter des Bereiches Straßenverkehr beim Ordnungsamt Karlsruhe, schnell über die neue Regelung informiert.

"Das ist ganz normal. Das wird sich einfach einbürgern müssen", sagt er, als er einen angehenden Falschparker vom Carsharing-Platz vertreibt. "Da habe ich keine Sorgen." Autos, die dort parken dürfen, sollen ab jetzt mit einer blauen Carsharing-Plakette versehen werden.
Wer die Plakette nicht am Wagen hat, zieht nicht nur das Missfallen der Carsharing-Nutzer, sondern auch ein Bußgeld von 55 Euro auf sich. "Wir wollen generell nicht bestrafen, sondern das Carsharing attraktiver machen", erklärt Günzel.

Park and Ride als Zukunftsmodell für Stadtmobilität
Bürgermeister Albert Käuflein ist von dem Modell überzeugt: "Wir setzen hier auf multimodalen Verkehr." Die Haltestelle für die S-Bahn und Nextbike-Leihfahrräder sind in Sicht- und Laufweite der neuen Plätze an der Christkönig-Kirche. "Wer hier ankommt, kann gleich auf ein Nextbike oder die Bahn umsteigen." Die Nextbike-Station neben dem Parkplatz ist leer. Das Angebot ist offensichtlich gerne benutzt.

Die neuen Parkplätze sollen nun die Nachfrage nach dem Leih-Auto weiter steigern. Das Angebot wird sich in den kommenden Monaten ausbreiten - bis zu 57 weitere Carsharing-Parkplätze im Stadtkreis Karlsruhe sind geplant. Wo genau sie installiert werden, ist jedoch noch nicht klar - allerdings sollen hauptsächlich äußere Stadtteile wie Rüppurr, Mühlburg und Durlach im Visier stehen.
Das komplette ka-news.de-Interview mit Bürgermeister Albert Käuflein:
Stadtmobil ist mit über 3.000 Fahrzeugen und 68.000 aktiven Nutzern das größte Carsharing-Unternehmen in Deutschland. Darüber hinaus ist Stadtmobil der einzige Anbieter in Karlsruhe und wird vor allem von Singles ohne eigenes Auto genutzt. Stadtmobil bietet neben den klassischen Leihwagen, die an der gleichen Station abgestellt und abgeholt werden müssen, auch den Stadtflitzer an - dieser Leihwagen kann überall im Einzugsgebiet Karlsruhe abgestellt werden und ist per App schnell buchbar.
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